Wie weiter mit dem Kölner Mahnmal?
Wie weiter mit dem Kölner Mahnmal? Veranstaltung im Domforum am 26.10. 2018
Ein Beitrag aus dem Elde-Haus-Rundbrief
Die Zahl und Prominenz der Gruppen, die zur Veranstaltung am 26. Oktober um 17 Uhr ins Domforum eingeladen hatten, war beeindruckend. Neben den Initiator*innen des Mahnmals, der Initiative „Völkermord erinnern“, waren das die Melanchthon-Akademie, das Katholische Bildungswerk, das KulturForum Türkei Deutschland, der Jugendclub Courage und der Elde-Haus-Verein.
Der Saal des Domforums war trotz der frühen Stunde gut gefüllt, draußen vor der Tür begrüßte die von einem Granatapfel gekrönte dreieckige Stele die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wer das Mahnmal noch nicht kannte, konnte noch einmal die Inschrift studieren, die die deutsche Mittäterschaft am Genozid an den Armeniern verurteilt und Nationalismus und Rassismus als die Grundübel benennt, aus denen Kriege und Völkermorde erwachsen können.
Ein hochaktuelle Mahnung also, die sich auch durch die Beiträge des Podiums und viele Wortmeldungen des Publikums zog. Ciler Firtina vom Elde-Haus-Vereinsvorstand und die Roma-Aktivistin Hasiba Dzemajlji machten auf dem Podium überdies deutlich, dass zivilgesellschaftliches Engagement entscheidend dafür ist, wie und wie nachdrücklich eine Gesellschaft die Erinnerung an Staatsverbrechen wach hält. Nicht nur das NS-Dokumentationszentrum in Köln sei durch Aktionen zivilen Ungehorsams entstanden (Ciler), auch das zentrale Berliner Mahnmal, das an den Genozid an den Roma und Sinti erinnert, wäre ohne den unermüdlichen Einsatz von Organisationen wie dem Zentralrat der Roma und Sinti niemals realisiert worden (Dzemajlji). Dass die Stadtoffiziellen in Köln bislang keine Bereitschaft zeigen, das Mahnmal wieder zu errichten, das sie am 19. April abbauen ließen, nehme insofern nicht wunder, meinte Maria Baumeister von der Initiative „Völkermord erinnern“. Dennoch entbehre es nicht einer politischen Tragik, wenn Verwaltung und Rat sich trotz des breiten Bündnisses der Zivilgesellschaft für dieses Mahnmal weigerten, von ihrer alten Position abzurücken.
Wie wichtig die Erinnerung im öffentlichen Raum an diesen Völkermord ist, der im übrigen Nazideutschland als „Blaupause“ für die Shoah gedient hat, zeigte der weitere Verlauf des Abends. Denn die so wichtige Frage, ob wir nicht nur das Recht, sondern sogar die Verpflichtung des öffentlichen Erinnerns haben, wurde durch die Einlassung eines Teilnehmers besonders drastisch beantwortet. Seine Behauptung, ein Massenmord an den Armeniern habe nie stattgefunden, löste Empörung aus, saßen doch zahlreiche Nachfahren eben dieser Opfer im selben Raum. Die Diskussion konzentrierte sich nach der Zurückweisung dieser Leugnung im weiteren auf Vorschläge, wie das Mahnmal und die Auseinandersetzung mit Rassismus und Nationalismus, die es anregt, in der Stadt weiter vorangebracht werden kann.
Als unmittelbar praktische Folge zog nach Abschluss der Veranstaltung ein Großteil der Anwesenden mit dem Mahnmal (dessen 260 Kilo waren auf untergeschweißten Rädern gut zu bewegen) auf seinen alten Platz an der Hohenzollernbrücke und gedachte dort unter musikalischen Beiträgen einer Violinistin und eines Duduk-Spielers der Opfer.
Die Initiative „Völkermord erinnern“ freut sich über Vorschläge, wann und wo das Mahnmal temporär aufgestellt werden soll. Anregungen bitte über die Kontaktdaten auf der Website www.voelkermord-erinnern.de
Wie weiter mit dem Kölner Mahnmal?
