Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland: Schreiben an OB Reker
Der Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, Archimandrit Serovpé Isakhanyan, – geistliches Oberhaupt der Armenier in Deutschland – wandte sich mit einem Unterstützungsbrief für das abgerissene Mahnmal zum Genozid an den Armeniern an Kölns Oberbürgermeisterin, Frau Henriette Reker:
„Sehr geehrte Frau Reker,
gerne und mit Dank erinnern wir uns an die Errichtung und liturgische Weihe des armenischen Kreuzsteins zum Gedenken an die Opfer des Völkermordes an den Armeniern im November vergangenen Jahres auf dem armenischen Sektor des Friedhofs Lehmbacher Weg in Brück, die uns mit der Unterstützung der Stadt Köln ermöglicht wurde.
Durch die Medien haben wir erfahren, dass auf eine Privatinitiative der Gruppe „Völkermord erinnern“ am vergangenen Sonntag ein Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern, am Heinrich-Böll-Platz, nähe Hohenzollernbrücke, aufgestellt und enthüllt wurde. Von der Aktion war auch unsere Kirche vorab nicht informiert.
Diese Initiative, auch wenn sie mit der Stadt Köln nicht vereinbart war und ohne Absprache mit uns erfolgte, zeigt jedoch, dass die Verarbeitung des Völkermordes an den Armeniern nicht nur für die armenische Gemeinschaft ein noch hochaktuelles Thema ist, sondern darüber hinaus auch für die breite Öffentlichkeit. Davon zeugt die Beteiligung zahlreicher prominenter Persönlichkeiten aus der Öffentlichkeit an der Initiative und auch das breite Interesse der Medien und Gesellschaft.
Ein großer Teil der hiesigen armenischen Gemeinschaft in Deutschland besteht aus den Nachkommen der Opfer aus der Türkei, wo die historische Faktizität des Völkermordes nach wie vor vehement verleugnet wird. Durch die Errichtung von Gedenkorten möchten die Armenier Orte der Erinnerung schaffen, die ihnen am Ort des Geschehens verwehrt wird. Auch dieses Mahnmal zeugt von der Sehnsucht nach der gerechten Aufarbeitung des „Medz Yeghern“, der großen Katastrophe, die unserem Volk vor 103 Jahren widerfahren ist. Mahnmale und Gedenkorte für Menschheitsverbrechen dienen dazu, die Menschen stets daran zu erinnern, was geschehen ist und nicht mehr geschehen darf. Es darf hier erinnert werden, dass auch der Bunclestag 2016 in seinem Beschluss zum Völkermord an den Armeniern die Zivilgesellschaft ermutigt, die Erinnerung durch lnitiativen wachzuhalten.
Daher finde ich es sehr wünschens- und begrüßenswert, wenn die Politik eine Möglichkeit fände, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am jetzigen Ort zu belassen. So kann und wird auch die Würde der Opfer gewahrt und den Nachfahren ein weiterer Ort des
Erinnerns gegeben werden.
In der Hoffnung, dass Sie sich, liebe Frau Reker, in dieser Angelegenheit unterstützend einbringen werden, verbleibe ich mit besten Wünschen und Grüßen“
Archimandrit Serovpé Isakhanyan
Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland