Achtung! Die Entscheidung über das Mahnmal steht bevor!

Am 30. März 2023 will die Bezirksvertretung Innenstadt ihre Entscheidung verkünden, ob sie die seit 2018 von einer wachsenden Zahl Kölner Organisationen und Prominenten (s. voelkermord-erinnern.de/Unterstützer) geforderten Aufstellung des Mahnmals „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ genehmigt. Leider ist es bislang zu keiner Diskussion zwischen den Befürwortern des Mahnmals und den Mitgliedern der Bezirksvertretung gekommen. Wir befürchten, dass die Bezirksvertretung eine solche Diskussion auch bis zum 30.3. nicht mehr plant. Vielmehr soll derzeit in zwei internen Treffen, einem Fachgespräch am 14.3. und einer Fraktionsvorsitzendenkonferenz am 21.3., hinter verschlossenen Türen geklärt werden, welche Entscheidung die BV am 30.3. zu verkünden gedenkt.

Ein demokratisches Vorgehen sieht nach unserer Ansicht anders aus.

Wir möchten im Folgenden mit einigen Dokumenten über den in unseren Augen intransparenten Entscheidungsprozess der BV-Innenstadt aufklären:

Schreiben vom 13. Januar 2023

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hupke, sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt!

Sie beraten derzeit in Ihren Reihen, wie Sie mit dem Antrag umgehen wollen, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ temporär an der Hohenzollernbrücke aufzustellen.

In diesem Zusammenhang ist die Frage aufgetaucht, ob der folgende Satz der Inschrift des Mahnmals den historischen Forschungen entspricht: „Das Osmanische Reich und die beteiligten deutschen Offiziere unter Führung Kaiser Wilhelm II. tragen die Verantwortung für diesen Völkermord an der armenischen Bevölkerung.“

Wir haben zu dieser Aussage, das Osmanische Reich als Staat und diejenigen der 800 im Osmanischen Reich eingesetzten und vom Kaiser geführten deutschen Offiziere, die sich am Genozid aktiv beteiligt haben, tragen die Verantwortung für das Geschehen, zwei Stellungnahmen renommierter HistorikerInnen eingeholt, die wir Ihnen zur Kenntnis geben möchten (s. Anlage).

Hans-Lukas Kieser, Titularprofessor für Geschichte, Universität Zürich; Assoc. Professor, University of Newcastle, Australien, Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Genozid an den Armeniern stellt u.a. fest: „Zahlreiche militärische, diplomatische und sogar ärztliche Vertreter des Kaiserreichs waren bereit, «die Armenier» pauschal zu verunglimpfen. Sie identifizierten sich in Worten und Taten mit dem vermeintlichen «Unschädlichmachen der Armenier» zugunsten der gemeinsamen Kriegsanstrengung. Ihr Mittun reichte von diplomatischer Rückendeckung, militärisch-sozialdarwinistischen Ratschlägen und aktiver Leugnungspropaganda zur Auslieferung armenischer Mitarbeiter namentlich bei der Bagdadbahn und zum militärischen Vorgehen gegen jene, die sich in Ausnahmefällen lokal wehrten, wie z.B. das armenische Quartier in Urfa.“

Prof. h.c. Dr. phil. Tessa Hofmann, ebenfalls durch zahlreiche Beiträge ausgewiesene Expertin resümiert in ihrer Stellungnahme: „Offiziere der kaiserdeutschen Koalitionsarmee im Osmanischen Reich waren 1915 bedauerlicherweise am Genozid der Regierungspartei /Ittihat ve Terakki Cemiyeti /(alias Jungtürken) an den Armeniern beteiligt. Insoweit entspricht die Inschrift des Kölner Genozid-Mahnmals den historischen Tatsachen und widerspiegelt die aktuelle historische Rezeption.“

Die temporäre Aufstellung des Mahnmals – in direkter Konfrontation zu dem wuchtigen Reiterstandbild Kaiser Wilhelm II – trägt dazu bei, den Auftrag der Entschließungen des Bundestages von 2006 und 2016 gerecht zu werden, Deutschland habe „mit zur Verdrängung der Verbrechen am armenischen Volk beigetragen“ und sei deshalb verpflichtet, „sich der eigenen Verantwortung zu stellen“ (Drucksache 15/5689).

