Startseite2023-06-05T15:56:08+02:00

Im Anschluss an eine Matinee „Völkermorde erinnern, Kriege verhindern“ am 15. April 2018 in Köln haben die Initiative „Völkermord erinnern“ und Besucherinnen und Besucher ein Mahnmal enthüllt. Es erinnert nicht nur an den Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915-1918, sondern auch an die deutsche Beteiligung daran und fordert grundsätzlich dazu auf, Rassismus und Nationalismus als Ursachen von Völkermorden zu ächten.

Das Mahnmal ist an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke errichtet worden, gegenüber dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II., Verantwortlicher für den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904 und Unterstützer des Genozids an den Armeniern.

Das Genozid-Mahnmal wurde von der Stadt Köln am 19. April 2018 abgerissen. Es habe an einer Genehmigung gefehlt. Die Stadt hat in ihrem Schriftsatz gegenüber dem Verwaltungsgericht Köln, das wir angerufen hatten, außerdem argumentiert, das Mahnmal müsse noch vor dem 24. April, dem internationalen Gedenktag an den Genozid, beseitigt werden, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sich „zahlreiche Gegendemonstranten einfinden“ und „die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs an dieser Stelle zeitnah stark beeinträchtigt“ sei. „Angesichts der Vielzahl türkischer Mitbürger in Köln“ sei auch schon 2017, bei der Erlaubnis für den Kreuzstein der armenischen Gemeinde „auf eine Aufstellung im öffentlichen Straßenland aufgrund des hohen Konfliktpotentials bewusst verzichtet worden“. Das Verwaltungsgericht Köln hat die sofortige Entfernung des Genozidmahnmals an der Hohenzollernbrücke nicht beanstandet.

In unserer Antwort beim Verwaltungsgericht hielten wir fest, dass wir diese Argumentation für ein erinnerungspolitisches Armutszeugnis und ein Ausweichen vor Genozidleugnern halten. Sie widerspricht diametral der Aufforderung des Bundestags, der in seiner Resolution vom 2. Juni 2016 die Zivilgesellschaft auffordert, das Gedenken an den armenischen Genozid zu thematisieren.

Zahlreiche Organisationen und Prominente haben sich mittlerweile als PatInnen und UnterstützerInnen für das Mahnmal und für seine Wiedererrichtung ausgesprochen.

Wir richten unsere Anstrengungen weiterhin darauf, möglichst viele zivilgesellschaftliche Kräfte in dem Bemühen zu vereinen, die Stadt Köln solle das Genozid-Mahnmal wieder aufstellen.

Das Mahnmal muss an seinen Platz zurück!

L’initiative « Rappeler le Génocide » ainsi que les visiteurs ont inauguré le 15 avril 2018 à Cologne un monument à la suite d’une matinée sur le thème « Rappeler le génocide, Empêcher les guerres ». Il rappelle non seulement le génocide commis dans les années 1915 – 1918 aux Arméniens mais également la participation allemande et exige de proscrire le racisme et le nationalisme comme la cause des génocides.

Le monument a été érigé sur le bord gauche du pont sur le Rhin, le« Hohenzollernbrücke » en face de la statue du Kaiser Wilhelm II, responsable du génocide des OvaroHerero et Nama en 1904 et soutien du génocide des Arméniens.

Le Monument a été enlevé par la ville de Cologne le 19 avril 2018, pour manque d’autorisation préalable. La ville de Cologne a également argumenté, dans le cadre d’une procédure devant le tribunal administratif de Cologne entamée par nous, que le monument devrait être enlevé avant le 24 avril 2018, jour de la commémoration internationale du génocide aux Arméniens, afin d’éviter « le rassemblement de nombreux contre-manifestants » présentant un fort risque pour « la sécurité et la facilité du trafic à cet endroit ». Au vu de la présence de nombreux citoyens turcs à Cologne, la ville aurait déjà en 2017, lors de la mise en place du « Kreuzstein » de la communauté arménienne, refusé expressément une permission de la mise en place dans le domaine public à cause du potentiel de conflit élevé.

Le tribunal administratif de Cologne n’a pas contesté l’enlèvement immédiat du monument du génocide près de la «Hohenzollernbrücke».

Dans notre réponse au tribunal administratif nous avons souligné que nous jugeons cette argumentation comme insulte à une politique de mémorisation et un recul devant ceux qui nient le génocide. Elle contredit diamétralement la demande du Bundestag qui dans sa résolution du 2 juin 2016 demande à la société civile de thématiser la mémoire du génocide aux Arméniens.

Un grand nombre d’organisations et de personnes importantes de la vie culturelle et intellectuelle se sont déclarées parrain ou soutien pour le monument et sa réinstallation.

Nos efforts continuent afin qu’un grand nombre de personnes de la vie civile se réunisse pour exiger de la ville de Cologne la réinstallation du monument du génocide.

LE MONUMENT DOIT RETOURNER A SA PLACE!

Osman Okkan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Rolly Brings: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

24. Mai 2023|

Talin Kalatas: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, macht das Leid von Millionen von Menschen unsichtbar

Rede von Talin Kalatas, Geschäftsführerin der Naturfreunde Nordrheinwestfalen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Es ist jetzt ziemlich genau vier Wochen her, dass ich hier an dieser Stelle versuchte, Opfern des Genozids an den Armeniern eine Stimme zu geben und darüber sprach, dass es möglich sei, Leid zu teilen, und zwar indem nicht nur die Opfergruppen dieses Leid tragen müssen. Und dass eben dieses Mahnmal ein Schritt sei, um aus machtlosen und passiven Opfern Überlebende zu machen, Menschen mit Stimmen und Geschichten, Menschen mit Wert. Das, was wir durch die Stadtverwaltung erleben, ist das genaue Gegenteil davon, Menschen Wert zuzugestehen und ihr Leid mitzutragen. Mir als Aktivistin für eine gerechte Gesellschaft, aber auch als Nachfahrin von Überlebenden bricht es das Herz, dass das Mal abgebaut werden soll. Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, missachtet damit nicht nur unsere Erinnerung und die Würde der Opfer, sondern macht das Leid von Millionen von Menschen wieder unsichtbar. Was die Stadt Köln damit sagen möchte, ist eigentlich ganz eindeutig. Dieser Schmerz betrifft Köln nicht, und das ist eine ziemliche Phrase in einer Stadt, in der Kolonialisten und Massenmörder auf ihren Sockeln ganz ungeniert und unreflektiert die Tore der Stadt bewachen.

Das Mahnmal ist nicht nur ein Denkmal aus Stahl, es ist ein symbolischer Ort, der das Leid und die Tragödie eben auch meiner eigenen Vorfahren verkörpert. Es ist ein Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens für die Nachfahren der Ermordeten, aber auch für die Nachfahren der Täter*innen und der Mittäter*innen. Denn auch vererbte Schuld produziert Leid, das zum Ausdruck gebracht werden darf und das auch verarbeitet gehört. Und wo könnte ein solcher Prozess besser beginnen als hier an diesem Ort, der so prominent und mit Bedacht gewählt wurde, um eben das Bewusstsein zu schaffen, das dieser Schmerz uns alle betrifft? Das Abstruse und auch für mich zu Köln passende krasse Verhalten der Stadtverwaltung im Hin und Her über das Verweilen des Mahnmals grenzt nicht nur an Realsatire, sondern es zeigt auch vor allem, worum es hier irgendwie auch geht: um die Deutungshoheit über Erinnerungskultur. Sie ignoriert die Tatsache, dass vor allem die Opfer ein Recht auf ihre Erzählungen haben und diese in die Stadtgestaltung einbringen dürfen. Es ist ein Akt der Entmenschlichung, wenn Stimmen nicht gehört und Schmerz nicht anerkannt wird.

Ich muss innerlich fast aufschreien, wenn ich so Sätze höre wie, „naja, da kann ja auch jeder kommen und sein Mahnmal zur Erinnerung seines Leids ausstellen“. Denn ja, in einer gerechten, aufgeklärten und Kolonialismus selbstkritischen Gesellschaft sollte diese Forderung überhaupt nichts Entsetzliches sein, sondern selbstverständlich und willkommen. Also das, was wir hier erleben, ist in der Konsequenz auch das Absprechen des Rechts von Nachbarländern, von Überlebenden, ihre Geschichten zu erzählen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Diese soll einfach wieder zurück ins Private und raus aus dem Stadtbild. Menschlichkeit, Mitgefühl und auch Selbstreflexion der eigenen Rollen gehören aber in die Sichtbarkeit, um sicherzustellen, dass Gräueltaten der Vergangenheit nicht vergessen werden und sich nicht wiederholen. Sich für den Verbleib des Mahnmals einzusetzen, ist also nicht nur ein persönlicher Akt und auch nicht nur für mich, sondern auch einer der Solidarität und des Respekts. Es könnte nämlich auch ein Vorbild dafür sein, dass sich in Köln alle Bevölkerungsgruppen als wertiger Teil der Gesellschaft fühlen dürfen. Und eine Chance dafür, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der jede Stimme gehört wird und in der sich niemand unsichtbar und vergessen fühlen muss.“

Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, macht das Leid von Millionen von Menschen unsichtbar

Rede von Talin Kalatas, Geschäftsführerin der Naturfreunde Nordrheinwestfalen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Es ist jetzt ziemlich genau vier Wochen her, dass ich hier an dieser Stelle versuchte, Opfern des Genozids an den Armeniern eine Stimme zu geben und darüber sprach, dass es möglich sei, Leid zu teilen, und zwar indem nicht nur die Opfergruppen dieses Leid tragen müssen. Und dass eben dieses Mahnmal ein Schritt sei, um aus machtlosen und passiven Opfern Überlebende zu machen, Menschen mit Stimmen und Geschichten, Menschen mit Wert. Das, was wir durch die Stadtverwaltung erleben, ist das genaue Gegenteil davon, Menschen Wert zuzugestehen und ihr Leid mitzutragen. Mir als Aktivistin für eine gerechte Gesellschaft, aber auch als Nachfahrin von Überlebenden bricht es das Herz, dass das Mal abgebaut werden soll. Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, missachtet damit nicht nur unsere Erinnerung und die Würde der Opfer, sondern macht das Leid von Millionen von Menschen wieder unsichtbar. Was die Stadt Köln damit sagen möchte, ist eigentlich ganz eindeutig. Dieser Schmerz betrifft Köln nicht, und das ist eine ziemliche Phrase in einer Stadt, in der Kolonialisten und Massenmörder auf ihren Sockeln ganz ungeniert und unreflektiert die Tore der Stadt bewachen.

Das Mahnmal ist nicht nur ein Denkmal aus Stahl, es ist ein symbolischer Ort, der das Leid und die Tragödie eben auch meiner eigenen Vorfahren verkörpert. Es ist ein Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens für die Nachfahren der Ermordeten, aber auch für die Nachfahren der Täter*innen und der Mittäter*innen. Denn auch vererbte Schuld produziert Leid, das zum Ausdruck gebracht werden darf und das auch verarbeitet gehört. Und wo könnte ein solcher Prozess besser beginnen als hier an diesem Ort, der so prominent und mit Bedacht gewählt wurde, um eben das Bewusstsein zu schaffen, das dieser Schmerz uns alle betrifft? Das Abstruse und auch für mich zu Köln passende krasse Verhalten der Stadtverwaltung im Hin und Her über das Verweilen des Mahnmals grenzt nicht nur an Realsatire, sondern es zeigt auch vor allem, worum es hier irgendwie auch geht: um die Deutungshoheit über Erinnerungskultur. Sie ignoriert die Tatsache, dass vor allem die Opfer ein Recht auf ihre Erzählungen haben und diese in die Stadtgestaltung einbringen dürfen. Es ist ein Akt der Entmenschlichung, wenn Stimmen nicht gehört und Schmerz nicht anerkannt wird.

Ich muss innerlich fast aufschreien, wenn ich so Sätze höre wie, „naja, da kann ja auch jeder kommen und sein Mahnmal zur Erinnerung seines Leids ausstellen“. Denn ja, in einer gerechten, aufgeklärten und Kolonialismus selbstkritischen Gesellschaft sollte diese Forderung überhaupt nichts Entsetzliches sein, sondern selbstverständlich und willkommen. Also das, was wir hier erleben, ist in der Konsequenz auch das Absprechen des Rechts von Nachbarländern, von Überlebenden, ihre Geschichten zu erzählen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Diese soll einfach wieder zurück ins Private und raus aus dem Stadtbild. Menschlichkeit, Mitgefühl und auch Selbstreflexion der eigenen Rollen gehören aber in die Sichtbarkeit, um sicherzustellen, dass Gräueltaten der Vergangenheit nicht vergessen werden und sich nicht wiederholen. Sich für den Verbleib des Mahnmals einzusetzen, ist also nicht nur ein persönlicher Akt und auch nicht nur für mich, sondern auch einer der Solidarität und des Respekts. Es könnte nämlich auch ein Vorbild dafür sein, dass sich in Köln alle Bevölkerungsgruppen als wertiger Teil der Gesellschaft fühlen dürfen. Und eine Chance dafür, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der jede Stimme gehört wird und in der sich niemand unsichtbar und vergessen fühlen muss.“

24. Mai 2023|

Yaw Malcom Pajong: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden

Rede von Yaw Malcom Pajong, Expert*innengremium (Post)koloniales Erbe Kölns, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich spreche heute als Einzelperson und auch als Teil des Expert*innengremiums, das höchst persönlich von der Oberbürgermeisterin und der Stadt Köln ins Leben gerufen wurde.

Zunächst möchten wir unsere volle Solidarität und Anteilnahme mit allen Betroffenen des Genozids ausdrücken. Insbesondere den Nachfahren von Überlebenden danken wir für ihren unermüdlichen Einsatz für Anerkennung, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und ein würdevolles Gedenken. Als Gremium zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln haben wir uns seit unserer Gründung Anfang letzten Jahres, für das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ eingesetzt sowie für einen angemessenen Umgang mit dem Denkmal des Kolonialverbrechers Kaiser Wilhelm, des Zweiten. Er darf auf hohem Ross drohen. Das soll schon wieder gehen!

Leider mussten wir feststellen, dass unsere Macht als Gremium begrenzt ist. Wir wurden mit vielen bürokratischen Ausreden vertröstet, warum und weshalb das Mahnmal eventuell doch dem Wegerecht im Weg steht oder zukünftige Fahrradwege wichtiger sind. Vor circa einem Monat waren wir in dem Irrglauben, dass die Stadt Köln sich klar für das Mahnmal ausspricht. Gleichzeitig kritisierten wir klar, dass dies ein Jahr, sieben Jahre oder eigentlich 108 Jahre zu spät passierte.

Jetzt müssen wir feststellen, dass anscheinend nur ein Teil der Stadtpolitik und Verwaltung dafür ist und sich ein anderer Teil jeglicher Verantwortung entzieht. […] Im April 2018 war das Mahnmal der Stadt Köln mit einer Schenkungsurkunde übergeben worden. Und jetzt erst recht fordern wir, den aktuellen drohenden Abriss des Mahnmals unverzüglich zu stoppen. Herero und Nama Vertreterinnen mussten auch diesen Weg gehen und verklagen aktuell die deutsche Regierung. Dass dies nötig ist, sagt sehr viel über den deutschen Umgang mit Nachfahren, Genozid, Überlebenden aus. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit, sich zu verhalten, wurde damals vor den Genoziden, während der Genozide und die 100 Jahre danach nicht gesehen. Deswegen ist es umso wichtiger, sich dieses Wegschauen, dieses Leugnen, dieses blutigen Hände in Unschuld waschen genauer anzuschauen und daraus zu lernen, damit „Nie wieder“ nicht nur eine Floskel bleibt.

Wenn Verantwortung übernommen wird, dann bedeutet das keine Abschiebungen mehr aus Deutschland nach Armenien und auch in kein anderes Land. Das bedeutet auch, die historischen Kontinuitäten mit der Türkei zu brechen und die militärische Kooperation zu beenden, die damals wie heute Menschenleben kostet. Besonders bei den letzten beiden Punkten würden wir, und ich persönlich, mir auch mehr Verantwortung von den Politikern wünschen und ihren Parteien. Verantwortung bedeutet, den Betroffenen aufmerksam und empathisch zuzuhören und deren Wünsche und Forderungen ernst zu nehmen und umzusetzen. Hier muss Eigeninitiative gezeigt werden, und es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden. „Dieser Schmerz betrifft uns alle“.

Das Expert*innengremium besteht aus verschiedenen Leuten aus sozialen Bewegungen, akademischer Bildung, und das gesamte Gremium kritisiert die Entscheidung der Stadt Köln, das Mahnmal zu. Das Gremium betont nochmal, wie wichtig die Arbeit der Initiative seit 2018 und wie untragbar und unverschämt das Vertrösten der Stadt Köln ist. Außerdem wirft das Gremium die Frage auf, weshalb die Stadt ein Expertenkomitee zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte einberuft, aber gleichzeitig bereits gemachte Arbeit zum Thema aktiv verhindert und auch uns nicht zuhört.

Ich würde mir auch wünschen, dass alle Anwesenden, die heute hier sind, quasi auch wirklich zu diesem Manual halten. Ich habe heute nochmal telefoniert mit der für uns zuständigen Person und gefragt, wie es weitergehen wird. Da wurde geantwortet, dass diese Person auch keine Infos oder Antworten hat; dass Fakten so sind, wie sie sind und er daran nichts ändern kann. Das Mahnmal soll aber nicht entfernt werden bevor das Gericht entschieden hat.

So wie letztes Jahr. Das sei unüblich, hieß es. Wir können hoffen, dass es nicht im Laufe der nächsten Tage entfernt wird. Wir alle werden und müssen uns für den Erhalt dieses Mahnmals und das Gedenken und das gesamte Thema einsetzen. Danke.“

Es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden

Rede von Yaw Malcom Pajong, Expert*innengremium (Post)koloniales Erbe Kölns, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich spreche heute als Einzelperson und auch als Teil des Expert*innengremiums, das höchst persönlich von der Oberbürgermeisterin und der Stadt Köln ins Leben gerufen wurde.

