Startseite2023-03-22T01:14:28+01:00

Im Anschluss an eine Matinee „Völkermorde erinnern, Kriege verhindern“ am 15. April 2018 in Köln haben die Initiative „Völkermord erinnern“ und Besucherinnen und Besucher ein Mahnmal enthüllt. Es erinnert nicht nur an den Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915-1918, sondern auch an die deutsche Beteiligung daran und fordert grundsätzlich dazu auf, Rassismus und Nationalismus als Ursachen von Völkermorden zu ächten.

Das Mahnmal ist an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke errichtet worden, gegenüber dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II., Verantwortlicher für den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904 und Unterstützer des Genozids an den Armeniern.

Das Genozid-Mahnmal wurde von der Stadt Köln am 19. April 2018 abgerissen. Es habe an einer Genehmigung gefehlt. Die Stadt hat in ihrem Schriftsatz gegenüber dem Verwaltungsgericht Köln, das wir angerufen hatten, außerdem argumentiert, das Mahnmal müsse noch vor dem 24. April, dem internationalen Gedenktag an den Genozid, beseitigt werden, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sich „zahlreiche Gegendemonstranten einfinden“ und „die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs an dieser Stelle zeitnah stark beeinträchtigt“ sei. „Angesichts der Vielzahl türkischer Mitbürger in Köln“ sei auch schon 2017, bei der Erlaubnis für den Kreuzstein der armenischen Gemeinde „auf eine Aufstellung im öffentlichen Straßenland aufgrund des hohen Konfliktpotentials bewusst verzichtet worden“. Das Verwaltungsgericht Köln hat die sofortige Entfernung des Genozidmahnmals an der Hohenzollernbrücke nicht beanstandet.

In unserer Antwort beim Verwaltungsgericht hielten wir fest, dass wir diese Argumentation für ein erinnerungspolitisches Armutszeugnis und ein Ausweichen vor Genozidleugnern halten. Sie widerspricht diametral der Aufforderung des Bundestags, der in seiner Resolution vom 2. Juni 2016 die Zivilgesellschaft auffordert, das Gedenken an den armenischen Genozid zu thematisieren.

Zahlreiche Organisationen und Prominente haben sich mittlerweile als PatInnen und UnterstützerInnen für das Mahnmal und für seine Wiedererrichtung ausgesprochen.

Wir richten unsere Anstrengungen weiterhin darauf, möglichst viele zivilgesellschaftliche Kräfte in dem Bemühen zu vereinen, die Stadt Köln solle das Genozid-Mahnmal wieder aufstellen.

Das Mahnmal muss an seinen Platz zurück!

L’initiative « Rappeler le Génocide » ainsi que les visiteurs ont inauguré le 15 avril 2018 à Cologne un monument à la suite d’une matinée sur le thème « Rappeler le génocide, Empêcher les guerres ». Il rappelle non seulement le génocide commis dans les années 1915 – 1918 aux Arméniens mais également la participation allemande et exige de proscrire le racisme et le nationalisme comme la cause des génocides.

Le monument a été érigé sur le bord gauche du pont sur le Rhin, le« Hohenzollernbrücke » en face de la statue du Kaiser Wilhelm II, responsable du génocide des OvaroHerero et Nama en 1904 et soutien du génocide des Arméniens.

Le Monument a été enlevé par la ville de Cologne le 19 avril 2018, pour manque d’autorisation préalable. La ville de Cologne a également argumenté, dans le cadre d’une procédure devant le tribunal administratif de Cologne entamée par nous, que le monument devrait être enlevé avant le 24 avril 2018, jour de la commémoration internationale du génocide aux Arméniens, afin d’éviter « le rassemblement de nombreux contre-manifestants » présentant un fort risque pour « la sécurité et la facilité du trafic à cet endroit ». Au vu de la présence de nombreux citoyens turcs à Cologne, la ville aurait déjà en 2017, lors de la mise en place du « Kreuzstein » de la communauté arménienne, refusé expressément une permission de la mise en place dans le domaine public à cause du potentiel de conflit élevé.