Sollte nach der Lektüre der beigefügten Stellungnahmen Ihrerseits weiterer Klärungsbedarf bestehen, sind wir gern zu ergänzenden Erläuterungen und Gesprächen bereit.

Im übrigen möchten wir Sie herzlich zu einer Veranstaltung einladen, die wir am 22. Februar 2023 durchführen. Gast ist Jürgen Gottschlich, Autor des über die Bundeszentrale für Politische Bildung vertriebenen Buches: „Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier“.

Mit freundlichen Grüßen
i.A. Initiative Völkermord erinnern

Auf diesen Brief erhielten wir keine Rückmeldung.

Stellungnahme Hans-Lukas Kieser
Stellungnahme Tessa Hofmann

Schreiben vom 10.11. 2022

In diesem Schreiben ludt Dr. Rainer Will, (Stv. Leiter) des Katholisches Bildungswerkes Köln die Mitglieder der BV-Innenstadt zu einem Gedankenaustausch ein. Er sprach die Einladung im Namen von Dr. Martin Bock (Melanchthon-Akadamie), Ciler Firtina (KulturForum Türkei Deutschland), Stawrula Panagiotak (Schauspiel Köln), Claudia Wörmann (Verein ELDE-Haus) und Shakeh Zeynalian (Armenische Gemeinde Köln) und der Initiative “Völkermord erinnern” aus.

Zu dem Gespräch kam es nicht. Einige Mitglieder der BV waren aus Zeitgründen verhindert. Ein Alternativvorschlag aus den Reihen der BV wurde nicht vorgelegt.

Achtung! Die Entscheidung über das Mahnmal steht bevor!

Am 30. März 2023 will die Bezirksvertretung Innenstadt ihre Entscheidung verkünden, ob sie die seit 2018 von einer wachsenden Zahl Kölner Organisationen und Prominenten (s. voelkermord-erinnern.de/Unterstützer) geforderten Aufstellung des Mahnmals „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ genehmigt. Leider ist es bislang zu keiner Diskussion zwischen den Befürwortern des Mahnmals und den Mitgliedern der Bezirksvertretung gekommen. Wir befürchten, dass die Bezirksvertretung eine solche Diskussion auch bis zum 30.3. nicht mehr plant. Vielmehr soll derzeit in zwei internen Treffen, einem Fachgespräch am 14.3. und einer Fraktionsvorsitzendenkonferenz am 21.3., hinter verschlossenen Türen geklärt werden, welche Entscheidung die BV am 30.3. zu verkünden gedenkt.

Ein demokratisches Vorgehen sieht nach unserer Ansicht anders aus.

Wir möchten im Folgenden mit einigen Dokumenten über den in unseren Augen intransparenten Entscheidungsprozess der BV-Innenstadt aufklären:

Schreiben vom 13. Januar 2023

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hupke, sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt!

Sie beraten derzeit in Ihren Reihen, wie Sie mit dem Antrag umgehen wollen, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ temporär an der Hohenzollernbrücke aufzustellen.

In diesem Zusammenhang ist die Frage aufgetaucht, ob der folgende Satz der Inschrift des Mahnmals den historischen Forschungen entspricht: „Das Osmanische Reich und die beteiligten deutschen Offiziere unter Führung Kaiser Wilhelm II. tragen die Verantwortung für diesen Völkermord an der armenischen Bevölkerung.“

Wir haben zu dieser Aussage, das Osmanische Reich als Staat und diejenigen der 800 im Osmanischen Reich eingesetzten und vom Kaiser geführten deutschen Offiziere, die sich am Genozid aktiv beteiligt haben, tragen die Verantwortung für das Geschehen, zwei Stellungnahmen renommierter HistorikerInnen eingeholt, die wir Ihnen zur Kenntnis geben möchten (s. Anlage).