Zunächst möchten wir unsere volle Solidarität und Anteilnahme mit allen Betroffenen des Genozids ausdrücken. Insbesondere den Nachfahren von Überlebenden danken wir für ihren unermüdlichen Einsatz für Anerkennung, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und ein würdevolles Gedenken. Als Gremium zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln haben wir uns seit unserer Gründung Anfang letzten Jahres, für das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ eingesetzt sowie für einen angemessenen Umgang mit dem Denkmal des Kolonialverbrechers Kaiser Wilhelm, des Zweiten. Er darf auf hohem Ross drohen. Das soll schon wieder gehen!

Leider mussten wir feststellen, dass unsere Macht als Gremium begrenzt ist. Wir wurden mit vielen bürokratischen Ausreden vertröstet, warum und weshalb das Mahnmal eventuell doch dem Wegerecht im Weg steht oder zukünftige Fahrradwege wichtiger sind. Vor circa einem Monat waren wir in dem Irrglauben, dass die Stadt Köln sich klar für das Mahnmal ausspricht. Gleichzeitig kritisierten wir klar, dass dies ein Jahr, sieben Jahre oder eigentlich 108 Jahre zu spät passierte.

Jetzt müssen wir feststellen, dass anscheinend nur ein Teil der Stadtpolitik und Verwaltung dafür ist und sich ein anderer Teil jeglicher Verantwortung entzieht. […] Im April 2018 war das Mahnmal der Stadt Köln mit einer Schenkungsurkunde übergeben worden. Und jetzt erst recht fordern wir, den aktuellen drohenden Abriss des Mahnmals unverzüglich zu stoppen. Herero und Nama Vertreterinnen mussten auch diesen Weg gehen und verklagen aktuell die deutsche Regierung. Dass dies nötig ist, sagt sehr viel über den deutschen Umgang mit Nachfahren, Genozid, Überlebenden aus. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit, sich zu verhalten, wurde damals vor den Genoziden, während der Genozide und die 100 Jahre danach nicht gesehen. Deswegen ist es umso wichtiger, sich dieses Wegschauen, dieses Leugnen, dieses blutigen Hände in Unschuld waschen genauer anzuschauen und daraus zu lernen, damit „Nie wieder“ nicht nur eine Floskel bleibt.

Wenn Verantwortung übernommen wird, dann bedeutet das keine Abschiebungen mehr aus Deutschland nach Armenien und auch in kein anderes Land. Das bedeutet auch, die historischen Kontinuitäten mit der Türkei zu brechen und die militärische Kooperation zu beenden, die damals wie heute Menschenleben kostet. Besonders bei den letzten beiden Punkten würden wir, und ich persönlich, mir auch mehr Verantwortung von den Politikern wünschen und ihren Parteien. Verantwortung bedeutet, den Betroffenen aufmerksam und empathisch zuzuhören und deren Wünsche und Forderungen ernst zu nehmen und umzusetzen. Hier muss Eigeninitiative gezeigt werden, und es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden. „Dieser Schmerz betrifft uns alle“.

Das Expert*innengremium besteht aus verschiedenen Leuten aus sozialen Bewegungen, akademischer Bildung, und das gesamte Gremium kritisiert die Entscheidung der Stadt Köln, das Mahnmal zu. Das Gremium betont nochmal, wie wichtig die Arbeit der Initiative seit 2018 und wie untragbar und unverschämt das Vertrösten der Stadt Köln ist. Außerdem wirft das Gremium die Frage auf, weshalb die Stadt ein Expertenkomitee zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte einberuft, aber gleichzeitig bereits gemachte Arbeit zum Thema aktiv verhindert und auch uns nicht zuhört.

Ich würde mir auch wünschen, dass alle Anwesenden, die heute hier sind, quasi auch wirklich zu diesem Manual halten. Ich habe heute nochmal telefoniert mit der für uns zuständigen Person und gefragt, wie es weitergehen wird. Da wurde geantwortet, dass diese Person auch keine Infos oder Antworten hat; dass Fakten so sind, wie sie sind und er daran nichts ändern kann. Das Mahnmal soll aber nicht entfernt werden bevor das Gericht entschieden hat.

So wie letztes Jahr. Das sei unüblich, hieß es. Wir können hoffen, dass es nicht im Laufe der nächsten Tage entfernt wird. Wir alle werden und müssen uns für den Erhalt dieses Mahnmals und das Gedenken und das gesamte Thema einsetzen. Danke.“

24. Mai 2023|

Grünen-Vorsitzende Katja Trompeter: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wir unterstützen die Initiative und die armenische Gemeinde weiterhin

Rede von Katja Trompeter, Vorsitzende der Kölner Grünen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ganz herzlichen Dank für die Einladung, hier ein paar Worte sagen zu dürfen, weil es für uns Grüne ein wirklich wichtiges Anliegen ist, dass wir unsere Solidarität und Unterstützung für ein Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid an einem prominenten Ort in der Stadt signalisieren. Wir haben ganz klar gesagt, das gebietet allein die historische Verantwortung, hier eine dauerhafte Erinnerung zu schaffen, und auch ein entschiedenes Nein für die Zukunft zu setzen gegen Hass und Gewalt.

Wir haben dazu als Kölner Grüne auf unserer Mitgliederversammlung letzte Woche einen Beschluss gefasst, in dem wir begrüßt haben, dass sich die Bezirksvertretung Innenstadt deutlich und so umfänglich dieser Sache angenommen hat. Sie hat damit den Weg gewiesen, der jetzt nur noch gegangen werden muss, nämlich eine längerfristige Sondernutzung zu ermöglichen. Der Vorschlag liegt auf dem Tisch, man muss ihn nur ergreifen, und in diesem Sinne appellieren wir an die Stadtverwaltung Köln, wo der Ball jetzt ganz eindeutig liegt, hier den Dialog fortzusetzen, ihn schnell fortzusetzen und vor allem zu einer einvernehmlichen Lösung auch zu kommen.

Wir werden das weiter begleiten, wir unterstützen die Initiative, die armenische Gemeinde auch weiterhin, und wir appellieren vor allem daran, gerade wenn es um Räumung geht, eine sehr, sehr hohe Sensibilität an den Tag zu legen. Dieses Mahnmal ist eine Chance für die armenische Gemeinde, für die große armenische Gemeinde in Köln wie in Deutschland, die Erinnerungskultur zu pflegen.

Wir appellieren, hier sensibel vorzugehen und schnell eine Lösung zu finden. Vielen Dank.“

Wir unterstützen die Initiative und die armenische Gemeinde weiterhin

Rede von Katja Trompeter, Vorsitzende der Kölner Grünen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ganz herzlichen Dank für die Einladung, hier ein paar Worte sagen zu dürfen, weil es für uns Grüne ein wirklich wichtiges Anliegen ist, dass wir unsere Solidarität und Unterstützung für ein Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid an einem prominenten Ort in der Stadt signalisieren. Wir haben ganz klar gesagt, das gebietet allein die historische Verantwortung, hier eine dauerhafte Erinnerung zu schaffen, und auch ein entschiedenes Nein für die Zukunft zu setzen gegen Hass und Gewalt.

Wir haben dazu als Kölner Grüne auf unserer Mitgliederversammlung letzte Woche einen Beschluss gefasst, in dem wir begrüßt haben, dass sich die Bezirksvertretung Innenstadt deutlich und so umfänglich dieser Sache angenommen hat. Sie hat damit den Weg gewiesen, der jetzt nur noch gegangen werden muss, nämlich eine längerfristige Sondernutzung zu ermöglichen. Der Vorschlag liegt auf dem Tisch, man muss ihn nur ergreifen, und in diesem Sinne appellieren wir an die Stadtverwaltung Köln, wo der Ball jetzt ganz eindeutig liegt, hier den Dialog fortzusetzen, ihn schnell fortzusetzen und vor allem zu einer einvernehmlichen Lösung auch zu kommen.

Wir werden das weiter begleiten, wir unterstützen die Initiative, die armenische Gemeinde auch weiterhin, und wir appellieren vor allem daran, gerade wenn es um Räumung geht, eine sehr, sehr hohe Sensibilität an den Tag zu legen. Dieses Mahnmal ist eine Chance für die armenische Gemeinde, für die große armenische Gemeinde in Köln wie in Deutschland, die Erinnerungskultur zu pflegen.

Wir appellieren, hier sensibel vorzugehen und schnell eine Lösung zu finden. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Der Rat der Stadt Köln und Oberbürgermeisterin Reker müssen sich bekennen

Rede von Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt-Deutz, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Sehr geehrte anwesende, liebe Vorrednerinnen und Vorrednern! Es fällt mir nicht leicht zu sprechen, aber ich werde dann mit den kommenden Sätzen auch gefasst werden. Leicht fällt es mir deshalb nicht, weil ich einerseits sehr traurig bin, dass wir hier wieder zusammenkommen müssen, aber weil ich auch wütend bin; und wütend darf man sein, und die Wut darf man nicht in sich behalten. Den Ärger, den muss man aussprechen, und daher bin ich dankbar und froh, dass ich angefragt wurde. Ich will zu dem Gesagten ergänzen, wie das so an uns herangekommen ist seitens der Oberbürgermeisterin. Wir haben das immer so verstanden und ich auch ganz besonders, dass es ein Auftrag der Oberbürgermeisterin an die Bezirksvertretung gewesen ist, dass hier eine politische Entscheidung gefällt werden soll und das ist auch gemacht worden.

Wir haben uns unglaublich viel Mühe und Arbeit gemacht haben. Das ging über mehrere Monate und gipfelte dann in dieser, sag ich mal, historischen Sitzung im Ratssaal, wo über 100 Menschen waren und wo wir diesen wegweisenden Beschluss in dieser Sache gefasst haben und dann den auch nachgebessert haben. Damit haben wir der Oberbürgermeisterin eine goldene Brücke gebaut, die sie einfach nur beschreiten muss. Diese Brücke ist 111 Mal schöner und tragfähiger, als die Hohenzollernbrücke ist, und da kann ich der Oberbürgermeisterin nur empfehlen, ganz schnell diese Brücke zu betreten und dem Rat ganz klar sagen, ihr müsst jetzt hier entscheiden.

Bislang hat sich der Rat null mit dem Mahnmal befasst. Das ist ein Unding. Wir wissen um die historische Dimension und da darf der Rat der Stadt Köln und auch die Oberbürgermeisterin sich keinen schlanken Fuß machen. Sie müssen sich bekennen. Ich wiederhole, dass weder die Oberbürgermeisterin noch der Rat der Stadt Köln sich keinen schlanken Fuß machen dürfen nach dem Motto: Ach ja, die Bezirksvertretung hat da was beschlossen, und dann schauen wir mal, wo es hingeht. Dieser Beschluss ist nicht einfach in die Ecke zu stellen.

Ich bin 1950 geboren und meine Eltern kamen aus Pommern, und es ist schon gesagt worden, kein Volk hat eine Zukunft, wenn es kein Gedächtnis hat und ohne Gedächtnis gibt es auch keine Zukunft. Das gilt auch für den Rat der Stadt Köln und das gilt auch für die Stadtgesellschaft.

Wir haben in diesem Beschluss gesagt, das die gesamte Stadtgesellschaft, alle Menschen, 185 Nationen, die hier wohnen, dass die die Diskussion mitführen sollen, alle, woher sie auch kommen. So verstehe ich meine ehrenamtliche Funktion, die Menschen zusammenzubringen in dieser Stadt.

Es gibt jetzt erst, nachdem wir diesen Beschluss gefasst haben, von einer Partei einen Beschluss, die auch die größte Fraktion im Rat der Stadt stellt, der einstimmig für das Mahnmal gefasst wurde. Die größte Ratsfraktion muss sich damit jetzt beschäftigen und mal endlich Farbe bekennen.

Zum Schluss will ich noch sagen, und da werde ich fuchsig: wenn am Neumarkt eine Skulptur steht, die ich persönlich schön finde, diese Figur vor dem Kunsthaus Lampertz, das ist der Balzac: die hat eine Genehmigung für ein Jahr. Das haben wir beschlossen. Warum wird diese Entscheidung von der Verwaltung hier nicht zugrunde gelegt? Wir haben keinen Staat, wo zweierlei Recht herrscht, und ich denke, dass Ihnen dieser Hinweis hilft auf dem Rechtsweg. Bringen Sie das bei Gericht an. Wir sind so was von flexibel, das können sie auch sehr gerne anführen, wir machen auch sehr gerne den Beschluss für drei Jahre Punkt. Vielen Dank, dass Sie zugehört haben.“

Der Rat der Stadt Köln und Oberbürgermeisterin Reker müssen sich bekennen

Rede von Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt-Deutz, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Sehr geehrte anwesende, liebe Vorrednerinnen und Vorrednern! Es fällt mir nicht leicht zu sprechen, aber ich werde dann mit den kommenden Sätzen auch gefasst werden. Leicht fällt es mir deshalb nicht, weil ich einerseits sehr traurig bin, dass wir hier wieder zusammenkommen müssen, aber weil ich auch wütend bin; und wütend darf man sein, und die Wut darf man nicht in sich behalten. Den Ärger, den muss man aussprechen, und daher bin ich dankbar und froh, dass ich angefragt wurde. Ich will zu dem Gesagten ergänzen, wie das so an uns herangekommen ist seitens der Oberbürgermeisterin. Wir haben das immer so verstanden und ich auch ganz besonders, dass es ein Auftrag der Oberbürgermeisterin an die Bezirksvertretung gewesen ist, dass hier eine politische Entscheidung gefällt werden soll und das ist auch gemacht worden.

Wir haben uns unglaublich viel Mühe und Arbeit gemacht haben. Das ging über mehrere Monate und gipfelte dann in dieser, sag ich mal, historischen Sitzung im Ratssaal, wo über 100 Menschen waren und wo wir diesen wegweisenden Beschluss in dieser Sache gefasst haben und dann den auch nachgebessert haben. Damit haben wir der Oberbürgermeisterin eine goldene Brücke gebaut, die sie einfach nur beschreiten muss. Diese Brücke ist 111 Mal schöner und tragfähiger, als die Hohenzollernbrücke ist, und da kann ich der Oberbürgermeisterin nur empfehlen, ganz schnell diese Brücke zu betreten und dem Rat ganz klar sagen, ihr müsst jetzt hier entscheiden.

Bislang hat sich der Rat null mit dem Mahnmal befasst. Das ist ein Unding. Wir wissen um die historische Dimension und da darf der Rat der Stadt Köln und auch die Oberbürgermeisterin sich keinen schlanken Fuß machen. Sie müssen sich bekennen. Ich wiederhole, dass weder die Oberbürgermeisterin noch der Rat der Stadt Köln sich keinen schlanken Fuß machen dürfen nach dem Motto: Ach ja, die Bezirksvertretung hat da was beschlossen, und dann schauen wir mal, wo es hingeht. Dieser Beschluss ist nicht einfach in die Ecke zu stellen.

Ich bin 1950 geboren und meine Eltern kamen aus Pommern, und es ist schon gesagt worden, kein Volk hat eine Zukunft, wenn es kein Gedächtnis hat und ohne Gedächtnis gibt es auch keine Zukunft. Das gilt auch für den Rat der Stadt Köln und das gilt auch für die Stadtgesellschaft.

Wir haben in diesem Beschluss gesagt, das die gesamte Stadtgesellschaft, alle Menschen, 185 Nationen, die hier wohnen, dass die die Diskussion mitführen sollen, alle, woher sie auch kommen. So verstehe ich meine ehrenamtliche Funktion, die Menschen zusammenzubringen in dieser Stadt.

Es gibt jetzt erst, nachdem wir diesen Beschluss gefasst haben, von einer Partei einen Beschluss, die auch die größte Fraktion im Rat der Stadt stellt, der einstimmig für das Mahnmal gefasst wurde. Die größte Ratsfraktion muss sich damit jetzt beschäftigen und mal endlich Farbe bekennen.

Zum Schluss will ich noch sagen, und da werde ich fuchsig: wenn am Neumarkt eine Skulptur steht, die ich persönlich schön finde, diese Figur vor dem Kunsthaus Lampertz, das ist der Balzac: die hat eine Genehmigung für ein Jahr. Das haben wir beschlossen. Warum wird diese Entscheidung von der Verwaltung hier nicht zugrunde gelegt? Wir haben keinen Staat, wo zweierlei Recht herrscht, und ich denke, dass Ihnen dieser Hinweis hilft auf dem Rechtsweg. Bringen Sie das bei Gericht an. Wir sind so was von flexibel, das können sie auch sehr gerne anführen, wir machen auch sehr gerne den Beschluss für drei Jahre Punkt. Vielen Dank, dass Sie zugehört haben.“

24. Mai 2023|

Erzpriester Radu Constantin Miro: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Das Mahnmal steht am richtigen Platz

Rede von Erzpriester Radu Constantin Miro, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich danke Ihnen, lieber Herr Bischof, liebe Anwesende! Ich überbringe, wie gesagt, die Grüße der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, ein Träger mit 25 Mitgliedskirchen, im Grunde alle Kirchen unseres Landes. Die Kirchen haben, angefangen mit der Genozid Erklärung des deutschen Bundestages, immer an der Seite ihrer treuen Mitgliedskirchen, der armenisch apostolischen Kirche gestanden, und wir werden das weiterhin tun. Wir danken der Initiative dafür, dass sie eine Arbeit leistet mit Deutschen, Armeniern und anderen, mit Bewohnern unseres Landes. Es ist ganz einfach, die Leute im Osten wissen es besonders gut. Wenn man beginnt, die Erinnerung zu verlieren, das eigene Erinnern und das Gedenken aufzugeben, sägt man den Ast ab, auf dem man selber sitzt. Ich darf als orthodoxer Christ noch dazu sagen, dass wir den Schmerz der Armenier verstehen. Ich behaupte, das ist der richtige Platz hier, denn der Kaiser wendet uns den Rücken zu, so wie er es vor 100 Jahren gemacht hat, und so wie heute offensichtlich auch noch.“

Das Mahnmal steht am richtigen Platz

Rede von Erzpriester Radu Constantin Miro, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich danke Ihnen, lieber Herr Bischof, liebe Anwesende! Ich überbringe, wie gesagt, die Grüße der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, ein Träger mit 25 Mitgliedskirchen, im Grunde alle Kirchen unseres Landes. Die Kirchen haben, angefangen mit der Genozid Erklärung des deutschen Bundestages, immer an der Seite ihrer treuen Mitgliedskirchen, der armenisch apostolischen Kirche gestanden, und wir werden das weiterhin tun. Wir danken der Initiative dafür, dass sie eine Arbeit leistet mit Deutschen, Armeniern und anderen, mit Bewohnern unseres Landes. Es ist ganz einfach, die Leute im Osten wissen es besonders gut. Wenn man beginnt, die Erinnerung zu verlieren, das eigene Erinnern und das Gedenken aufzugeben, sägt man den Ast ab, auf dem man selber sitzt. Ich darf als orthodoxer Christ noch dazu sagen, dass wir den Schmerz der Armenier verstehen. Ich behaupte, das ist der richtige Platz hier, denn der Kaiser wendet uns den Rücken zu, so wie er es vor 100 Jahren gemacht hat, und so wie heute offensichtlich auch noch.“

24. Mai 2023|

Bischof Serovpé Isakhanyan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Armenier, die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative

Rede von Bischof Serovpé Isakhanyan, Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Guten Abend zusammen! Wir Christen sagen, das Gebet verbindet uns, verbindet uns in der Liebe, verbindet uns im Kampf für die Gerechtigkeit. Es erinnert uns an eine alte Dame aus dem neuen Testament, eine Witwe, die hartnäckig gekämpft hat. Wir Armenier kämpfen seit über 100 Jahren und wir kämpfen weiter. Ich danke Ihnen, dass Sie gemeinsam mit uns kämpfen. Liebe Initiative, Gott segne sie! Und alle anderen Anwesenden auch.