Le tribunal administratif de Cologne n’a pas contesté l’enlèvement immédiat du monument du génocide près de la «Hohenzollernbrücke».

Dans notre réponse au tribunal administratif nous avons souligné que nous jugeons cette argumentation comme insulte à une politique de mémorisation et un recul devant ceux qui nient le génocide. Elle contredit diamétralement la demande du Bundestag qui dans sa résolution du 2 juin 2016 demande à la société civile de thématiser la mémoire du génocide aux Arméniens.

Un grand nombre d’organisations et de personnes importantes de la vie culturelle et intellectuelle se sont déclarées parrain ou soutien pour le monument et sa réinstallation.

Nos efforts continuent afin qu’un grand nombre de personnes de la vie civile se réunisse pour exiger de la ville de Cologne la réinstallation du monument du génocide.

LE MONUMENT DOIT RETOURNER A SA PLACE!

haGalil: Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke appelliert an Kölner Stadtverwaltung.

Die Kölner Oberbürgermeisterin und die Verwaltungsspitze gefährden langsam das Ansehen der Stadt Köln. Diesen Eindruck zumindest könnte man gewinnen, wenn man sich die Farce um die taktischen Versuche der vergangenen Jahre betrachtet, mit der die Stadt Köln das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle immer wieder zu entfernen versucht.

Artikel lesen (haGalil)

Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke appelliert an Kölner Stadtverwaltung.

Die Kölner Oberbürgermeisterin und die Verwaltungsspitze gefährden langsam das Ansehen der Stadt Köln. Diesen Eindruck zumindest könnte man gewinnen, wenn man sich die Farce um die taktischen Versuche der vergangenen Jahre betrachtet, mit der die Stadt Köln das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle immer wieder zu entfernen versucht.

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29. Mai 2023|

FAZ: Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

In Köln machen türkische Vereine gegen ein Mahnmal für den Völkermord an den Armeniern mobil. Anstatt klar Haltung zu zeigen, scheint die Stadt dem Konflikt ausweichen zu wollen. 

Das Mahnmal für den Genozid an den Armeniern soll nun zum wiederholten Mal entfernt werden. Im April 2018 wurde es von der Initiative „Völkermord erinnern“ an der Hohenzollernbrücke in Köln eingeweiht. Eine rostrote Stele mit einem geschlitzten Granatapfel an der Spitze, die den Titel „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ trägt und in Sichtweite zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. steht. Schließlich war das Kaiserreich im Ersten Weltkrieg ein Verbündeter des Osmanischen Reiches und entsandte deutsche Militärattachés, die dem Genozid nicht nur zusahen, sondern sich zum Teil auch daran beteiligten. Das Kaiserreich trägt also eine Mitverantwortung an den Verbrechen.

Artikel lesen (FAZ)

Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

In Köln machen türkische Vereine gegen ein Mahnmal für den Völkermord an den Armeniern mobil. Anstatt klar Haltung zu zeigen, scheint die Stadt dem Konflikt ausweichen zu wollen. 

Das Mahnmal für den Genozid an den Armeniern soll nun zum wiederholten Mal entfernt werden. Im April 2018 wurde es von der Initiative „Völkermord erinnern“ an der Hohenzollernbrücke in Köln eingeweiht. Eine rostrote Stele mit einem geschlitzten Granatapfel an der Spitze, die den Titel „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ trägt und in Sichtweite zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. steht. Schließlich war das Kaiserreich im Ersten Weltkrieg ein Verbündeter des Osmanischen Reiches und entsandte deutsche Militärattachés, die dem Genozid nicht nur zusahen, sondern sich zum Teil auch daran beteiligten. Das Kaiserreich trägt also eine Mitverantwortung an den Verbrechen.