Hans-Lukas Kieser, Titularprofessor für Geschichte, Universität Zürich; Assoc. Professor, University of Newcastle, Australien, Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Genozid an den Armeniern stellt u.a. fest: „Zahlreiche militärische, diplomatische und sogar ärztliche Vertreter des Kaiserreichs waren bereit, «die Armenier» pauschal zu verunglimpfen. Sie identifizierten sich in Worten und Taten mit dem vermeintlichen «Unschädlichmachen der Armenier» zugunsten der gemeinsamen Kriegsanstrengung. Ihr Mittun reichte von diplomatischer Rückendeckung, militärisch-sozialdarwinistischen Ratschlägen und aktiver Leugnungspropaganda zur Auslieferung armenischer Mitarbeiter namentlich bei der Bagdadbahn und zum militärischen Vorgehen gegen jene, die sich in Ausnahmefällen lokal wehrten, wie z.B. das armenische Quartier in Urfa.“

Prof. h.c. Dr. phil. Tessa Hofmann, ebenfalls durch zahlreiche Beiträge ausgewiesene Expertin resümiert in ihrer Stellungnahme: „Offiziere der kaiserdeutschen Koalitionsarmee im Osmanischen Reich waren 1915 bedauerlicherweise am Genozid der Regierungspartei /Ittihat ve Terakki Cemiyeti /(alias Jungtürken) an den Armeniern beteiligt. Insoweit entspricht die Inschrift des Kölner Genozid-Mahnmals den historischen Tatsachen und widerspiegelt die aktuelle historische Rezeption.“

Die temporäre Aufstellung des Mahnmals – in direkter Konfrontation zu dem wuchtigen Reiterstandbild Kaiser Wilhelm II – trägt dazu bei, den Auftrag der Entschließungen des Bundestages von 2006 und 2016 gerecht zu werden, Deutschland habe „mit zur Verdrängung der Verbrechen am armenischen Volk beigetragen“ und sei deshalb verpflichtet, „sich der eigenen Verantwortung zu stellen“ (Drucksache 15/5689).

Sollte nach der Lektüre der beigefügten Stellungnahmen Ihrerseits weiterer Klärungsbedarf bestehen, sind wir gern zu ergänzenden Erläuterungen und Gesprächen bereit.

Im übrigen möchten wir Sie herzlich zu einer Veranstaltung einladen, die wir am 22. Februar 2023 durchführen. Gast ist Jürgen Gottschlich, Autor des über die Bundeszentrale für Politische Bildung vertriebenen Buches: „Beihilfe zum Völkermord. Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier“.

Mit freundlichen Grüßen
i.A. Initiative Völkermord erinnern

Auf diesen Brief erhielten wir keine Rückmeldung.

Stellungnahme Hans-Lukas Kieser
Stellungnahme Tessa Hofmann

Schreiben vom 10.11. 2022

In diesem Schreiben ludt Dr. Rainer Will, (Stv. Leiter) des Katholisches Bildungswerkes Köln die Mitglieder der BV-Innenstadt zu einem Gedankenaustausch ein. Er sprach die Einladung im Namen von Dr. Martin Bock (Melanchthon-Akadamie), Ciler Firtina (KulturForum Türkei Deutschland), Stawrula Panagiotak (Schauspiel Köln), Claudia Wörmann (Verein ELDE-Haus) und Shakeh Zeynalian (Armenische Gemeinde Köln) und der Initiative “Völkermord erinnern” aus.

Zu dem Gespräch kam es nicht. Einige Mitglieder der BV waren aus Zeitgründen verhindert. Ein Alternativvorschlag aus den Reihen der BV wurde nicht vorgelegt.