Gemeinsam sprechen wir das „Vaterunser“, jeder in seiner oder ihrer eigenen Sprache. (Das geschieht auch.)

Bevor ich das Wort an meinem Bruder weitergebe, Radu Constantin Miron, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, möchte ich gerne betonen, diese Initiative ist keine armenische Initiative, aber die Armenier und die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative und wo wir helfen können, tun wir das. Selbstverständlich sind wir mit dabei. Gott segne sie.“

Rede von Bischof Serovpé Isakhanyan auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke

„Guten Abend zusammen! Wir Christen sagen, das Gebet verbindet uns, verbindet uns in der Liebe, verbindet uns im Kampf für die Gerechtigkeit. Es erinnert uns an eine alte Dame aus dem neuen Testament, eine Witwe, die hartnäckig gekämpft hat. Wir Armenier kämpfen seit über 100 Jahren und wir kämpfen weiter. Ich danke Ihnen, dass Sie gemeinsam mit uns kämpfen. Liebe Initiative, Gott segne sie! Und alle anderen Anwesenden auch.

Gemeinsam sprechen wir das „Vaterunser“, jeder in seiner oder ihrer eigenen Sprache. (Das geschieht auch.)

Bevor ich das Wort an meinem Bruder weitergebe, Radu Constantin Miron, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, möchte ich gerne betonen, diese Initiative ist keine armenische Initiative, aber die Armenier und die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative und wo wir helfen können, tun wir das. Selbstverständlich sind wir mit dabei. Gott segne sie.“

24. Mai 2023|

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Am 24. Mai haben sich über 150 Menschen am Mahnmal versammelt, um gegen den von der Stadt verlangten Abriss des Mahnmals zu protestieren. Die Redner*innen (s. Rubrik „Reden“) kamen aus unterschiedlichsten Kontexten, wie die Teilnehmenden auch.

Sie alle verwahrten sich gegen die würdelose Haltung der Verwaltung, die ständig neue absurde „Argumente“ bemüht, um ihren Widerstand gegen das öffentliche Gedenken an diesem zentralen Ort in der Stadt zu begründen. Die aktuelle Bosheit: ein in ferner Zukunft möglicherweise errichteter Fahrradweg auf einer irgendwann verbreiteren Hohenzollernbrücke. Dem stehe das Mahnmal jetzt schon im Weg. Gleichzeitig hat dieselbe Verwaltung auf der anderen Rheinseite eine dreimal so große Installation angebracht: ein Sitzmöbel.

Als „Deadline“ für den Abbau des Mahnmals hatte die Stadtverwaltung den 24.5., 22 Uhr bestimmt. Dagegen hat die Initiative Völkermord Erinnern einen Eilantrag und eine Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Bis das Gericht darüber entschieden hat – vermutlich in der Woche nach Pfingsten – bleibt das Mahnmal stehen.

Wir informieren umgehend über die Entscheidung des Gerichts und die Konsequenzen. Bitte bleibt aufmerksam und verteidigt diesen Ort des Gedenkens, der Trauer und der Mahnung!

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Am 24. Mai haben sich über 150 Menschen am Mahnmal versammelt, um gegen den von der Stadt verlangten Abriss des Mahnmals zu protestieren. Die Redner*innen (s. Rubrik „Reden“) kamen aus unterschiedlichsten Kontexten, wie die Teilnehmenden auch.

Sie alle verwahrten sich gegen die würdelose Haltung der Verwaltung, die ständig neue absurde „Argumente“ bemüht, um ihren Widerstand gegen das öffentliche Gedenken an diesem zentralen Ort in der Stadt zu begründen. Die aktuelle Bosheit: ein in ferner Zukunft möglicherweise errichteter Fahrradweg auf einer irgendwann verbreiteren Hohenzollernbrücke. Dem stehe das Mahnmal jetzt schon im Weg. Gleichzeitig hat dieselbe Verwaltung auf der anderen Rheinseite eine dreimal so große Installation angebracht: ein Sitzmöbel.

Als „Deadline“ für den Abbau des Mahnmals hatte die Stadtverwaltung den 24.5., 22 Uhr bestimmt. Dagegen hat die Initiative Völkermord Erinnern einen Eilantrag und eine Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Bis das Gericht darüber entschieden hat – vermutlich in der Woche nach Pfingsten – bleibt das Mahnmal stehen.

Wir informieren umgehend über die Entscheidung des Gerichts und die Konsequenzen. Bitte bleibt aufmerksam und verteidigt diesen Ort des Gedenkens, der Trauer und der Mahnung!

24. Mai 2023|

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main: Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung

„Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung“

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
Soykırım Karşıtları Derneği (SKD)

Die Stadtverwaltung der Stadt Köln hat mitgeteilt, dass sie das Sondernutzungsrecht für das Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern ab dem 24.05.2023 nicht mehr verlängern will. Dies bedeutet zumindest das vorläufige Aus für diesen Gedenkort.
Das Mahnmal, das zugleich auch als eine Erinnerung an die deutsche Beteilung am Völkermord an den Armeniern gedacht ist, wurde in einer der größten deutschen Städte unter schwersten Bedingungen erstritten. Nun soll das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz betrifft und alle“ einem geplanten Fahrradweg auf der Hohenzollernbrücke weichen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass in einer deutschen Großstadt wie Köln scheinbar kein Platz für ein Mahnmal zu finden ist, das an den im Osmanischen Reich unter Beteiligung des Deutschen Kaiserreichs ermordeten Armeniern gedenkt. Zudem wirkt es geradezu grotesk, dass die historischen Tatsachen, die Gegenstand des Mahnmals sind, dem Bau eines Fahrradwegs untergeordnet werden. Anders wäre die jetzige Entscheidung der Stadtverwaltung aufgenommen worden, hätte sie im gleichen Atemzug einen alternativen und dauerhaften Standort für dieses Mahnmal präsentiert. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen.

Die Entscheidung der Stadt Köln berücksichtigt anscheinend nicht die Leitlinien der deutschen Gedenkkultur, die auf Verantwortung für die Vergangenheit und Mahnung für das Heute beruhen. Vom Gegenteil können wir nur überzeugt werden, wenn die Stadt Köln sich in der Lage zeigt, in kurzer Zeit einen dauerhaften – dem Sinn eines Mahnmals gebührenden – Platz für das Mahnmal des armenischen Genozids auszuweisen. Nur so kann die Stadtverwaltung unter Beweis stellen, dass sie eine aufrichtige Haltung in Bezug auf die Vergangenheitsarbeit hat.

Gerade für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung, da seine pure Existenz eine Anerkennung der historischen Tatsachen und auch eine Stellungnahme gegen die türkische Verleugnungspolitik ist. Wir stehen solidarisch an der Seite der Initiative „Völkermord erinnern“ und unterstützen den Antrag der Kölner Grünen, dem Mahnmal einen dauerhaften Standort zuzuweisen.

Frankfurt am Main, 23.05.2023

Im Namen des Vorstands des Vereins der Völkermordgegner e.V.
Selay Ertem
Dr. Eran Gündüz

„Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung“

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
Soykırım Karşıtları Derneği (SKD)

Die Stadtverwaltung der Stadt Köln hat mitgeteilt, dass sie das Sondernutzungsrecht für das Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern ab dem 24.05.2023 nicht mehr verlängern will. Dies bedeutet zumindest das vorläufige Aus für diesen Gedenkort.
Das Mahnmal, das zugleich auch als eine Erinnerung an die deutsche Beteilung am Völkermord an den Armeniern gedacht ist, wurde in einer der größten deutschen Städte unter schwersten Bedingungen erstritten. Nun soll das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz betrifft und alle“ einem geplanten Fahrradweg auf der Hohenzollernbrücke weichen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass in einer deutschen Großstadt wie Köln scheinbar kein Platz für ein Mahnmal zu finden ist, das an den im Osmanischen Reich unter Beteiligung des Deutschen Kaiserreichs ermordeten Armeniern gedenkt. Zudem wirkt es geradezu grotesk, dass die historischen Tatsachen, die Gegenstand des Mahnmals sind, dem Bau eines Fahrradwegs untergeordnet werden. Anders wäre die jetzige Entscheidung der Stadtverwaltung aufgenommen worden, hätte sie im gleichen Atemzug einen alternativen und dauerhaften Standort für dieses Mahnmal präsentiert. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen.

Die Entscheidung der Stadt Köln berücksichtigt anscheinend nicht die Leitlinien der deutschen Gedenkkultur, die auf Verantwortung für die Vergangenheit und Mahnung für das Heute beruhen. Vom Gegenteil können wir nur überzeugt werden, wenn die Stadt Köln sich in der Lage zeigt, in kurzer Zeit einen dauerhaften – dem Sinn eines Mahnmals gebührenden – Platz für das Mahnmal des armenischen Genozids auszuweisen. Nur so kann die Stadtverwaltung unter Beweis stellen, dass sie eine aufrichtige Haltung in Bezug auf die Vergangenheitsarbeit hat.

Gerade für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung, da seine pure Existenz eine Anerkennung der historischen Tatsachen und auch eine Stellungnahme gegen die türkische Verleugnungspolitik ist. Wir stehen solidarisch an der Seite der Initiative „Völkermord erinnern“ und unterstützen den Antrag der Kölner Grünen, dem Mahnmal einen dauerhaften Standort zuzuweisen.

Frankfurt am Main, 23.05.2023

Im Namen des Vorstands des Vereins der Völkermordgegner e.V.
Selay Ertem
Dr. Eran Gündüz

24. Mai 2023|

Amadeu Antonio Stiftung: Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Über ihre Social Media Kanäle veröffentlichte die Amadeu Antonio Stiftung am 23. Mai 2023 folgendes Statement: „Das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ muss einmal mehr gezwungenermaßen abgeräumt werden. Und das, obwohl es erst seit einem Monat steht. Offenbar weil es schlicht keinen Willen in der Stadtverwaltung und bei der Oberbürgermeisterin Reker für das Mahnmal, das an den Genozid an den Armenier*innen erinnert, gibt. Die Hohenzollernbrücke soll um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Und das, obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radweg noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt. Soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen? Noch am 27.04 hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“. Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll. Kommt morgen, am 24. Mai, um 18 Uhr zur Protestveranstaltung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke!“

Statement lesen (Amadeu Antonio Stiftung)

Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Über ihre Social Media Kanäle veröffentlichte die Amadeu Antonio Stiftung am 23. Mai 2023 folgendes Statement: „Das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ muss einmal mehr gezwungenermaßen abgeräumt werden. Und das, obwohl es erst seit einem Monat steht. Offenbar weil es schlicht keinen Willen in der Stadtverwaltung und bei der Oberbürgermeisterin Reker für das Mahnmal, das an den Genozid an den Armenier*innen erinnert, gibt. Die Hohenzollernbrücke soll um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Und das, obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radweg noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt. Soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen? Noch am 27.04 hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“. Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll. Kommt morgen, am 24. Mai, um 18 Uhr zur Protestveranstaltung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke!“

Statement lesen (Amadeu Antonio Stiftung)
24. Mai 2023|

haGalil: Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Es war eine lange, würdelose Geschichte. Und doch waren sich am Ende nahezu alle zuständigen politischen Gremien und Fachleute in Köln darin einig, dass das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle endlich einen dauerhaften Platz im Zentrum Kölns erhalten sollte. Auch die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt stimmte dem vor wenigen Wochen zu. Alle jahrelangen Pressionen und Drohungen türkischer Geschichtsleugner gegen das Mahnmal schienen vergeblich. Köln zeigte endlich Courage. Doch nun teilt die Stadtverwaltung mit mehr als fragwürdigen Begründungen mit, dass sie das armenische Mahnmal am 24.5. entfernen lassen möchte.

Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sich die Kölner Verwaltungsspitze dem Ersuchen türkischer Geschichtsleugner sowohl aus der Türkei als auch aus Köln selbst gebeugt hat. Ein armenisches Mahnmal ist machtpolitisch bedeutungslos. Dass die vorgeblich liberale und weltoffene Millionenstadt einknickt ist mehr als beschämend für Köln wie auch für Kölns OB Reker. Dass diese nun sogar eindeutige Beschlüsse der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt unter Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sowie zahlreicher geschichtspolitischer Kölner Institutionen – vom Verein EL DE Haus bis zum Zusammenschluss aller Kölner Kirchen – brüsk übergeht, könnte als schockierend beschrieben werden. Es ist Ausdruck eines vollständigen städtischen Versagens.

Artikel lesen (haGalil)

Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Es war eine lange, würdelose Geschichte. Und doch waren sich am Ende nahezu alle zuständigen politischen Gremien und Fachleute in Köln darin einig, dass das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle endlich einen dauerhaften Platz im Zentrum Kölns erhalten sollte. Auch die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt stimmte dem vor wenigen Wochen zu. Alle jahrelangen Pressionen und Drohungen türkischer Geschichtsleugner gegen das Mahnmal schienen vergeblich. Köln zeigte endlich Courage. Doch nun teilt die Stadtverwaltung mit mehr als fragwürdigen Begründungen mit, dass sie das armenische Mahnmal am 24.5. entfernen lassen möchte.

Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sich die Kölner Verwaltungsspitze dem Ersuchen türkischer Geschichtsleugner sowohl aus der Türkei als auch aus Köln selbst gebeugt hat. Ein armenisches Mahnmal ist machtpolitisch bedeutungslos. Dass die vorgeblich liberale und weltoffene Millionenstadt einknickt ist mehr als beschämend für Köln wie auch für Kölns OB Reker. Dass diese nun sogar eindeutige Beschlüsse der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt unter Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sowie zahlreicher geschichtspolitischer Kölner Institutionen – vom Verein EL DE Haus bis zum Zusammenschluss aller Kölner Kirchen – brüsk übergeht, könnte als schockierend beschrieben werden. Es ist Ausdruck eines vollständigen städtischen Versagens.

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23. Mai 2023|

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Die Initiative „Völkermord Erinnern“ hat Klage beim Verwaltungsgericht Köln gegen das Ordnungsamt Köln eingereicht.

Verlangt wird zum einen, auf die aktuelle behördliche Aufforderung zu verzichten, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ solle am 24. Mai bis 22 Uhr vom Kurt-Rossa-Platz (Hohenzollernbrücke) entfernt werden. Zum anderen klagt die Initiative auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis, das Mahnmals auf die bereits Anfang April beantragten drei Jahre, aber mindestens bis zum 24. April 2024 aufzustellen. So hatte es bereits die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt am 27. April beschlossen.

Das Ordnungsamt war in seiner derzeit noch gültigen Sondernutzungserlaubnis mit keinem Wort auf den Antrag der Initiative eingegangen, das Mahnmal drei Jahre rechtssicher stehen zu lassen. Das sei „ermessensfehlerhaft“, wie es in der Klage heißt. Das Ordnungsamt hätte begründen müssen, warum es meint, das öffentliche Gedenken an den Genozid an den Armeniern müsse auf einen Monat begrenzt werden. Nach unserer Auffassung ist eine derartige Begrenzung absurd und weder erinnerungspolitisch begründbar noch rechtlich notwendig.

Für die Nachfahren der Opfer des Genozids ist das Beharren des Ordnungsamtes auf dem Abbau des Mahnmals ein Schlag ins Gesicht.

Rechtlich darf das Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis bis zu drei Jahren erteilen. Die nunmehr lediglich einmonatige Aufstellung der Stehle wird begründet mit einem geplanten Fahrradweg über die Hohenzollernbrücke. Dies erlaube keinen längeren Zeitraum.

Dieselbe Verwaltung hat allerdings noch vor wenigen Wochen auf der rechten Seite der Hohenzollernbrücke eine Sitz-Installation in der Flucht des geplanten Radweges fest im Boden verankert. Und das Mahnmal auf der linken Seite ist im Wege? Zumal es sogar kleiner ist als die Sitz-Installation der Stadt!?

Es fehlt anscheinend noch immer am politischen Willen der Stadtspitze, das von der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt gewollte Mahnmal nun endlich stehen zu lassen und diesen Ort der Trauer, des Gedenkens und der Erinnerung zu respektieren.

Wir rufen für den 24. Mai, um 18 Uhr, zu einer Protestkundgebung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke auf.

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Die Initiative „Völkermord Erinnern“ hat Klage beim Verwaltungsgericht Köln gegen das Ordnungsamt Köln eingereicht.