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28. Mai 2023|

Shakeh Zeynalian: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte

Rede von Shakeh Zeynalian, Vorsitzende der armenischen Gemeinde Köln, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Die armenische Gemeinde ist empört über die Entscheidung der Verwaltung, dass das Mahnmal heute um 22 Uhr abgeräumt werden sollte. Wir protestieren gegen diese Entscheidung, die uns als Kölnerinnen und Kölner armenischer Herkunft christlichen Glaubens zu tief verletzt. Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Die Verwaltung findet es also erträglicher, Kaiser Wilhelm, den Zweiten kritiklos thronen zu lassen und stört sich an dem kleinen Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern. Wir fordern die Chefin der Verwaltung auf, Frau Oberbürgermeisterin, hier erforderliche Sensibilität zu zeigen, die Entscheidung der Verwaltung zurückzunehmen und öffentlich Haltung gegen die Vertreter des Völkermords an den Armeniern anzunehmen. Es ist eine Schande, dass wir 108 Jahre nach dem Völkermord auf derartige Weise um ein Genozid Mahnmal in unserer Heimat streiten müssen. Vielen Dank.“

Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte

Rede von Shakeh Zeynalian, Vorsitzende der armenischen Gemeinde Köln, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Die armenische Gemeinde ist empört über die Entscheidung der Verwaltung, dass das Mahnmal heute um 22 Uhr abgeräumt werden sollte. Wir protestieren gegen diese Entscheidung, die uns als Kölnerinnen und Kölner armenischer Herkunft christlichen Glaubens zu tief verletzt. Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Die Verwaltung findet es also erträglicher, Kaiser Wilhelm, den Zweiten kritiklos thronen zu lassen und stört sich an dem kleinen Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern. Wir fordern die Chefin der Verwaltung auf, Frau Oberbürgermeisterin, hier erforderliche Sensibilität zu zeigen, die Entscheidung der Verwaltung zurückzunehmen und öffentlich Haltung gegen die Vertreter des Völkermords an den Armeniern anzunehmen. Es ist eine Schande, dass wir 108 Jahre nach dem Völkermord auf derartige Weise um ein Genozid Mahnmal in unserer Heimat streiten müssen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Osman Okkan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Rolly Brings: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

24. Mai 2023|
Redebeiträge
Medienberichte
Unterstützerbriefe
Im Anschluss an eine Matinee „Völkermorde erinnern, Kriege verhindern“ am 15. April in Köln haben die Initiative „Völkermord erinnern“ und Besucherinnen und Besucher ein Mahnmal enthüllt. Es erinnert nicht nur an den Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915-1918, sondern auch an die deutsche Beteiligung daran und fordert grundsätzlich dazu auf, Rassismus und Nationalismus als Ursachen von Völkermorden zu ächten.

Das Mahnmal ist an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke errichtet worden, gegenüber dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II., Verantwortlicher für den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904 und Unterstützer des Genozids an den Armeniern.

Das Genozid-Mahnmal wurde von der Stadt Köln am 19. April 2018 abgerissen. Es habe an einer Genehmigung gefehlt. Die Stadt hat in ihrem Schriftsatz gegenüber dem Verwaltungsgericht Köln, das wir angerufen hatten, außerdem argumentiert, das Mahnmal müsse noch vor dem 24. April, dem internationalen Gedenktag an den Genozid, beseitigt werden, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sich „zahlreiche Gegendemonstranten einfinden“ und „die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs an dieser Stelle zeitnah stark beeinträchtigt“ sei. „Angesichts der Vielzahl türkischer Mitbürger in Köln“ sei auch schon 2017, bei der Erlaubnis für den Kreuzstein der armenischen Gemeinde „auf eine Aufstellung im öffentlichen Straßenland aufgrund des hohen Konfliktpotentials bewusst verzichtet worden“. Das Verwaltungsgericht Köln hat die sofortige Entfernung des Genozidmahnmals an der Hohenzollernbrücke nicht beanstandet.

In unserer Antwort beim Verwaltungsgericht hielten wir fest, dass wir diese Argumentation für ein erinnerungspolitisches Armutszeugnis und ein Ausweichen vor Genozidleugnern halten. Sie widerspricht diametral der Aufforderung des Bundestags, der in seiner Resolution vom 2. Juni 2016 die Zivilgesellschaft auffordert, das Gedenken an den armenischen Genozid zu thematisieren.

