Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?
Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:
„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.
Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.
Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“
Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?
Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:
„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.
Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.
Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“