Verlangt wird zum einen, auf die aktuelle behördliche Aufforderung zu verzichten, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ solle am 24. Mai bis 22 Uhr vom Kurt-Rossa-Platz (Hohenzollernbrücke) entfernt werden. Zum anderen klagt die Initiative auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis, das Mahnmals auf die bereits Anfang April beantragten drei Jahre, aber mindestens bis zum 24. April 2024 aufzustellen. So hatte es bereits die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt am 27. April beschlossen.

Das Ordnungsamt war in seiner derzeit noch gültigen Sondernutzungserlaubnis mit keinem Wort auf den Antrag der Initiative eingegangen, das Mahnmal drei Jahre rechtssicher stehen zu lassen. Das sei „ermessensfehlerhaft“, wie es in der Klage heißt. Das Ordnungsamt hätte begründen müssen, warum es meint, das öffentliche Gedenken an den Genozid an den Armeniern müsse auf einen Monat begrenzt werden. Nach unserer Auffassung ist eine derartige Begrenzung absurd und weder erinnerungspolitisch begründbar noch rechtlich notwendig.

Für die Nachfahren der Opfer des Genozids ist das Beharren des Ordnungsamtes auf dem Abbau des Mahnmals ein Schlag ins Gesicht.

Rechtlich darf das Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis bis zu drei Jahren erteilen. Die nunmehr lediglich einmonatige Aufstellung der Stehle wird begründet mit einem geplanten Fahrradweg über die Hohenzollernbrücke. Dies erlaube keinen längeren Zeitraum.

Dieselbe Verwaltung hat allerdings noch vor wenigen Wochen auf der rechten Seite der Hohenzollernbrücke eine Sitz-Installation in der Flucht des geplanten Radweges fest im Boden verankert. Und das Mahnmal auf der linken Seite ist im Wege? Zumal es sogar kleiner ist als die Sitz-Installation der Stadt!?

Es fehlt anscheinend noch immer am politischen Willen der Stadtspitze, das von der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt gewollte Mahnmal nun endlich stehen zu lassen und diesen Ort der Trauer, des Gedenkens und der Erinnerung zu respektieren.

Wir rufen für den 24. Mai, um 18 Uhr, zu einer Protestkundgebung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke auf.

23. Mai 2023|

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Die Stadt Köln will das Mahnmal weg haben. Seit dem 24. April 2023 steht das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Genozid am armenischen Volk mit offizieller Erlaubnis an der Hohenzollernbrücke. Die Stadtverwaltung Köln hat eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai 2023 erteilt. Die Sondernutzung will sie jedoch nicht verlängern! Damit missachtet die Verwaltung den politischen Willen der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt, das Mahnmal bis zum 24. April nächsten Jahres stehen zu lassen. Dieser Forderung hat sich auch die Kreismitgliederversammlung der Kölner Grünen am 15. Mai einstimmig angeschlossen.

Frau Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt, teilte am 19. Mai mündlich mit, die Verwaltung bestehe auf der Entfernung des Mahnmals am 24. Mai und lehne den Antrag auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis ab.

Die einzige, mündlich vorgetragene Begründung: Die Hohenzollernbrücke solle um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Mit Frau Oberbürgermeisterin Reker sei die Entscheidung abgestimmt worden.

Obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radwegs noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt, soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen! Noch am 27. April hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“.

Die Verwaltung konterkariert mit dieser Entscheidung nicht nur ihre eigenen Aussagen, sondern setzt sich über die demokratischen Beschlüsse der zuständigen BV Innenstadt hinweg.

Das ist bislang der Gipfel an absurden Begründungen einer unverständlichen und groteskem Blockadehaltung der Verwaltung.

Ein Fahrradweg über den Rhein in Planung muss nun also herhalten, um das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen. Es scheint, als hätte diese Verwaltung nichts von dem verstanden, was seit Jahren über die Verantwortung für Menschheitsverbrechen diskutiert wird, die in deutschem Namen begangen wurden. Die Haltung missachtet das Leid der armenischen Opfer des Genozids und ihrer Nachfahren.

Wir werden uns einer derartigen Anmaßung nicht beugen, sondern das Mahnmal, das seit dem 24. April 2023 friedlich an seinem Platz steht und bei vielen Menschen auf großes Interesse stößt und angenommen wird, als Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens erhalten.

Wir rufen auf zur Protestveranstaltung am 24. Mai um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke! Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll.

DAS MAHNMAL BLEIBT!
#DasMahnmalBleibt

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Die Stadt Köln will das Mahnmal weg haben. Seit dem 24. April 2023 steht das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Genozid am armenischen Volk mit offizieller Erlaubnis an der Hohenzollernbrücke. Die Stadtverwaltung Köln hat eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai 2023 erteilt. Die Sondernutzung will sie jedoch nicht verlängern! Damit missachtet die Verwaltung den politischen Willen der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt, das Mahnmal bis zum 24. April nächsten Jahres stehen zu lassen. Dieser Forderung hat sich auch die Kreismitgliederversammlung der Kölner Grünen am 15. Mai einstimmig angeschlossen.

Frau Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt, teilte am 19. Mai mündlich mit, die Verwaltung bestehe auf der Entfernung des Mahnmals am 24. Mai und lehne den Antrag auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis ab.

Die einzige, mündlich vorgetragene Begründung: Die Hohenzollernbrücke solle um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Mit Frau Oberbürgermeisterin Reker sei die Entscheidung abgestimmt worden.

Obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radwegs noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt, soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen! Noch am 27. April hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“.

Die Verwaltung konterkariert mit dieser Entscheidung nicht nur ihre eigenen Aussagen, sondern setzt sich über die demokratischen Beschlüsse der zuständigen BV Innenstadt hinweg.

Das ist bislang der Gipfel an absurden Begründungen einer unverständlichen und groteskem Blockadehaltung der Verwaltung.

Ein Fahrradweg über den Rhein in Planung muss nun also herhalten, um das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen. Es scheint, als hätte diese Verwaltung nichts von dem verstanden, was seit Jahren über die Verantwortung für Menschheitsverbrechen diskutiert wird, die in deutschem Namen begangen wurden. Die Haltung missachtet das Leid der armenischen Opfer des Genozids und ihrer Nachfahren.

Wir werden uns einer derartigen Anmaßung nicht beugen, sondern das Mahnmal, das seit dem 24. April 2023 friedlich an seinem Platz steht und bei vielen Menschen auf großes Interesse stößt und angenommen wird, als Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens erhalten.

Wir rufen auf zur Protestveranstaltung am 24. Mai um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke! Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll.

DAS MAHNMAL BLEIBT!
#DasMahnmalBleibt

20. Mai 2023|

Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN: Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Die Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN unterstützt ein dauerhaftes Mahnmal an einem prominenten Ort in der Stadt zur Erinnerung an den Genozid an den Armenier*innen in Köln, mit dem einem der ersten systematischen Genozide des 20 Jahrhunderts gedacht und zur Ächtung von Nationalismus und Rassismus aufgerufen wird. Wir bekennen uns damit zu unserer historischen Verantwortung, die Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit über die Generationen hinweg wachzuhalten und Hass und Gewalt ein entschiedenes Nein entgegenzusetzen, gerade auch angesichts der dem Völkermord Vorschub leistenden Rolle des Deutschen Kaiserreiches. Wir betonen darüber hinaus unseren Einsatz für eine kritische Auseinandersetzung mit der Hohenzollernbrücke und dem Reiterstandbild für Wilhelm II..

Wir unterstützen das Anliegen der großen armenischen Gemeinde in Köln und darüber hinaus sowie der zahlreichen Akteur*innen und Organisationen aus der Kölner Zivilgesellschaft, temporär das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild Wilhelms II. aufzustellen, um bereits während des laufenden Diskussions- und Entscheidungsprozesses ein deutliches Zeichen zu setzen.

Vor diesem Hintergrund

  • begrüßt die KMV die Beschlüsse der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz (BV 1) vom 29.03. und 27.04.2023 mit dem die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Anliegens der Initiative „Völkermord Erinnern“ anerkannt und beschlossen wurde, dass für die Aufstellung des Mahnmals eine rechtssichere Form, z.B. über eine Sondernutzung, zu erarbeiten sei;
  • appelliert die KMV an die Verwaltung, den angestoßenen und durch die o.g. Beschlüsse flankierten Dialogprozess mit der Initiative „Völkermord Erinnern“ zügig fortzusetzen und zeitnah zu einer einvernehmlichen und dauerhaften Lösung zu bringen;
  • ruft die KMV alle Beteiligten dazu auf, der erforderlichen Sensibilität, die das Thema benötigt, in hohem Maße Rechnung zu tragen.
Antrag lesen (KMV Kölner GRÜNEN)

Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Die Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN unterstützt ein dauerhaftes Mahnmal an einem prominenten Ort in der Stadt zur Erinnerung an den Genozid an den Armenier*innen in Köln, mit dem einem der ersten systematischen Genozide des 20 Jahrhunderts gedacht und zur Ächtung von Nationalismus und Rassismus aufgerufen wird. Wir bekennen uns damit zu unserer historischen Verantwortung, die Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit über die Generationen hinweg wachzuhalten und Hass und Gewalt ein entschiedenes Nein entgegenzusetzen, gerade auch angesichts der dem Völkermord Vorschub leistenden Rolle des Deutschen Kaiserreiches. Wir betonen darüber hinaus unseren Einsatz für eine kritische Auseinandersetzung mit der Hohenzollernbrücke und dem Reiterstandbild für Wilhelm II..

Wir unterstützen das Anliegen der großen armenischen Gemeinde in Köln und darüber hinaus sowie der zahlreichen Akteur*innen und Organisationen aus der Kölner Zivilgesellschaft, temporär das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild Wilhelms II. aufzustellen, um bereits während des laufenden Diskussions- und Entscheidungsprozesses ein deutliches Zeichen zu setzen.

Vor diesem Hintergrund

  • begrüßt die KMV die Beschlüsse der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz (BV 1) vom 29.03. und 27.04.2023 mit dem die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Anliegens der Initiative „Völkermord Erinnern“ anerkannt und beschlossen wurde, dass für die Aufstellung des Mahnmals eine rechtssichere Form, z.B. über eine Sondernutzung, zu erarbeiten sei;
  • appelliert die KMV an die Verwaltung, den angestoßenen und durch die o.g. Beschlüsse flankierten Dialogprozess mit der Initiative „Völkermord Erinnern“ zügig fortzusetzen und zeitnah zu einer einvernehmlichen und dauerhaften Lösung zu bringen;
  • ruft die KMV alle Beteiligten dazu auf, der erforderlichen Sensibilität, die das Thema benötigt, in hohem Maße Rechnung zu tragen.
Antrag lesen (KMV Kölner GRÜNEN)
16. Mai 2023|

taz: Jürgen Gottschlich über das Mahnmal für den Völkermord an Armeniern

Späte Einsicht

Das Mahnmal in Köln geht auf die langjährige Initiative mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen zurück, die nun erstmals die Unterstützung der zuständigen Kölner Bezirksvertretung Innenstadt genießen. Während in den vergangenen Jahren das Mahnmal, das die Initiativen regelmäßig am 24. April, dem Jahrestag des Völkermordes, aufgestellt hatten, von der Verwaltung ebenso regelmäßig wieder abgerissen worden war, wird es in diesem Jahr stehen bleiben. Nach dem Willen der Bezirksvertretung, die einstimmig dafür votiert hatte, soll nun eine rechts­sichere dauerhafte Lösung gesucht werden. Warum dieses Mahnmal, und warum ist es so wichtig? Kaiser Wilhelm II. hatte zur Unterstützung der osmanischen Armee zahlreiche deutsche Offiziere in den Orient entsandt, von denen die allermeisten den Völkermord nicht nur billigten – weil die Armenier angeblich mit dem russischen Kriegsgegner kollaborierten –, sondern sich teilweise auch aktiv selbst daran beteiligten.

Artikel lesen (taz)

Späte Einsicht

Das Mahnmal in Köln geht auf die langjährige Initiative mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen zurück, die nun erstmals die Unterstützung der zuständigen Kölner Bezirksvertretung Innenstadt genießen. Während in den vergangenen Jahren das Mahnmal, das die Initiativen regelmäßig am 24. April, dem Jahrestag des Völkermordes, aufgestellt hatten, von der Verwaltung ebenso regelmäßig wieder abgerissen worden war, wird es in diesem Jahr stehen bleiben. Nach dem Willen der Bezirksvertretung, die einstimmig dafür votiert hatte, soll nun eine rechts­sichere dauerhafte Lösung gesucht werden. Warum dieses Mahnmal, und warum ist es so wichtig? Kaiser Wilhelm II. hatte zur Unterstützung der osmanischen Armee zahlreiche deutsche Offiziere in den Orient entsandt, von denen die allermeisten den Völkermord nicht nur billigten – weil die Armenier angeblich mit dem russischen Kriegsgegner kollaborierten –, sondern sich teilweise auch aktiv selbst daran beteiligten.

Artikel lesen (taz)
25. April 2023|

Dr. Rainer Will: Rede am Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am 24. April 2023

Rede am Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am 24. April 2023 auf dem Brückenkopf der Hohenzollernbrücke in Sichtweite des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm II.

gehalten von Dr. Rainer Will, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, am 24. April 2023

Es sind 40 Jahre her, dass ich zum ersten Mal von Armenien hörte. Ich hatte damals das große Glück, ein Jahr lang in Jerusalem studieren zu können im Rahmen eines ökumenischen Studienjahres, das der Benediktiner-Abtei auf dem Zion angeschlossen war.

Der Abt der Abtei war ein großer Freund der orthodoxen und altorientalischen Kirchen und ihrer Liturgien. Er lud uns Studenten und Studentinnen dazu ein, ihn zur armenischen Vesper in die armenische Jakobus-Kathedrale im armenischen Viertel, dem Sitz des armenischen Patriarchen von Jerusalem, zu begleiten.

Hier hörte und erlebte ich zum ersten Mal die großartigen Gesänge und Riten der armenischen Liturgie und erfuhr dann bei weiteren Besuchen im armenischen Viertel von der uralten Geschichte des armenischen Volkes, seiner Sprache, seiner Kultur, seiner Musik und Literatur und seiner Kirche.

In Armenien wurde bereits im Jahr 301 n. Chr. das Christentum als Staatsreligion ausgerufen, also 80 Jahre bevor dies im Römischen Reich offiziell geschah.

Im Armenischen Viertel sah ich dann auch zum ersten Mal Bilder von den Deportationen hunderttausender Armenier, die über die Höhen des Taurus und Amanos in die mesopotanische Wüste getrieben wurden, um dort zu sterben, wenn sie nicht schon vorher vom Hungertod dahingerafft worden sind.

Jerusalem wurde für jene Armenier/innen, die noch fliehen konnten, zum Zufluchtsort. Im armenischen Viertel, das aus allen Nähten platzte, wurden tausende von Geflüchteten untergebracht und ernährt. Ihnen wurde geholfen bei der Suche nach einem Ort, wo sie zunächst einmal nur überleben konnten.

Hier in Jerusalem, jene Stadt, die dann nur drei Jahrzehnte später Zufluchtsort insbesondere für Juden und Jüdinnen aus Deutschland wurde, jene Stadt, in der sich die bedeutendste Gedenkstätte befindet, die an die deutsche, nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert, wurde ich zum ersten Mal gewahr, dass Deutschland bzw. das Deutsche Reich auch am Genozid an den Armeniern beteiligt gewesen ist.

Die Massaker an den Armeniern bzw. die systematische Vernichtungspolitik der jung-türkischen Nationalisten fand unter Wissen und Schutz des Bündnisses mit dem Deutschen Reich im Ersten Weltkrieg statt. Die letzte Verantwortung für diese Mittäterschaft trug jene Person, auf deren Reiterstandbild wir hier unmittelbar schauen: Kaiser Wilhelm II.

Der deutsche Diplomat und Botschafter Hans Freiherr von Wangenheim unterrichtete Berlin über die sich 1915 ereignenden Gräueltaten telegrafisch wie folgt: „Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedlung durchgeführt wird, zeigen, dass die (jung-türkische; R.W.) Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten.“ Appelle an den Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg fanden aus „realpolitischen“ Gründen kein Gehör; im Gegenteil. Der Reichskanzler wies die Diplomaten mit folgender Richtlinie in die Schranken: „Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht.“ Das Osmanische Reich kämpfte ja an der Seite des deutschen Kaisers Wilhelm II. gegen England, Frankreich und Russland.

Wenn wir in Richtung Museum Ludwig rüber schauen, erblicken wir die Säule aus Granit und Eisen des Maalot Denkmals des israelischen Künstlers Dani Karavan. Vom Dom her kommend führt eine lange in den Boden eingelassene Eisenschiene, die an eine Bahnschiene erinnert, genau auf die Säule zu, in deren Mitte ein Schlitz den Blick weiterführt auf die Hohenzollernbrücke und noch weiter in Richtung des Deutzer Bahnhofes. Auch wenn das Maalot-Denkmal kein Holocaust-Mahnmal ist, weckt es Assoziationen, die daran erinnern, dass vom Bahnhof Deutz aus die Kölner Deportationen in die Konzentrationslager ihren Ausgang nahmen.

Im Gedenken an all die vergessenen „Opfer der Geschichte“ und wegen der unmittelbaren Nähe zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. gibt es in Köln keinen evidenteren Ort als diesen hier, um auch an den Völkermord an den Armeniern zu erinnern. Köln ist die deutsche Stadt, in der die meisten Armenier leben; hier befindet sich auch der Bischofssitz der Armenisch-Apostolischen Kirche.

Aus diesem Grund kann ich Ihnen auch als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, in der neben den beiden Großkirchen über ein Duzend weitere Kirchen zusammenarbeiten, mitteilen, dass bei der im Juni 2022 stattgefunden Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft einstimmig beschlossen wurde, den Aufruf der Initiative „Völkermord erinnern“ zu unterstützen.

Wir fordern somit die Fraktionen des Kölner Rates und die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln dazu auf, dem Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ hier an dieser Stelle, an der Hohenzollernbrücke, einen permanenten Platz zu verschaffen, solange keine befriedigende Gesamtlösung des Umgangs mit dem kolonialen Erbe, an den dieses Reiterstandbild erinnert gefunden wurde.