Zahlreiche Organisationen und Prominente haben sich mittlerweile als PatInnen und UnterstützerInnen für das Mahnmal und für seine Wiedererrichtung ausgesprochen.

Wir richten unsere Anstrengungen weiterhin darauf, möglichst viele zivilgesellschaftliche Kräfte in dem Bemühen zu vereinen, die Stadt Köln solle das Genozid-Mahnmal wieder aufstellen.

Das Mahnmal muss an seinen Platz zurück!

L’initiative « Rappeler le Génocide » ainsi que les visiteurs ont inauguré le 15 avril 2018 à Cologne un monument à la suite d’une matinée sur le thème « Rappeler le génocide, Empêcher les guerres ». Il rappelle non seulement le génocide commis dans les années 1915 – 1918 aux Arméniens mais également la participation allemande et exige de proscrire le racisme et le nationalisme comme la cause des génocides.

Le monument a été érigé sur le bord gauche du pont sur le Rhin, le« Hohenzollernbrücke » en face de la statue du Kaiser Wilhelm II, responsable du génocide des OvaroHerero et Nama en 1904 et soutien du génocide des Arméniens.

Le Monument a été enlevé par la ville de Cologne le 19 avril 2018, pour manque d’autorisation préalable. La ville de Cologne a également argumenté, dans le cadre d’une procédure devant le tribunal administratif de Cologne entamée par nous, que le monument devrait être enlevé avant le 24 avril 2018, jour de la commémoration internationale du génocide aux Arméniens, afin d’éviter « le rassemblement de nombreux contre-manifestants » présentant un fort risque pour « la sécurité et la facilité du trafic à cet endroit ». Au vu de la présence de nombreux citoyens turcs à Cologne, la ville aurait déjà en 2017, lors de la mise en place du « Kreuzstein » de la communauté arménienne, refusé expressément une permission de la mise en place dans le domaine public à cause du potentiel de conflit élevé.

Le tribunal administratif de Cologne n’a pas contesté l’enlèvement immédiat du monument du génocide près de la «Hohenzollernbrücke».

Dans notre réponse au tribunal administratif nous avons souligné que nous jugeons cette argumentation comme insulte à une politique de mémorisation et un recul devant ceux qui nient le génocide. Elle contredit diamétralement la demande du Bundestag qui dans sa résolution du 2 juin 2016 demande à la société civile de thématiser la mémoire du génocide aux Arméniens.

Un grand nombre d’organisations et de personnes importantes de la vie culturelle et intellectuelle se sont déclarées parrain ou soutien pour le monument et sa réinstallation.

Nos efforts continuent afin qu’un grand nombre de personnes de la vie civile se réunisse pour exiger de la ville de Cologne la réinstallation du monument du génocide.

LE MONUMENT DOIT RETOURNER A SA PLACE!

haGalil: Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke appelliert an Kölner Stadtverwaltung.

Die Kölner Oberbürgermeisterin und die Verwaltungsspitze gefährden langsam das Ansehen der Stadt Köln. Diesen Eindruck zumindest könnte man gewinnen, wenn man sich die Farce um die taktischen Versuche der vergangenen Jahre betrachtet, mit der die Stadt Köln das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle immer wieder zu entfernen versucht.

Artikel lesen (haGalil)

Entsetzen über geplanten Abbau des armenischen Mahnmals

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke appelliert an Kölner Stadtverwaltung.

Die Kölner Oberbürgermeisterin und die Verwaltungsspitze gefährden langsam das Ansehen der Stadt Köln. Diesen Eindruck zumindest könnte man gewinnen, wenn man sich die Farce um die taktischen Versuche der vergangenen Jahre betrachtet, mit der die Stadt Köln das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle immer wieder zu entfernen versucht.

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29. Mai 2023|

FAZ: Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

In Köln machen türkische Vereine gegen ein Mahnmal für den Völkermord an den Armeniern mobil. Anstatt klar Haltung zu zeigen, scheint die Stadt dem Konflikt ausweichen zu wollen. 