Wie weiter mit dem Kölner Mahnmal? Veranstaltung im Domforum am 26.10. 2018
Ein Beitrag aus dem Elde-Haus-Rundbrief
Die Zahl und Prominenz der Gruppen, die zur Veranstaltung am 26. Oktober um 17 Uhr ins Domforum eingeladen hatten, war beeindruckend. Neben den Initiator*innen des Mahnmals, der Initiative „Völkermord erinnern“, waren das die Melanchthon-Akademie, das Katholische Bildungswerk, das KulturForum Türkei Deutschland, der Jugendclub Courage und der Elde-Haus-Verein.
Der Saal des Domforums war trotz der frühen Stunde gut gefüllt, draußen vor der Tür begrüßte die von einem Granatapfel gekrönte dreieckige Stele die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wer das Mahnmal noch nicht kannte, konnte noch einmal die Inschrift studieren, die die deutsche Mittäterschaft am Genozid an den Armeniern verurteilt und Nationalismus und Rassismus als die Grundübel benennt, aus denen Kriege und Völkermorde erwachsen können.
Ein hochaktuelle Mahnung also, die sich auch durch die Beiträge des Podiums und viele Wortmeldungen des Publikums zog. Ciler Firtina vom Elde-Haus-Vereinsvorstand und die Roma-Aktivistin Hasiba Dzemajlji machten auf dem Podium überdies deutlich, dass zivilgesellschaftliches Engagement entscheidend dafür ist, wie und wie nachdrücklich eine Gesellschaft die Erinnerung an Staatsverbrechen wach hält. Nicht nur das NS-Dokumentationszentrum in Köln sei durch Aktionen zivilen Ungehorsams entstanden (Ciler), auch das zentrale Berliner Mahnmal, das an den Genozid an den Roma und Sinti erinnert, wäre ohne den unermüdlichen Einsatz von Organisationen wie dem Zentralrat der Roma und Sinti niemals realisiert worden (Dzemajlji). Dass die Stadtoffiziellen in Köln bislang keine Bereitschaft zeigen, das Mahnmal wieder zu errichten, das sie am 19. April abbauen ließen, nehme insofern nicht wunder, meinte Maria Baumeister von der Initiative „Völkermord erinnern“. Dennoch entbehre es nicht einer politischen Tragik, wenn Verwaltung und Rat sich trotz des breiten Bündnisses der Zivilgesellschaft für dieses Mahnmal weigerten, von ihrer alten Position abzurücken.
Wie wichtig die Erinnerung im öffentlichen Raum an diesen Völkermord ist, der im übrigen Nazideutschland als „Blaupause“ für die Shoah gedient hat, zeigte der weitere Verlauf des Abends. Denn die so wichtige Frage, ob wir nicht nur das Recht, sondern sogar die Verpflichtung des öffentlichen Erinnerns haben, wurde durch die Einlassung eines Teilnehmers besonders drastisch beantwortet. Seine Behauptung, ein Massenmord an den Armeniern habe nie stattgefunden, löste Empörung aus, saßen doch zahlreiche Nachfahren eben dieser Opfer im selben Raum. Die Diskussion konzentrierte sich nach der Zurückweisung dieser Leugnung im weiteren auf Vorschläge, wie das Mahnmal und die Auseinandersetzung mit Rassismus und Nationalismus, die es anregt, in der Stadt weiter vorangebracht werden kann.
Als unmittelbar praktische Folge zog nach Abschluss der Veranstaltung ein Großteil der Anwesenden mit dem Mahnmal (dessen 260 Kilo waren auf untergeschweißten Rädern gut zu bewegen) auf seinen alten Platz an der Hohenzollernbrücke und gedachte dort unter musikalischen Beiträgen einer Violinistin und eines Duduk-Spielers der Opfer.
Die Initiative „Völkermord erinnern“ freut sich über Vorschläge, wann und wo das Mahnmal temporär aufgestellt werden soll. Anregungen bitte über die Kontaktdaten auf der Website www.voelkermord-erinnern.de