Wie wir heute Morgen im Kölner Stadtanzeiger lesen konnten, gibt es von Seiten türkischer Institutionen Widerstände gegen dieses Vorhaben. Deshalb möchte ich Ihnen von folgender

Begebenheit berichten. Ich war dabei als am 19.10.2014 ein armenischer Kreuzstein zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern in Neuwied am Rhein auf einem öffentlichen Platz der Stadt im Beisein des Neuwieder Oberbürgermeisters und anderer Vertreter/innen der Stadt vom damaligen armenischen Bischof Karekin Bekdjian eingeweiht wurde.

Der Druck der dann von Seiten eines türkischen Verbandes aufgebaut wurde mit dem Ziel, den Kreuzstein von dieser Stelle zu verbannen, führte dazu, dass der Neuwieder Oberbürgermeister (Nikolaus Roth) die armenische Gemeinde in Neuwied dazu drängte, diese möge doch von sich aus einen anderen Platz für den Kreuzstein suchen, d.h. woanders aufzustellen.

Wie es scheint, hat erst das solidarische Eintreten der anderen Kirchen in Neuwied, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammenarbeiten, dazu geführt, dass der Oberbürgermeister dem Drängen der türkischen Institutionen dann doch nicht nachgegeben hat.

Aber zurück hierher nach Köln und der Forderung, dass hier an dieser Stelle das Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ aufgestellt werden sollte. Dabei geht es sowohl um die Erinnerung an den Genozid an den Armenien und zugleich um einen blinden Fleck unserer deutschen Geschichte. Es geht um die Notwendigkeit, sich der eigenen Verantwortung zu stellen mit dem Ziel, sensibilisiert durch das Geschehene, nun mit wachen Augen all jenen Entwicklungen entgegenzutreten, wo politische Akteure bereit sind, die Geschichte zu verschleiern und die Wahrheit mit Gewalt zu unterdrücken.

Ich möchte abschließend daran erinnern, was Cem Özdemir an dieser Stelle vor fast einem Jahr hier bei einem Gedenken gesagt hat. Er kritisierte die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts, die dazu führte, dass das hier vorläufig hingestellte Genozid -Mahnmal von der Stadt abtransportiert wurde. Cem Özdemir wortwörtlich: „Das Zurückweichen der liberalen Demokratien, aus Angst vor den großen & kleinen Diktatoren & und ihren hiesigen VertreterInnen, muss endlich ein Ende haben.“

Wenn wir wirklich bereit sind, aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, dann dürfen wir den Herausforderungen eines Genozid-Mahnmals, dessen Schmerz uns alle betrifft, an diesem Ort nicht ausweichen.

Rede zur Wiedererrichtung des Denkmals „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Gedenken an den Genozid am armenischen Volk

gehalten von Dr. Rainer Will, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, am 24. April 2023

Es sind 40 Jahre her, dass ich zum ersten Mal von Armenien hörte. Ich hatte damals das große Glück, ein Jahr lang in Jerusalem studieren zu können im Rahmen eines ökumenischen Studienjahres, das der Benediktiner-Abtei auf dem Zion angeschlossen war.

Der Abt der Abtei war ein großer Freund der orthodoxen und altorientalischen Kirchen und ihrer Liturgien. Er lud uns Studenten und Studentinnen dazu ein, ihn zur armenischen Vesper in die armenische Jakobus-Kathedrale im armenischen Viertel, dem Sitz des armenischen Patriarchen von Jerusalem, zu begleiten.

Hier hörte und erlebte ich zum ersten Mal die großartigen Gesänge und Riten der armenischen Liturgie und erfuhr dann bei weiteren Besuchen im armenischen Viertel von der uralten Geschichte des armenischen Volkes, seiner Sprache, seiner Kultur, seiner Musik und Literatur und seiner Kirche.

In Armenien wurde bereits im Jahr 301 n. Chr. das Christentum als Staatsreligion ausgerufen, also 80 Jahre bevor dies im Römischen Reich offiziell geschah.

Im Armenischen Viertel sah ich dann auch zum ersten Mal Bilder von den Deportationen hunderttausender Armenier, die über die Höhen des Taurus und Amanos in die mesopotanische Wüste getrieben wurden, um dort zu sterben, wenn sie nicht schon vorher vom Hungertod dahingerafft worden sind.

Jerusalem wurde für jene Armenier/innen, die noch fliehen konnten, zum Zufluchtsort. Im armenischen Viertel, das aus allen Nähten platzte, wurden tausende von Geflüchteten untergebracht und ernährt. Ihnen wurde geholfen bei der Suche nach einem Ort, wo sie zunächst einmal nur überleben konnten.

Hier in Jerusalem, jene Stadt, die dann nur drei Jahrzehnte später Zufluchtsort insbesondere für Juden und Jüdinnen aus Deutschland wurde, jene Stadt, in der sich die bedeutendste Gedenkstätte befindet, die an die deutsche, nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert, wurde ich zum ersten Mal gewahr, dass Deutschland bzw. das Deutsche Reich auch am Genozid an den Armeniern beteiligt gewesen ist.

Die Massaker an den Armeniern bzw. die systematische Vernichtungspolitik der jung-türkischen Nationalisten fand unter Wissen und Schutz des Bündnisses mit dem Deutschen Reich im Ersten Weltkrieg statt. Die letzte Verantwortung für diese Mittäterschaft trug jene Person, auf deren Reiterstandbild wir hier unmittelbar schauen: Kaiser Wilhelm II.

Der deutsche Diplomat und Botschafter Hans Freiherr von Wangenheim unterrichtete Berlin über die sich 1915 ereignenden Gräueltaten telegrafisch wie folgt: „Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedlung durchgeführt wird, zeigen, dass die (jung-türkische; R.W.) Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten.“ Appelle an den Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg fanden aus „realpolitischen“ Gründen kein Gehör; im Gegenteil. Der Reichskanzler wies die Diplomaten mit folgender Richtlinie in die Schranken: „Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht.“ Das Osmanische Reich kämpfte ja an der Seite des deutschen Kaisers Wilhelm II. gegen England, Frankreich und Russland.

Wenn wir in Richtung Museum Ludwig rüber schauen, erblicken wir die Säule aus Granit und Eisen des Maalot Denkmals des israelischen Künstlers Dani Karavan. Vom Dom her kommend führt eine lange in den Boden eingelassene Eisenschiene, die an eine Bahnschiene erinnert, genau auf die Säule zu, in deren Mitte ein Schlitz den Blick weiterführt auf die Hohenzollernbrücke und noch weiter in Richtung des Deutzer Bahnhofes. Auch wenn das Maalot-Denkmal kein Holocaust-Mahnmal ist, weckt es Assoziationen, die daran erinnern, dass vom Bahnhof Deutz aus die Kölner Deportationen in die Konzentrationslager ihren Ausgang nahmen.

Im Gedenken an all die vergessenen „Opfer der Geschichte“ und wegen der unmittelbaren Nähe zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. gibt es in Köln keinen evidenteren Ort als diesen hier, um auch an den Völkermord an den Armeniern zu erinnern. Köln ist die deutsche Stadt, in der die meisten Armenier leben; hier befindet sich auch der Bischofssitz der Armenisch-Apostolischen Kirche.

Aus diesem Grund kann ich Ihnen auch als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, in der neben den beiden Großkirchen über ein Duzend weitere Kirchen zusammenarbeiten, mitteilen, dass bei der im Juni 2022 stattgefunden Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft einstimmig beschlossen wurde, den Aufruf der Initiative „Völkermord erinnern“ zu unterstützen.

Wir fordern somit die Fraktionen des Kölner Rates und die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln dazu auf, dem Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ hier an dieser Stelle, an der Hohenzollernbrücke, einen permanenten Platz zu verschaffen, solange keine befriedigende Gesamtlösung des Umgangs mit dem kolonialen Erbe, an den dieses Reiterstandbild erinnert gefunden wurde.

Wie wir heute Morgen im Kölner Stadtanzeiger lesen konnten, gibt es von Seiten türkischer Institutionen Widerstände gegen dieses Vorhaben. Deshalb möchte ich Ihnen von folgender

Begebenheit berichten. Ich war dabei als am 19.10.2014 ein armenischer Kreuzstein zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern in Neuwied am Rhein auf einem öffentlichen Platz der Stadt im Beisein des Neuwieder Oberbürgermeisters und anderer Vertreter/innen der Stadt vom damaligen armenischen Bischof Karekin Bekdjian eingeweiht wurde.

Der Druck der dann von Seiten eines türkischen Verbandes aufgebaut wurde mit dem Ziel, den Kreuzstein von dieser Stelle zu verbannen, führte dazu, dass der Neuwieder Oberbürgermeister (Nikolaus Roth) die armenische Gemeinde in Neuwied dazu drängte, diese möge doch von sich aus einen anderen Platz für den Kreuzstein suchen, d.h. woanders aufzustellen.

Wie es scheint, hat erst das solidarische Eintreten der anderen Kirchen in Neuwied, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammenarbeiten, dazu geführt, dass der Oberbürgermeister dem Drängen der türkischen Institutionen dann doch nicht nachgegeben hat.

Aber zurück hierher nach Köln und der Forderung, dass hier an dieser Stelle das Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ aufgestellt werden sollte. Dabei geht es sowohl um die Erinnerung an den Genozid an den Armenien und zugleich um einen blinden Fleck unserer deutschen Geschichte. Es geht um die Notwendigkeit, sich der eigenen Verantwortung zu stellen mit dem Ziel, sensibilisiert durch das Geschehene, nun mit wachen Augen all jenen Entwicklungen entgegenzutreten, wo politische Akteure bereit sind, die Geschichte zu verschleiern und die Wahrheit mit Gewalt zu unterdrücken.

Ich möchte abschließend daran erinnern, was Cem Özdemir an dieser Stelle vor fast einem Jahr hier bei einem Gedenken gesagt hat. Er kritisierte die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts, die dazu führte, dass das hier vorläufig hingestellte Genozid -Mahnmal von der Stadt abtransportiert wurde. Cem Özdemir wortwörtlich: „Das Zurückweichen der liberalen Demokratien, aus Angst vor den großen & kleinen Diktatoren & und ihren hiesigen VertreterInnen, muss endlich ein Ende haben.“

Wenn wir wirklich bereit sind, aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, dann dürfen wir den Herausforderungen eines Genozid-Mahnmals, dessen Schmerz uns alle betrifft, an diesem Ort nicht ausweichen.

24. April 2023|

Einladung zur Gedenkfeier

Das Mahnmal steht!

Herzliche Einladung zur Gedenkfeier zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern am 24. April um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke. Eine Blumenniederlegung ist gewünscht.

Das Mahnmal steht!

Herzliche Einladung zur Gedenkfeier zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern am 24. April um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke. Eine Blumenniederlegung ist gewünscht.

12. April 2023|

Kölnische Rundschau: Klares Votum für Mahnmal in Köln

Klares Votum für Mahnmal in Köln

Über ein Mahnmal, das an den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich mit Unterstützung der Truppen von Kaiser Wilhelm II. erinnern soll, wird in Köln seit 2018 diskutiert.

Artikel lesen (Kölnische Rundschau)

Klares Votum für Mahnmal in Köln

Über ein Mahnmal, das an den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich mit Unterstützung der Truppen von Kaiser Wilhelm II. erinnern soll, wird in Köln seit 2018 diskutiert.

Artikel lesen (Kölnische Rundschau)
2. April 2023|

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

„Ja zum Mahnmal! Es ist höchste Zeit, dass öffentlich des Völkermords an den Armeniern gedacht wird, der deutscher Türkeipolitik für fast ein Jahrhundert das moralische Genick brach. Ein Deutschland, das demokratisch sein will, darf nicht mehr anders als ungeschminkt zu historischer Wahrheit und Verantwortung stehen.“

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser, Historiker und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit insbesondere der osmanischen und nachosmanischen Welt an der Universität Zürich

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

„Ja zum Mahnmal! Es ist höchste Zeit, dass öffentlich des Völkermords an den Armeniern gedacht wird, der deutscher Türkeipolitik für fast ein Jahrhundert das moralische Genick brach. Ein Deutschland, das demokratisch sein will, darf nicht mehr anders als ungeschminkt zu historischer Wahrheit und Verantwortung stehen.“

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser, Historiker und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit insbesondere der osmanischen und nachosmanischen Welt an der Universität Zürich

1. April 2023|
Redebeiträge
Medienberichte
Unterstützerbriefe
Im Anschluss an eine Matinee „Völkermorde erinnern, Kriege verhindern“ am 15. April in Köln haben die Initiative „Völkermord erinnern“ und Besucherinnen und Besucher ein Mahnmal enthüllt. Es erinnert nicht nur an den Genozid an den Armeniern in den Jahren 1915-1918, sondern auch an die deutsche Beteiligung daran und fordert grundsätzlich dazu auf, Rassismus und Nationalismus als Ursachen von Völkermorden zu ächten.

Das Mahnmal ist an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke errichtet worden, gegenüber dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II., Verantwortlicher für den Völkermord an den OvaHerero und Nama 1904 und Unterstützer des Genozids an den Armeniern.

Das Genozid-Mahnmal wurde von der Stadt Köln am 19. April 2018 abgerissen. Es habe an einer Genehmigung gefehlt. Die Stadt hat in ihrem Schriftsatz gegenüber dem Verwaltungsgericht Köln, das wir angerufen hatten, außerdem argumentiert, das Mahnmal müsse noch vor dem 24. April, dem internationalen Gedenktag an den Genozid, beseitigt werden, weil sonst die Gefahr bestehe, dass sich „zahlreiche Gegendemonstranten einfinden“ und „die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs an dieser Stelle zeitnah stark beeinträchtigt“ sei. „Angesichts der Vielzahl türkischer Mitbürger in Köln“ sei auch schon 2017, bei der Erlaubnis für den Kreuzstein der armenischen Gemeinde „auf eine Aufstellung im öffentlichen Straßenland aufgrund des hohen Konfliktpotentials bewusst verzichtet worden“. Das Verwaltungsgericht Köln hat die sofortige Entfernung des Genozidmahnmals an der Hohenzollernbrücke nicht beanstandet.

In unserer Antwort beim Verwaltungsgericht hielten wir fest, dass wir diese Argumentation für ein erinnerungspolitisches Armutszeugnis und ein Ausweichen vor Genozidleugnern halten. Sie widerspricht diametral der Aufforderung des Bundestags, der in seiner Resolution vom 2. Juni 2016 die Zivilgesellschaft auffordert, das Gedenken an den armenischen Genozid zu thematisieren.

Zahlreiche Organisationen und Prominente haben sich mittlerweile als PatInnen und UnterstützerInnen für das Mahnmal und für seine Wiedererrichtung ausgesprochen.

Wir richten unsere Anstrengungen weiterhin darauf, möglichst viele zivilgesellschaftliche Kräfte in dem Bemühen zu vereinen, die Stadt Köln solle das Genozid-Mahnmal wieder aufstellen.

Das Mahnmal muss an seinen Platz zurück!

L’initiative « Rappeler le Génocide » ainsi que les visiteurs ont inauguré le 15 avril 2018 à Cologne un monument à la suite d’une matinée sur le thème « Rappeler le génocide, Empêcher les guerres ». Il rappelle non seulement le génocide commis dans les années 1915 – 1918 aux Arméniens mais également la participation allemande et exige de proscrire le racisme et le nationalisme comme la cause des génocides.

Le monument a été érigé sur le bord gauche du pont sur le Rhin, le« Hohenzollernbrücke » en face de la statue du Kaiser Wilhelm II, responsable du génocide des OvaroHerero et Nama en 1904 et soutien du génocide des Arméniens.

Le Monument a été enlevé par la ville de Cologne le 19 avril 2018, pour manque d’autorisation préalable. La ville de Cologne a également argumenté, dans le cadre d’une procédure devant le tribunal administratif de Cologne entamée par nous, que le monument devrait être enlevé avant le 24 avril 2018, jour de la commémoration internationale du génocide aux Arméniens, afin d’éviter « le rassemblement de nombreux contre-manifestants » présentant un fort risque pour « la sécurité et la facilité du trafic à cet endroit ». Au vu de la présence de nombreux citoyens turcs à Cologne, la ville aurait déjà en 2017, lors de la mise en place du « Kreuzstein » de la communauté arménienne, refusé expressément une permission de la mise en place dans le domaine public à cause du potentiel de conflit élevé.

Le tribunal administratif de Cologne n’a pas contesté l’enlèvement immédiat du monument du génocide près de la «Hohenzollernbrücke».

Dans notre réponse au tribunal administratif nous avons souligné que nous jugeons cette argumentation comme insulte à une politique de mémorisation et un recul devant ceux qui nient le génocide. Elle contredit diamétralement la demande du Bundestag qui dans sa résolution du 2 juin 2016 demande à la société civile de thématiser la mémoire du génocide aux Arméniens.

Un grand nombre d’organisations et de personnes importantes de la vie culturelle et intellectuelle se sont déclarées parrain ou soutien pour le monument et sa réinstallation.

Nos efforts continuent afin qu’un grand nombre de personnes de la vie civile se réunisse pour exiger de la ville de Cologne la réinstallation du monument du génocide.

LE MONUMENT DOIT RETOURNER A SA PLACE!