Das Mahnmal für den Genozid an den Armeniern soll nun zum wiederholten Mal entfernt werden. Im April 2018 wurde es von der Initiative „Völkermord erinnern“ an der Hohenzollernbrücke in Köln eingeweiht. Eine rostrote Stele mit einem geschlitzten Granatapfel an der Spitze, die den Titel „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ trägt und in Sichtweite zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. steht. Schließlich war das Kaiserreich im Ersten Weltkrieg ein Verbündeter des Osmanischen Reiches und entsandte deutsche Militärattachés, die dem Genozid nicht nur zusahen, sondern sich zum Teil auch daran beteiligten. Das Kaiserreich trägt also eine Mitverantwortung an den Verbrechen.

Artikel lesen (FAZ)

Knickt Köln vor türkischen Genozidleugnern ein?

In Köln machen türkische Vereine gegen ein Mahnmal für den Völkermord an den Armeniern mobil. Anstatt klar Haltung zu zeigen, scheint die Stadt dem Konflikt ausweichen zu wollen. 

Das Mahnmal für den Genozid an den Armeniern soll nun zum wiederholten Mal entfernt werden. Im April 2018 wurde es von der Initiative „Völkermord erinnern“ an der Hohenzollernbrücke in Köln eingeweiht. Eine rostrote Stele mit einem geschlitzten Granatapfel an der Spitze, die den Titel „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ trägt und in Sichtweite zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. steht. Schließlich war das Kaiserreich im Ersten Weltkrieg ein Verbündeter des Osmanischen Reiches und entsandte deutsche Militärattachés, die dem Genozid nicht nur zusahen, sondern sich zum Teil auch daran beteiligten. Das Kaiserreich trägt also eine Mitverantwortung an den Verbrechen.

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28. Mai 2023|

Shakeh Zeynalian: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte

Rede von Shakeh Zeynalian, Vorsitzende der armenischen Gemeinde Köln, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Die armenische Gemeinde ist empört über die Entscheidung der Verwaltung, dass das Mahnmal heute um 22 Uhr abgeräumt werden sollte. Wir protestieren gegen diese Entscheidung, die uns als Kölnerinnen und Kölner armenischer Herkunft christlichen Glaubens zu tief verletzt. Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Die Verwaltung findet es also erträglicher, Kaiser Wilhelm, den Zweiten kritiklos thronen zu lassen und stört sich an dem kleinen Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern. Wir fordern die Chefin der Verwaltung auf, Frau Oberbürgermeisterin, hier erforderliche Sensibilität zu zeigen, die Entscheidung der Verwaltung zurückzunehmen und öffentlich Haltung gegen die Vertreter des Völkermords an den Armeniern anzunehmen. Es ist eine Schande, dass wir 108 Jahre nach dem Völkermord auf derartige Weise um ein Genozid Mahnmal in unserer Heimat streiten müssen. Vielen Dank.“

Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte

Rede von Shakeh Zeynalian, Vorsitzende der armenischen Gemeinde Köln, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Die armenische Gemeinde ist empört über die Entscheidung der Verwaltung, dass das Mahnmal heute um 22 Uhr abgeräumt werden sollte. Wir protestieren gegen diese Entscheidung, die uns als Kölnerinnen und Kölner armenischer Herkunft christlichen Glaubens zu tief verletzt. Das Mahnmal ist Ausdruck der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Die Verwaltung findet es also erträglicher, Kaiser Wilhelm, den Zweiten kritiklos thronen zu lassen und stört sich an dem kleinen Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern. Wir fordern die Chefin der Verwaltung auf, Frau Oberbürgermeisterin, hier erforderliche Sensibilität zu zeigen, die Entscheidung der Verwaltung zurückzunehmen und öffentlich Haltung gegen die Vertreter des Völkermords an den Armeniern anzunehmen. Es ist eine Schande, dass wir 108 Jahre nach dem Völkermord auf derartige Weise um ein Genozid Mahnmal in unserer Heimat streiten müssen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Osman Okkan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Rolly Brings: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

24. Mai 2023|
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