Osman Okkan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält

Rede von Osman Okkan, Kuturforum TürkeiDeutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Wir sind als Kulturforum Türkei Deutschland, wie der Name sagt, diesen Ländern verpflichtet, auch bei der Aufarbeitung der Vergangenheit und vor allem bei der Erinnerungskultur mitzuarbeiten. Seit 30 Jahren arbeiten wir daran, dass die dunklen Phasen in der Geschichte der Türkei, in der Geschichte Anatoliens auch diskutiert werden und darüber Aufklärung betrieben wird. Und Sie wissen: die Deutsche Gesellschaft, auch die Gesellschaft in der Türkei haben da sehr viel nachzuholen, und wir sind sehr dankbar, dass wir alle zusammen daran arbeiten, dass der Genozid an den Armeniern in der osmanischen Geschichte auch in der Türkei aufgearbeitet und entsprechend gewürdigt wird. Das ist ein Meilenstein für die Verständigung zwischen den Völkern in der Türkei, vor allem zwischen Armeniern, den Türken, den Kurden und allen anderen. Und jeden Schritt, der in dieser Richtung gemacht wird, möchten wir begrüßen. Es macht uns fassungslos, wie sich der Rat der Stadt und wie sich die Stadtverwaltung verhält. Ich glaube, dadurch wird dem Image der Stadt, die sich sehr gerne als lokale, freie, liberale Stadt gibt, der größte Schaden zugefügt. Es ist auch eine Aufgabe für uns alle, nicht nur als Angehörige der Community hier, sondern auch als Kölner*innen, dass wir dagegen kämpfen, und dass das den Opfern nutzt, dass ihnen auch hier Gerechtigkeit erfährt, und daran arbeiten wir zusammen. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Rolly Brings: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen?

Rede von Rolly Brings, Musiker und Texter, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich stehe mit dem Rücken zur Brücke hin, nach Deutz hin. Das war der Ort, an den die Menschen getrieben wurden. Roma sind wie die Juden politische Gegner, um in die Vernichtungslager nach Osten geschickt zu werden. Ich sehe vor mir Kaiser Wilhelm, den Zweiten, einen Kriegsverbrecher, und ich sehe vor mir den Dom, ein Zeichen des Christentums. Ich bin verwirrt. Ich denke jetzt laut. Ich stehe ja oft an dieser Stelle, ob das Mahnmal da ist oder nicht, wenn ich mit dem Fahrrad da hinten über die Brücke fahre.

Wie kann es sein, dass die demokratischen Ratsfraktionen schweigen? Ich möchte ihnen laut zurufen: Liebe Leute, nicht alle Türken, die den Genozid an den Armeniern leugnen in Köln, sprechen für die gesamte türkische Community. Ditib ist nicht Sprecher der türkischen Community. Und wenn ich intern immer zwischen den Zeilen heraushöre: „Eigentlich ist es ja richtig, aber was sagen unsere türkischen Leute in Köln dazu?“ Leute, das hatten wir nicht gehabt vor 50, 60 Jahren, als wir hier in Köln anfingen, unserer Nazi Vergangenheit aufzuarbeiten. Da lebten die Nazis noch, und wir haben trotzdem protestiert.

Ich fahre ganz oft durch die Stadt, und wenn ich an den West-Friedhof komme, dann steige ich ab und spreche an den Gräbern meiner Familie und meiner Freunde mit den Toten. Das ist ganz wichtig für mich. Ich möchte, dass die Armenier, und alle, die das wollen, an diesem genau gekennzeichneten historischen Ort – das ist ja eine richtige Erinnerungs-Achse – die Möglichkeit haben, mit ihren Toten zu reden. Sie können ja nicht mehr an den Ursprungsort! Die Gebeine der Toten liegen irgendwo in Mesopotamien. Sie sind zu Staub geworden, und ich möchte, dass meine armenischen Leute hier in meiner Stadt und in meiner Region die Möglichkeit haben, an dieser Stelle mit ihren Toten zu reden und zu beten. Das ist menschlich. Da muss man keiner Partei angehören, das gehört sich einfach so. Mehr habe ich nicht zu sagen, wer mich nicht kennt: Ich habe keine Partei hinter mir, ich habe keine Macht im Rat, überhaupt nichts. Meine Familie setzt sich nur seit vielen Jahren dafür ein, dass diese Leute nicht vergessen werden: Für die singen und schreiben wir, und für sie treten wir auf. Dankeschön.“

24. Mai 2023|

Talin Kalatas: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, macht das Leid von Millionen von Menschen unsichtbar

Rede von Talin Kalatas, Geschäftsführerin der Naturfreunde Nordrheinwestfalen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Es ist jetzt ziemlich genau vier Wochen her, dass ich hier an dieser Stelle versuchte, Opfern des Genozids an den Armeniern eine Stimme zu geben und darüber sprach, dass es möglich sei, Leid zu teilen, und zwar indem nicht nur die Opfergruppen dieses Leid tragen müssen. Und dass eben dieses Mahnmal ein Schritt sei, um aus machtlosen und passiven Opfern Überlebende zu machen, Menschen mit Stimmen und Geschichten, Menschen mit Wert. Das, was wir durch die Stadtverwaltung erleben, ist das genaue Gegenteil davon, Menschen Wert zuzugestehen und ihr Leid mitzutragen. Mir als Aktivistin für eine gerechte Gesellschaft, aber auch als Nachfahrin von Überlebenden bricht es das Herz, dass das Mal abgebaut werden soll. Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, missachtet damit nicht nur unsere Erinnerung und die Würde der Opfer, sondern macht das Leid von Millionen von Menschen wieder unsichtbar. Was die Stadt Köln damit sagen möchte, ist eigentlich ganz eindeutig. Dieser Schmerz betrifft Köln nicht, und das ist eine ziemliche Phrase in einer Stadt, in der Kolonialisten und Massenmörder auf ihren Sockeln ganz ungeniert und unreflektiert die Tore der Stadt bewachen.

Das Mahnmal ist nicht nur ein Denkmal aus Stahl, es ist ein symbolischer Ort, der das Leid und die Tragödie eben auch meiner eigenen Vorfahren verkörpert. Es ist ein Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens für die Nachfahren der Ermordeten, aber auch für die Nachfahren der Täter*innen und der Mittäter*innen. Denn auch vererbte Schuld produziert Leid, das zum Ausdruck gebracht werden darf und das auch verarbeitet gehört. Und wo könnte ein solcher Prozess besser beginnen als hier an diesem Ort, der so prominent und mit Bedacht gewählt wurde, um eben das Bewusstsein zu schaffen, das dieser Schmerz uns alle betrifft? Das Abstruse und auch für mich zu Köln passende krasse Verhalten der Stadtverwaltung im Hin und Her über das Verweilen des Mahnmals grenzt nicht nur an Realsatire, sondern es zeigt auch vor allem, worum es hier irgendwie auch geht: um die Deutungshoheit über Erinnerungskultur. Sie ignoriert die Tatsache, dass vor allem die Opfer ein Recht auf ihre Erzählungen haben und diese in die Stadtgestaltung einbringen dürfen. Es ist ein Akt der Entmenschlichung, wenn Stimmen nicht gehört und Schmerz nicht anerkannt wird.

Ich muss innerlich fast aufschreien, wenn ich so Sätze höre wie, „naja, da kann ja auch jeder kommen und sein Mahnmal zur Erinnerung seines Leids ausstellen“. Denn ja, in einer gerechten, aufgeklärten und Kolonialismus selbstkritischen Gesellschaft sollte diese Forderung überhaupt nichts Entsetzliches sein, sondern selbstverständlich und willkommen. Also das, was wir hier erleben, ist in der Konsequenz auch das Absprechen des Rechts von Nachbarländern, von Überlebenden, ihre Geschichten zu erzählen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Diese soll einfach wieder zurück ins Private und raus aus dem Stadtbild. Menschlichkeit, Mitgefühl und auch Selbstreflexion der eigenen Rollen gehören aber in die Sichtbarkeit, um sicherzustellen, dass Gräueltaten der Vergangenheit nicht vergessen werden und sich nicht wiederholen. Sich für den Verbleib des Mahnmals einzusetzen, ist also nicht nur ein persönlicher Akt und auch nicht nur für mich, sondern auch einer der Solidarität und des Respekts. Es könnte nämlich auch ein Vorbild dafür sein, dass sich in Köln alle Bevölkerungsgruppen als wertiger Teil der Gesellschaft fühlen dürfen. Und eine Chance dafür, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der jede Stimme gehört wird und in der sich niemand unsichtbar und vergessen fühlen muss.“

Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, macht das Leid von Millionen von Menschen unsichtbar

Rede von Talin Kalatas, Geschäftsführerin der Naturfreunde Nordrheinwestfalen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Es ist jetzt ziemlich genau vier Wochen her, dass ich hier an dieser Stelle versuchte, Opfern des Genozids an den Armeniern eine Stimme zu geben und darüber sprach, dass es möglich sei, Leid zu teilen, und zwar indem nicht nur die Opfergruppen dieses Leid tragen müssen. Und dass eben dieses Mahnmal ein Schritt sei, um aus machtlosen und passiven Opfern Überlebende zu machen, Menschen mit Stimmen und Geschichten, Menschen mit Wert. Das, was wir durch die Stadtverwaltung erleben, ist das genaue Gegenteil davon, Menschen Wert zuzugestehen und ihr Leid mitzutragen. Mir als Aktivistin für eine gerechte Gesellschaft, aber auch als Nachfahrin von Überlebenden bricht es das Herz, dass das Mal abgebaut werden soll. Der Beschluss der Stadtverwaltung, das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen, missachtet damit nicht nur unsere Erinnerung und die Würde der Opfer, sondern macht das Leid von Millionen von Menschen wieder unsichtbar. Was die Stadt Köln damit sagen möchte, ist eigentlich ganz eindeutig. Dieser Schmerz betrifft Köln nicht, und das ist eine ziemliche Phrase in einer Stadt, in der Kolonialisten und Massenmörder auf ihren Sockeln ganz ungeniert und unreflektiert die Tore der Stadt bewachen.

Das Mahnmal ist nicht nur ein Denkmal aus Stahl, es ist ein symbolischer Ort, der das Leid und die Tragödie eben auch meiner eigenen Vorfahren verkörpert. Es ist ein Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens für die Nachfahren der Ermordeten, aber auch für die Nachfahren der Täter*innen und der Mittäter*innen. Denn auch vererbte Schuld produziert Leid, das zum Ausdruck gebracht werden darf und das auch verarbeitet gehört. Und wo könnte ein solcher Prozess besser beginnen als hier an diesem Ort, der so prominent und mit Bedacht gewählt wurde, um eben das Bewusstsein zu schaffen, das dieser Schmerz uns alle betrifft? Das Abstruse und auch für mich zu Köln passende krasse Verhalten der Stadtverwaltung im Hin und Her über das Verweilen des Mahnmals grenzt nicht nur an Realsatire, sondern es zeigt auch vor allem, worum es hier irgendwie auch geht: um die Deutungshoheit über Erinnerungskultur. Sie ignoriert die Tatsache, dass vor allem die Opfer ein Recht auf ihre Erzählungen haben und diese in die Stadtgestaltung einbringen dürfen. Es ist ein Akt der Entmenschlichung, wenn Stimmen nicht gehört und Schmerz nicht anerkannt wird.

Ich muss innerlich fast aufschreien, wenn ich so Sätze höre wie, „naja, da kann ja auch jeder kommen und sein Mahnmal zur Erinnerung seines Leids ausstellen“. Denn ja, in einer gerechten, aufgeklärten und Kolonialismus selbstkritischen Gesellschaft sollte diese Forderung überhaupt nichts Entsetzliches sein, sondern selbstverständlich und willkommen. Also das, was wir hier erleben, ist in der Konsequenz auch das Absprechen des Rechts von Nachbarländern, von Überlebenden, ihre Geschichten zu erzählen und die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Diese soll einfach wieder zurück ins Private und raus aus dem Stadtbild. Menschlichkeit, Mitgefühl und auch Selbstreflexion der eigenen Rollen gehören aber in die Sichtbarkeit, um sicherzustellen, dass Gräueltaten der Vergangenheit nicht vergessen werden und sich nicht wiederholen. Sich für den Verbleib des Mahnmals einzusetzen, ist also nicht nur ein persönlicher Akt und auch nicht nur für mich, sondern auch einer der Solidarität und des Respekts. Es könnte nämlich auch ein Vorbild dafür sein, dass sich in Köln alle Bevölkerungsgruppen als wertiger Teil der Gesellschaft fühlen dürfen. Und eine Chance dafür, sich für eine Gesellschaft einzusetzen, in der jede Stimme gehört wird und in der sich niemand unsichtbar und vergessen fühlen muss.“

24. Mai 2023|

Yaw Malcom Pajong: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden

Rede von Yaw Malcom Pajong, Expert*innengremium (Post)koloniales Erbe Kölns, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich spreche heute als Einzelperson und auch als Teil des Expert*innengremiums, das höchst persönlich von der Oberbürgermeisterin und der Stadt Köln ins Leben gerufen wurde.

Zunächst möchten wir unsere volle Solidarität und Anteilnahme mit allen Betroffenen des Genozids ausdrücken. Insbesondere den Nachfahren von Überlebenden danken wir für ihren unermüdlichen Einsatz für Anerkennung, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und ein würdevolles Gedenken. Als Gremium zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln haben wir uns seit unserer Gründung Anfang letzten Jahres, für das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ eingesetzt sowie für einen angemessenen Umgang mit dem Denkmal des Kolonialverbrechers Kaiser Wilhelm, des Zweiten. Er darf auf hohem Ross drohen. Das soll schon wieder gehen!

Leider mussten wir feststellen, dass unsere Macht als Gremium begrenzt ist. Wir wurden mit vielen bürokratischen Ausreden vertröstet, warum und weshalb das Mahnmal eventuell doch dem Wegerecht im Weg steht oder zukünftige Fahrradwege wichtiger sind. Vor circa einem Monat waren wir in dem Irrglauben, dass die Stadt Köln sich klar für das Mahnmal ausspricht. Gleichzeitig kritisierten wir klar, dass dies ein Jahr, sieben Jahre oder eigentlich 108 Jahre zu spät passierte.

Jetzt müssen wir feststellen, dass anscheinend nur ein Teil der Stadtpolitik und Verwaltung dafür ist und sich ein anderer Teil jeglicher Verantwortung entzieht. […] Im April 2018 war das Mahnmal der Stadt Köln mit einer Schenkungsurkunde übergeben worden. Und jetzt erst recht fordern wir, den aktuellen drohenden Abriss des Mahnmals unverzüglich zu stoppen. Herero und Nama Vertreterinnen mussten auch diesen Weg gehen und verklagen aktuell die deutsche Regierung. Dass dies nötig ist, sagt sehr viel über den deutschen Umgang mit Nachfahren, Genozid, Überlebenden aus. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit, sich zu verhalten, wurde damals vor den Genoziden, während der Genozide und die 100 Jahre danach nicht gesehen. Deswegen ist es umso wichtiger, sich dieses Wegschauen, dieses Leugnen, dieses blutigen Hände in Unschuld waschen genauer anzuschauen und daraus zu lernen, damit „Nie wieder“ nicht nur eine Floskel bleibt.

Wenn Verantwortung übernommen wird, dann bedeutet das keine Abschiebungen mehr aus Deutschland nach Armenien und auch in kein anderes Land. Das bedeutet auch, die historischen Kontinuitäten mit der Türkei zu brechen und die militärische Kooperation zu beenden, die damals wie heute Menschenleben kostet. Besonders bei den letzten beiden Punkten würden wir, und ich persönlich, mir auch mehr Verantwortung von den Politikern wünschen und ihren Parteien. Verantwortung bedeutet, den Betroffenen aufmerksam und empathisch zuzuhören und deren Wünsche und Forderungen ernst zu nehmen und umzusetzen. Hier muss Eigeninitiative gezeigt werden, und es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden. „Dieser Schmerz betrifft uns alle“.

Das Expert*innengremium besteht aus verschiedenen Leuten aus sozialen Bewegungen, akademischer Bildung, und das gesamte Gremium kritisiert die Entscheidung der Stadt Köln, das Mahnmal zu. Das Gremium betont nochmal, wie wichtig die Arbeit der Initiative seit 2018 und wie untragbar und unverschämt das Vertrösten der Stadt Köln ist. Außerdem wirft das Gremium die Frage auf, weshalb die Stadt ein Expertenkomitee zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte einberuft, aber gleichzeitig bereits gemachte Arbeit zum Thema aktiv verhindert und auch uns nicht zuhört.

Ich würde mir auch wünschen, dass alle Anwesenden, die heute hier sind, quasi auch wirklich zu diesem Manual halten. Ich habe heute nochmal telefoniert mit der für uns zuständigen Person und gefragt, wie es weitergehen wird. Da wurde geantwortet, dass diese Person auch keine Infos oder Antworten hat; dass Fakten so sind, wie sie sind und er daran nichts ändern kann. Das Mahnmal soll aber nicht entfernt werden bevor das Gericht entschieden hat.

So wie letztes Jahr. Das sei unüblich, hieß es. Wir können hoffen, dass es nicht im Laufe der nächsten Tage entfernt wird. Wir alle werden und müssen uns für den Erhalt dieses Mahnmals und das Gedenken und das gesamte Thema einsetzen. Danke.“

Es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden

Rede von Yaw Malcom Pajong, Expert*innengremium (Post)koloniales Erbe Kölns, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich spreche heute als Einzelperson und auch als Teil des Expert*innengremiums, das höchst persönlich von der Oberbürgermeisterin und der Stadt Köln ins Leben gerufen wurde.

Zunächst möchten wir unsere volle Solidarität und Anteilnahme mit allen Betroffenen des Genozids ausdrücken. Insbesondere den Nachfahren von Überlebenden danken wir für ihren unermüdlichen Einsatz für Anerkennung, Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und ein würdevolles Gedenken. Als Gremium zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln haben wir uns seit unserer Gründung Anfang letzten Jahres, für das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ eingesetzt sowie für einen angemessenen Umgang mit dem Denkmal des Kolonialverbrechers Kaiser Wilhelm, des Zweiten. Er darf auf hohem Ross drohen. Das soll schon wieder gehen!

Leider mussten wir feststellen, dass unsere Macht als Gremium begrenzt ist. Wir wurden mit vielen bürokratischen Ausreden vertröstet, warum und weshalb das Mahnmal eventuell doch dem Wegerecht im Weg steht oder zukünftige Fahrradwege wichtiger sind. Vor circa einem Monat waren wir in dem Irrglauben, dass die Stadt Köln sich klar für das Mahnmal ausspricht. Gleichzeitig kritisierten wir klar, dass dies ein Jahr, sieben Jahre oder eigentlich 108 Jahre zu spät passierte.

Jetzt müssen wir feststellen, dass anscheinend nur ein Teil der Stadtpolitik und Verwaltung dafür ist und sich ein anderer Teil jeglicher Verantwortung entzieht. […] Im April 2018 war das Mahnmal der Stadt Köln mit einer Schenkungsurkunde übergeben worden. Und jetzt erst recht fordern wir, den aktuellen drohenden Abriss des Mahnmals unverzüglich zu stoppen. Herero und Nama Vertreterinnen mussten auch diesen Weg gehen und verklagen aktuell die deutsche Regierung. Dass dies nötig ist, sagt sehr viel über den deutschen Umgang mit Nachfahren, Genozid, Überlebenden aus. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit, sich zu verhalten, wurde damals vor den Genoziden, während der Genozide und die 100 Jahre danach nicht gesehen. Deswegen ist es umso wichtiger, sich dieses Wegschauen, dieses Leugnen, dieses blutigen Hände in Unschuld waschen genauer anzuschauen und daraus zu lernen, damit „Nie wieder“ nicht nur eine Floskel bleibt.

Wenn Verantwortung übernommen wird, dann bedeutet das keine Abschiebungen mehr aus Deutschland nach Armenien und auch in kein anderes Land. Das bedeutet auch, die historischen Kontinuitäten mit der Türkei zu brechen und die militärische Kooperation zu beenden, die damals wie heute Menschenleben kostet. Besonders bei den letzten beiden Punkten würden wir, und ich persönlich, mir auch mehr Verantwortung von den Politikern wünschen und ihren Parteien. Verantwortung bedeutet, den Betroffenen aufmerksam und empathisch zuzuhören und deren Wünsche und Forderungen ernst zu nehmen und umzusetzen. Hier muss Eigeninitiative gezeigt werden, und es darf sich nicht hinter bürokratischen Ausreden versteckt werden. „Dieser Schmerz betrifft uns alle“.

Das Expert*innengremium besteht aus verschiedenen Leuten aus sozialen Bewegungen, akademischer Bildung, und das gesamte Gremium kritisiert die Entscheidung der Stadt Köln, das Mahnmal zu. Das Gremium betont nochmal, wie wichtig die Arbeit der Initiative seit 2018 und wie untragbar und unverschämt das Vertrösten der Stadt Köln ist. Außerdem wirft das Gremium die Frage auf, weshalb die Stadt ein Expertenkomitee zur Aufarbeitung der kolonialen Geschichte einberuft, aber gleichzeitig bereits gemachte Arbeit zum Thema aktiv verhindert und auch uns nicht zuhört.

Ich würde mir auch wünschen, dass alle Anwesenden, die heute hier sind, quasi auch wirklich zu diesem Manual halten. Ich habe heute nochmal telefoniert mit der für uns zuständigen Person und gefragt, wie es weitergehen wird. Da wurde geantwortet, dass diese Person auch keine Infos oder Antworten hat; dass Fakten so sind, wie sie sind und er daran nichts ändern kann. Das Mahnmal soll aber nicht entfernt werden bevor das Gericht entschieden hat.

So wie letztes Jahr. Das sei unüblich, hieß es. Wir können hoffen, dass es nicht im Laufe der nächsten Tage entfernt wird. Wir alle werden und müssen uns für den Erhalt dieses Mahnmals und das Gedenken und das gesamte Thema einsetzen. Danke.“

24. Mai 2023|

Grünen-Vorsitzende Katja Trompeter: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Wir unterstützen die Initiative und die armenische Gemeinde weiterhin

Rede von Katja Trompeter, Vorsitzende der Kölner Grünen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ganz herzlichen Dank für die Einladung, hier ein paar Worte sagen zu dürfen, weil es für uns Grüne ein wirklich wichtiges Anliegen ist, dass wir unsere Solidarität und Unterstützung für ein Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid an einem prominenten Ort in der Stadt signalisieren. Wir haben ganz klar gesagt, das gebietet allein die historische Verantwortung, hier eine dauerhafte Erinnerung zu schaffen, und auch ein entschiedenes Nein für die Zukunft zu setzen gegen Hass und Gewalt.

Wir haben dazu als Kölner Grüne auf unserer Mitgliederversammlung letzte Woche einen Beschluss gefasst, in dem wir begrüßt haben, dass sich die Bezirksvertretung Innenstadt deutlich und so umfänglich dieser Sache angenommen hat. Sie hat damit den Weg gewiesen, der jetzt nur noch gegangen werden muss, nämlich eine längerfristige Sondernutzung zu ermöglichen. Der Vorschlag liegt auf dem Tisch, man muss ihn nur ergreifen, und in diesem Sinne appellieren wir an die Stadtverwaltung Köln, wo der Ball jetzt ganz eindeutig liegt, hier den Dialog fortzusetzen, ihn schnell fortzusetzen und vor allem zu einer einvernehmlichen Lösung auch zu kommen.

Wir werden das weiter begleiten, wir unterstützen die Initiative, die armenische Gemeinde auch weiterhin, und wir appellieren vor allem daran, gerade wenn es um Räumung geht, eine sehr, sehr hohe Sensibilität an den Tag zu legen. Dieses Mahnmal ist eine Chance für die armenische Gemeinde, für die große armenische Gemeinde in Köln wie in Deutschland, die Erinnerungskultur zu pflegen.

Wir appellieren, hier sensibel vorzugehen und schnell eine Lösung zu finden. Vielen Dank.“

Wir unterstützen die Initiative und die armenische Gemeinde weiterhin

Rede von Katja Trompeter, Vorsitzende der Kölner Grünen, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ganz herzlichen Dank für die Einladung, hier ein paar Worte sagen zu dürfen, weil es für uns Grüne ein wirklich wichtiges Anliegen ist, dass wir unsere Solidarität und Unterstützung für ein Mahnmal zur Erinnerung an den Genozid an einem prominenten Ort in der Stadt signalisieren. Wir haben ganz klar gesagt, das gebietet allein die historische Verantwortung, hier eine dauerhafte Erinnerung zu schaffen, und auch ein entschiedenes Nein für die Zukunft zu setzen gegen Hass und Gewalt.

Wir haben dazu als Kölner Grüne auf unserer Mitgliederversammlung letzte Woche einen Beschluss gefasst, in dem wir begrüßt haben, dass sich die Bezirksvertretung Innenstadt deutlich und so umfänglich dieser Sache angenommen hat. Sie hat damit den Weg gewiesen, der jetzt nur noch gegangen werden muss, nämlich eine längerfristige Sondernutzung zu ermöglichen. Der Vorschlag liegt auf dem Tisch, man muss ihn nur ergreifen, und in diesem Sinne appellieren wir an die Stadtverwaltung Köln, wo der Ball jetzt ganz eindeutig liegt, hier den Dialog fortzusetzen, ihn schnell fortzusetzen und vor allem zu einer einvernehmlichen Lösung auch zu kommen.

Wir werden das weiter begleiten, wir unterstützen die Initiative, die armenische Gemeinde auch weiterhin, und wir appellieren vor allem daran, gerade wenn es um Räumung geht, eine sehr, sehr hohe Sensibilität an den Tag zu legen. Dieses Mahnmal ist eine Chance für die armenische Gemeinde, für die große armenische Gemeinde in Köln wie in Deutschland, die Erinnerungskultur zu pflegen.

Wir appellieren, hier sensibel vorzugehen und schnell eine Lösung zu finden. Vielen Dank.“

24. Mai 2023|

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Der Rat der Stadt Köln und Oberbürgermeisterin Reker müssen sich bekennen

Rede von Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt-Deutz, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Sehr geehrte anwesende, liebe Vorrednerinnen und Vorrednern! Es fällt mir nicht leicht zu sprechen, aber ich werde dann mit den kommenden Sätzen auch gefasst werden. Leicht fällt es mir deshalb nicht, weil ich einerseits sehr traurig bin, dass wir hier wieder zusammenkommen müssen, aber weil ich auch wütend bin; und wütend darf man sein, und die Wut darf man nicht in sich behalten. Den Ärger, den muss man aussprechen, und daher bin ich dankbar und froh, dass ich angefragt wurde. Ich will zu dem Gesagten ergänzen, wie das so an uns herangekommen ist seitens der Oberbürgermeisterin. Wir haben das immer so verstanden und ich auch ganz besonders, dass es ein Auftrag der Oberbürgermeisterin an die Bezirksvertretung gewesen ist, dass hier eine politische Entscheidung gefällt werden soll und das ist auch gemacht worden.

Wir haben uns unglaublich viel Mühe und Arbeit gemacht haben. Das ging über mehrere Monate und gipfelte dann in dieser, sag ich mal, historischen Sitzung im Ratssaal, wo über 100 Menschen waren und wo wir diesen wegweisenden Beschluss in dieser Sache gefasst haben und dann den auch nachgebessert haben. Damit haben wir der Oberbürgermeisterin eine goldene Brücke gebaut, die sie einfach nur beschreiten muss. Diese Brücke ist 111 Mal schöner und tragfähiger, als die Hohenzollernbrücke ist, und da kann ich der Oberbürgermeisterin nur empfehlen, ganz schnell diese Brücke zu betreten und dem Rat ganz klar sagen, ihr müsst jetzt hier entscheiden.

Bislang hat sich der Rat null mit dem Mahnmal befasst. Das ist ein Unding. Wir wissen um die historische Dimension und da darf der Rat der Stadt Köln und auch die Oberbürgermeisterin sich keinen schlanken Fuß machen. Sie müssen sich bekennen. Ich wiederhole, dass weder die Oberbürgermeisterin noch der Rat der Stadt Köln sich keinen schlanken Fuß machen dürfen nach dem Motto: Ach ja, die Bezirksvertretung hat da was beschlossen, und dann schauen wir mal, wo es hingeht. Dieser Beschluss ist nicht einfach in die Ecke zu stellen.

Ich bin 1950 geboren und meine Eltern kamen aus Pommern, und es ist schon gesagt worden, kein Volk hat eine Zukunft, wenn es kein Gedächtnis hat und ohne Gedächtnis gibt es auch keine Zukunft. Das gilt auch für den Rat der Stadt Köln und das gilt auch für die Stadtgesellschaft.

Wir haben in diesem Beschluss gesagt, das die gesamte Stadtgesellschaft, alle Menschen, 185 Nationen, die hier wohnen, dass die die Diskussion mitführen sollen, alle, woher sie auch kommen. So verstehe ich meine ehrenamtliche Funktion, die Menschen zusammenzubringen in dieser Stadt.

Es gibt jetzt erst, nachdem wir diesen Beschluss gefasst haben, von einer Partei einen Beschluss, die auch die größte Fraktion im Rat der Stadt stellt, der einstimmig für das Mahnmal gefasst wurde. Die größte Ratsfraktion muss sich damit jetzt beschäftigen und mal endlich Farbe bekennen.

Zum Schluss will ich noch sagen, und da werde ich fuchsig: wenn am Neumarkt eine Skulptur steht, die ich persönlich schön finde, diese Figur vor dem Kunsthaus Lampertz, das ist der Balzac: die hat eine Genehmigung für ein Jahr. Das haben wir beschlossen. Warum wird diese Entscheidung von der Verwaltung hier nicht zugrunde gelegt? Wir haben keinen Staat, wo zweierlei Recht herrscht, und ich denke, dass Ihnen dieser Hinweis hilft auf dem Rechtsweg. Bringen Sie das bei Gericht an. Wir sind so was von flexibel, das können sie auch sehr gerne anführen, wir machen auch sehr gerne den Beschluss für drei Jahre Punkt. Vielen Dank, dass Sie zugehört haben.“

Der Rat der Stadt Köln und Oberbürgermeisterin Reker müssen sich bekennen

Rede von Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister Innenstadt-Deutz, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Sehr geehrte anwesende, liebe Vorrednerinnen und Vorrednern! Es fällt mir nicht leicht zu sprechen, aber ich werde dann mit den kommenden Sätzen auch gefasst werden. Leicht fällt es mir deshalb nicht, weil ich einerseits sehr traurig bin, dass wir hier wieder zusammenkommen müssen, aber weil ich auch wütend bin; und wütend darf man sein, und die Wut darf man nicht in sich behalten. Den Ärger, den muss man aussprechen, und daher bin ich dankbar und froh, dass ich angefragt wurde. Ich will zu dem Gesagten ergänzen, wie das so an uns herangekommen ist seitens der Oberbürgermeisterin. Wir haben das immer so verstanden und ich auch ganz besonders, dass es ein Auftrag der Oberbürgermeisterin an die Bezirksvertretung gewesen ist, dass hier eine politische Entscheidung gefällt werden soll und das ist auch gemacht worden.

Wir haben uns unglaublich viel Mühe und Arbeit gemacht haben. Das ging über mehrere Monate und gipfelte dann in dieser, sag ich mal, historischen Sitzung im Ratssaal, wo über 100 Menschen waren und wo wir diesen wegweisenden Beschluss in dieser Sache gefasst haben und dann den auch nachgebessert haben. Damit haben wir der Oberbürgermeisterin eine goldene Brücke gebaut, die sie einfach nur beschreiten muss. Diese Brücke ist 111 Mal schöner und tragfähiger, als die Hohenzollernbrücke ist, und da kann ich der Oberbürgermeisterin nur empfehlen, ganz schnell diese Brücke zu betreten und dem Rat ganz klar sagen, ihr müsst jetzt hier entscheiden.

Bislang hat sich der Rat null mit dem Mahnmal befasst. Das ist ein Unding. Wir wissen um die historische Dimension und da darf der Rat der Stadt Köln und auch die Oberbürgermeisterin sich keinen schlanken Fuß machen. Sie müssen sich bekennen. Ich wiederhole, dass weder die Oberbürgermeisterin noch der Rat der Stadt Köln sich keinen schlanken Fuß machen dürfen nach dem Motto: Ach ja, die Bezirksvertretung hat da was beschlossen, und dann schauen wir mal, wo es hingeht. Dieser Beschluss ist nicht einfach in die Ecke zu stellen.

Ich bin 1950 geboren und meine Eltern kamen aus Pommern, und es ist schon gesagt worden, kein Volk hat eine Zukunft, wenn es kein Gedächtnis hat und ohne Gedächtnis gibt es auch keine Zukunft. Das gilt auch für den Rat der Stadt Köln und das gilt auch für die Stadtgesellschaft.

Wir haben in diesem Beschluss gesagt, das die gesamte Stadtgesellschaft, alle Menschen, 185 Nationen, die hier wohnen, dass die die Diskussion mitführen sollen, alle, woher sie auch kommen. So verstehe ich meine ehrenamtliche Funktion, die Menschen zusammenzubringen in dieser Stadt.

Es gibt jetzt erst, nachdem wir diesen Beschluss gefasst haben, von einer Partei einen Beschluss, die auch die größte Fraktion im Rat der Stadt stellt, der einstimmig für das Mahnmal gefasst wurde. Die größte Ratsfraktion muss sich damit jetzt beschäftigen und mal endlich Farbe bekennen.

Zum Schluss will ich noch sagen, und da werde ich fuchsig: wenn am Neumarkt eine Skulptur steht, die ich persönlich schön finde, diese Figur vor dem Kunsthaus Lampertz, das ist der Balzac: die hat eine Genehmigung für ein Jahr. Das haben wir beschlossen. Warum wird diese Entscheidung von der Verwaltung hier nicht zugrunde gelegt? Wir haben keinen Staat, wo zweierlei Recht herrscht, und ich denke, dass Ihnen dieser Hinweis hilft auf dem Rechtsweg. Bringen Sie das bei Gericht an. Wir sind so was von flexibel, das können sie auch sehr gerne anführen, wir machen auch sehr gerne den Beschluss für drei Jahre Punkt. Vielen Dank, dass Sie zugehört haben.“

24. Mai 2023|

Erzpriester Radu Constantin Miro: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Das Mahnmal steht am richtigen Platz

Rede von Erzpriester Radu Constantin Miro, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich danke Ihnen, lieber Herr Bischof, liebe Anwesende! Ich überbringe, wie gesagt, die Grüße der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, ein Träger mit 25 Mitgliedskirchen, im Grunde alle Kirchen unseres Landes. Die Kirchen haben, angefangen mit der Genozid Erklärung des deutschen Bundestages, immer an der Seite ihrer treuen Mitgliedskirchen, der armenisch apostolischen Kirche gestanden, und wir werden das weiterhin tun. Wir danken der Initiative dafür, dass sie eine Arbeit leistet mit Deutschen, Armeniern und anderen, mit Bewohnern unseres Landes. Es ist ganz einfach, die Leute im Osten wissen es besonders gut. Wenn man beginnt, die Erinnerung zu verlieren, das eigene Erinnern und das Gedenken aufzugeben, sägt man den Ast ab, auf dem man selber sitzt. Ich darf als orthodoxer Christ noch dazu sagen, dass wir den Schmerz der Armenier verstehen. Ich behaupte, das ist der richtige Platz hier, denn der Kaiser wendet uns den Rücken zu, so wie er es vor 100 Jahren gemacht hat, und so wie heute offensichtlich auch noch.“

Das Mahnmal steht am richtigen Platz

Rede von Erzpriester Radu Constantin Miro, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Ich danke Ihnen, lieber Herr Bischof, liebe Anwesende! Ich überbringe, wie gesagt, die Grüße der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, ein Träger mit 25 Mitgliedskirchen, im Grunde alle Kirchen unseres Landes. Die Kirchen haben, angefangen mit der Genozid Erklärung des deutschen Bundestages, immer an der Seite ihrer treuen Mitgliedskirchen, der armenisch apostolischen Kirche gestanden, und wir werden das weiterhin tun. Wir danken der Initiative dafür, dass sie eine Arbeit leistet mit Deutschen, Armeniern und anderen, mit Bewohnern unseres Landes. Es ist ganz einfach, die Leute im Osten wissen es besonders gut. Wenn man beginnt, die Erinnerung zu verlieren, das eigene Erinnern und das Gedenken aufzugeben, sägt man den Ast ab, auf dem man selber sitzt. Ich darf als orthodoxer Christ noch dazu sagen, dass wir den Schmerz der Armenier verstehen. Ich behaupte, das ist der richtige Platz hier, denn der Kaiser wendet uns den Rücken zu, so wie er es vor 100 Jahren gemacht hat, und so wie heute offensichtlich auch noch.“

24. Mai 2023|

Bischof Serovpé Isakhanyan: Rede auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023

Armenier, die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative

Rede von Bischof Serovpé Isakhanyan, Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland, auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke:

„Guten Abend zusammen! Wir Christen sagen, das Gebet verbindet uns, verbindet uns in der Liebe, verbindet uns im Kampf für die Gerechtigkeit. Es erinnert uns an eine alte Dame aus dem neuen Testament, eine Witwe, die hartnäckig gekämpft hat. Wir Armenier kämpfen seit über 100 Jahren und wir kämpfen weiter. Ich danke Ihnen, dass Sie gemeinsam mit uns kämpfen. Liebe Initiative, Gott segne sie! Und alle anderen Anwesenden auch.

Gemeinsam sprechen wir das „Vaterunser“, jeder in seiner oder ihrer eigenen Sprache. (Das geschieht auch.)

Bevor ich das Wort an meinem Bruder weitergebe, Radu Constantin Miron, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, möchte ich gerne betonen, diese Initiative ist keine armenische Initiative, aber die Armenier und die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative und wo wir helfen können, tun wir das. Selbstverständlich sind wir mit dabei. Gott segne sie.“

Rede von Bischof Serovpé Isakhanyan auf der Protestveranstaltung am 24. Mai 2023 an der Hohenzollernbrücke

„Guten Abend zusammen! Wir Christen sagen, das Gebet verbindet uns, verbindet uns in der Liebe, verbindet uns im Kampf für die Gerechtigkeit. Es erinnert uns an eine alte Dame aus dem neuen Testament, eine Witwe, die hartnäckig gekämpft hat. Wir Armenier kämpfen seit über 100 Jahren und wir kämpfen weiter. Ich danke Ihnen, dass Sie gemeinsam mit uns kämpfen. Liebe Initiative, Gott segne sie! Und alle anderen Anwesenden auch.

Gemeinsam sprechen wir das „Vaterunser“, jeder in seiner oder ihrer eigenen Sprache. (Das geschieht auch.)

Bevor ich das Wort an meinem Bruder weitergebe, Radu Constantin Miron, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, möchte ich gerne betonen, diese Initiative ist keine armenische Initiative, aber die Armenier und die armenische Kirche und die armenische Gemeinde stehen hinter dieser Initiative und wo wir helfen können, tun wir das. Selbstverständlich sind wir mit dabei. Gott segne sie.“

24. Mai 2023|

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Am 24. Mai haben sich über 150 Menschen am Mahnmal versammelt, um gegen den von der Stadt verlangten Abriss des Mahnmals zu protestieren. Die Redner*innen (s. Rubrik „Reden“) kamen aus unterschiedlichsten Kontexten, wie die Teilnehmenden auch.

Sie alle verwahrten sich gegen die würdelose Haltung der Verwaltung, die ständig neue absurde „Argumente“ bemüht, um ihren Widerstand gegen das öffentliche Gedenken an diesem zentralen Ort in der Stadt zu begründen. Die aktuelle Bosheit: ein in ferner Zukunft möglicherweise errichteter Fahrradweg auf einer irgendwann verbreiteren Hohenzollernbrücke. Dem stehe das Mahnmal jetzt schon im Weg. Gleichzeitig hat dieselbe Verwaltung auf der anderen Rheinseite eine dreimal so große Installation angebracht: ein Sitzmöbel.

Als „Deadline“ für den Abbau des Mahnmals hatte die Stadtverwaltung den 24.5., 22 Uhr bestimmt. Dagegen hat die Initiative Völkermord Erinnern einen Eilantrag und eine Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Bis das Gericht darüber entschieden hat – vermutlich in der Woche nach Pfingsten – bleibt das Mahnmal stehen.

Wir informieren umgehend über die Entscheidung des Gerichts und die Konsequenzen. Bitte bleibt aufmerksam und verteidigt diesen Ort des Gedenkens, der Trauer und der Mahnung!

Über 150 Menschen demonstrieren gegen Abbau von Genozid-Mahnmal

Am 24. Mai haben sich über 150 Menschen am Mahnmal versammelt, um gegen den von der Stadt verlangten Abriss des Mahnmals zu protestieren. Die Redner*innen (s. Rubrik „Reden“) kamen aus unterschiedlichsten Kontexten, wie die Teilnehmenden auch.

Sie alle verwahrten sich gegen die würdelose Haltung der Verwaltung, die ständig neue absurde „Argumente“ bemüht, um ihren Widerstand gegen das öffentliche Gedenken an diesem zentralen Ort in der Stadt zu begründen. Die aktuelle Bosheit: ein in ferner Zukunft möglicherweise errichteter Fahrradweg auf einer irgendwann verbreiteren Hohenzollernbrücke. Dem stehe das Mahnmal jetzt schon im Weg. Gleichzeitig hat dieselbe Verwaltung auf der anderen Rheinseite eine dreimal so große Installation angebracht: ein Sitzmöbel.

Als „Deadline“ für den Abbau des Mahnmals hatte die Stadtverwaltung den 24.5., 22 Uhr bestimmt. Dagegen hat die Initiative Völkermord Erinnern einen Eilantrag und eine Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Bis das Gericht darüber entschieden hat – vermutlich in der Woche nach Pfingsten – bleibt das Mahnmal stehen.

Wir informieren umgehend über die Entscheidung des Gerichts und die Konsequenzen. Bitte bleibt aufmerksam und verteidigt diesen Ort des Gedenkens, der Trauer und der Mahnung!

24. Mai 2023|

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main: Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung

„Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung“

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
Soykırım Karşıtları Derneği (SKD)

Die Stadtverwaltung der Stadt Köln hat mitgeteilt, dass sie das Sondernutzungsrecht für das Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern ab dem 24.05.2023 nicht mehr verlängern will. Dies bedeutet zumindest das vorläufige Aus für diesen Gedenkort.
Das Mahnmal, das zugleich auch als eine Erinnerung an die deutsche Beteilung am Völkermord an den Armeniern gedacht ist, wurde in einer der größten deutschen Städte unter schwersten Bedingungen erstritten. Nun soll das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz betrifft und alle“ einem geplanten Fahrradweg auf der Hohenzollernbrücke weichen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass in einer deutschen Großstadt wie Köln scheinbar kein Platz für ein Mahnmal zu finden ist, das an den im Osmanischen Reich unter Beteiligung des Deutschen Kaiserreichs ermordeten Armeniern gedenkt. Zudem wirkt es geradezu grotesk, dass die historischen Tatsachen, die Gegenstand des Mahnmals sind, dem Bau eines Fahrradwegs untergeordnet werden. Anders wäre die jetzige Entscheidung der Stadtverwaltung aufgenommen worden, hätte sie im gleichen Atemzug einen alternativen und dauerhaften Standort für dieses Mahnmal präsentiert. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen.

Die Entscheidung der Stadt Köln berücksichtigt anscheinend nicht die Leitlinien der deutschen Gedenkkultur, die auf Verantwortung für die Vergangenheit und Mahnung für das Heute beruhen. Vom Gegenteil können wir nur überzeugt werden, wenn die Stadt Köln sich in der Lage zeigt, in kurzer Zeit einen dauerhaften – dem Sinn eines Mahnmals gebührenden – Platz für das Mahnmal des armenischen Genozids auszuweisen. Nur so kann die Stadtverwaltung unter Beweis stellen, dass sie eine aufrichtige Haltung in Bezug auf die Vergangenheitsarbeit hat.

Gerade für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung, da seine pure Existenz eine Anerkennung der historischen Tatsachen und auch eine Stellungnahme gegen die türkische Verleugnungspolitik ist. Wir stehen solidarisch an der Seite der Initiative „Völkermord erinnern“ und unterstützen den Antrag der Kölner Grünen, dem Mahnmal einen dauerhaften Standort zuzuweisen.

Frankfurt am Main, 23.05.2023

Im Namen des Vorstands des Vereins der Völkermordgegner e.V.
Selay Ertem
Dr. Eran Gündüz

„Für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung“

Verein der Völkermordgegner e.V. Frankfurt / Main
Soykırım Karşıtları Derneği (SKD)

Die Stadtverwaltung der Stadt Köln hat mitgeteilt, dass sie das Sondernutzungsrecht für das Mahnmal zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern ab dem 24.05.2023 nicht mehr verlängern will. Dies bedeutet zumindest das vorläufige Aus für diesen Gedenkort.
Das Mahnmal, das zugleich auch als eine Erinnerung an die deutsche Beteilung am Völkermord an den Armeniern gedacht ist, wurde in einer der größten deutschen Städte unter schwersten Bedingungen erstritten. Nun soll das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz betrifft und alle“ einem geplanten Fahrradweg auf der Hohenzollernbrücke weichen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass in einer deutschen Großstadt wie Köln scheinbar kein Platz für ein Mahnmal zu finden ist, das an den im Osmanischen Reich unter Beteiligung des Deutschen Kaiserreichs ermordeten Armeniern gedenkt. Zudem wirkt es geradezu grotesk, dass die historischen Tatsachen, die Gegenstand des Mahnmals sind, dem Bau eines Fahrradwegs untergeordnet werden. Anders wäre die jetzige Entscheidung der Stadtverwaltung aufgenommen worden, hätte sie im gleichen Atemzug einen alternativen und dauerhaften Standort für dieses Mahnmal präsentiert. Dies ist bislang jedoch nicht geschehen.

Die Entscheidung der Stadt Köln berücksichtigt anscheinend nicht die Leitlinien der deutschen Gedenkkultur, die auf Verantwortung für die Vergangenheit und Mahnung für das Heute beruhen. Vom Gegenteil können wir nur überzeugt werden, wenn die Stadt Köln sich in der Lage zeigt, in kurzer Zeit einen dauerhaften – dem Sinn eines Mahnmals gebührenden – Platz für das Mahnmal des armenischen Genozids auszuweisen. Nur so kann die Stadtverwaltung unter Beweis stellen, dass sie eine aufrichtige Haltung in Bezug auf die Vergangenheitsarbeit hat.

Gerade für uns als Türkeistämmige, ist das Mahnmal von enormer Bedeutung, da seine pure Existenz eine Anerkennung der historischen Tatsachen und auch eine Stellungnahme gegen die türkische Verleugnungspolitik ist. Wir stehen solidarisch an der Seite der Initiative „Völkermord erinnern“ und unterstützen den Antrag der Kölner Grünen, dem Mahnmal einen dauerhaften Standort zuzuweisen.

Frankfurt am Main, 23.05.2023

Im Namen des Vorstands des Vereins der Völkermordgegner e.V.
Selay Ertem
Dr. Eran Gündüz

24. Mai 2023|

Amadeu Antonio Stiftung: Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Über ihre Social Media Kanäle veröffentlichte die Amadeu Antonio Stiftung am 23. Mai 2023 folgendes Statement: „Das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ muss einmal mehr gezwungenermaßen abgeräumt werden. Und das, obwohl es erst seit einem Monat steht. Offenbar weil es schlicht keinen Willen in der Stadtverwaltung und bei der Oberbürgermeisterin Reker für das Mahnmal, das an den Genozid an den Armenier*innen erinnert, gibt. Die Hohenzollernbrücke soll um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Und das, obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radweg noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt. Soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen? Noch am 27.04 hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“. Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll. Kommt morgen, am 24. Mai, um 18 Uhr zur Protestveranstaltung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke!“

Statement lesen (Amadeu Antonio Stiftung)

Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden sol

Über ihre Social Media Kanäle veröffentlichte die Amadeu Antonio Stiftung am 23. Mai 2023 folgendes Statement: „Das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ muss einmal mehr gezwungenermaßen abgeräumt werden. Und das, obwohl es erst seit einem Monat steht. Offenbar weil es schlicht keinen Willen in der Stadtverwaltung und bei der Oberbürgermeisterin Reker für das Mahnmal, das an den Genozid an den Armenier*innen erinnert, gibt. Die Hohenzollernbrücke soll um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Und das, obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radweg noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt. Soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen? Noch am 27.04 hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“. Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll. Kommt morgen, am 24. Mai, um 18 Uhr zur Protestveranstaltung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke!“

Statement lesen (Amadeu Antonio Stiftung)
24. Mai 2023|

haGalil: Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Es war eine lange, würdelose Geschichte. Und doch waren sich am Ende nahezu alle zuständigen politischen Gremien und Fachleute in Köln darin einig, dass das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle endlich einen dauerhaften Platz im Zentrum Kölns erhalten sollte. Auch die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt stimmte dem vor wenigen Wochen zu. Alle jahrelangen Pressionen und Drohungen türkischer Geschichtsleugner gegen das Mahnmal schienen vergeblich. Köln zeigte endlich Courage. Doch nun teilt die Stadtverwaltung mit mehr als fragwürdigen Begründungen mit, dass sie das armenische Mahnmal am 24.5. entfernen lassen möchte.

Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sich die Kölner Verwaltungsspitze dem Ersuchen türkischer Geschichtsleugner sowohl aus der Türkei als auch aus Köln selbst gebeugt hat. Ein armenisches Mahnmal ist machtpolitisch bedeutungslos. Dass die vorgeblich liberale und weltoffene Millionenstadt einknickt ist mehr als beschämend für Köln wie auch für Kölns OB Reker. Dass diese nun sogar eindeutige Beschlüsse der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt unter Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sowie zahlreicher geschichtspolitischer Kölner Institutionen – vom Verein EL DE Haus bis zum Zusammenschluss aller Kölner Kirchen – brüsk übergeht, könnte als schockierend beschrieben werden. Es ist Ausdruck eines vollständigen städtischen Versagens.

Artikel lesen (haGalil)

Das armenische Mahnmal soll wieder abtransportiert werden

Es war eine lange, würdelose Geschichte. Und doch waren sich am Ende nahezu alle zuständigen politischen Gremien und Fachleute in Köln darin einig, dass das armenische Mahnmal Dieser Schmerz betrifft uns alle endlich einen dauerhaften Platz im Zentrum Kölns erhalten sollte. Auch die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt stimmte dem vor wenigen Wochen zu. Alle jahrelangen Pressionen und Drohungen türkischer Geschichtsleugner gegen das Mahnmal schienen vergeblich. Köln zeigte endlich Courage. Doch nun teilt die Stadtverwaltung mit mehr als fragwürdigen Begründungen mit, dass sie das armenische Mahnmal am 24.5. entfernen lassen möchte.

Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass sich die Kölner Verwaltungsspitze dem Ersuchen türkischer Geschichtsleugner sowohl aus der Türkei als auch aus Köln selbst gebeugt hat. Ein armenisches Mahnmal ist machtpolitisch bedeutungslos. Dass die vorgeblich liberale und weltoffene Millionenstadt einknickt ist mehr als beschämend für Köln wie auch für Kölns OB Reker. Dass diese nun sogar eindeutige Beschlüsse der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt unter Bezirksbürgermeister Andreas Hupke sowie zahlreicher geschichtspolitischer Kölner Institutionen – vom Verein EL DE Haus bis zum Zusammenschluss aller Kölner Kirchen – brüsk übergeht, könnte als schockierend beschrieben werden. Es ist Ausdruck eines vollständigen städtischen Versagens.

Artikel lesen (haGalil)
23. Mai 2023|

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Die Initiative „Völkermord Erinnern“ hat Klage beim Verwaltungsgericht Köln gegen das Ordnungsamt Köln eingereicht.

Verlangt wird zum einen, auf die aktuelle behördliche Aufforderung zu verzichten, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ solle am 24. Mai bis 22 Uhr vom Kurt-Rossa-Platz (Hohenzollernbrücke) entfernt werden. Zum anderen klagt die Initiative auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis, das Mahnmals auf die bereits Anfang April beantragten drei Jahre, aber mindestens bis zum 24. April 2024 aufzustellen. So hatte es bereits die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt am 27. April beschlossen.

Das Ordnungsamt war in seiner derzeit noch gültigen Sondernutzungserlaubnis mit keinem Wort auf den Antrag der Initiative eingegangen, das Mahnmal drei Jahre rechtssicher stehen zu lassen. Das sei „ermessensfehlerhaft“, wie es in der Klage heißt. Das Ordnungsamt hätte begründen müssen, warum es meint, das öffentliche Gedenken an den Genozid an den Armeniern müsse auf einen Monat begrenzt werden. Nach unserer Auffassung ist eine derartige Begrenzung absurd und weder erinnerungspolitisch begründbar noch rechtlich notwendig.

Für die Nachfahren der Opfer des Genozids ist das Beharren des Ordnungsamtes auf dem Abbau des Mahnmals ein Schlag ins Gesicht.

Rechtlich darf das Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis bis zu drei Jahren erteilen. Die nunmehr lediglich einmonatige Aufstellung der Stehle wird begründet mit einem geplanten Fahrradweg über die Hohenzollernbrücke. Dies erlaube keinen längeren Zeitraum.

Dieselbe Verwaltung hat allerdings noch vor wenigen Wochen auf der rechten Seite der Hohenzollernbrücke eine Sitz-Installation in der Flucht des geplanten Radweges fest im Boden verankert. Und das Mahnmal auf der linken Seite ist im Wege? Zumal es sogar kleiner ist als die Sitz-Installation der Stadt!?

Es fehlt anscheinend noch immer am politischen Willen der Stadtspitze, das von der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt gewollte Mahnmal nun endlich stehen zu lassen und diesen Ort der Trauer, des Gedenkens und der Erinnerung zu respektieren.

Wir rufen für den 24. Mai, um 18 Uhr, zu einer Protestkundgebung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke auf.

Initiative verklagt Stadtverwaltung

Die Initiative „Völkermord Erinnern“ hat Klage beim Verwaltungsgericht Köln gegen das Ordnungsamt Köln eingereicht.

Verlangt wird zum einen, auf die aktuelle behördliche Aufforderung zu verzichten, das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ solle am 24. Mai bis 22 Uhr vom Kurt-Rossa-Platz (Hohenzollernbrücke) entfernt werden. Zum anderen klagt die Initiative auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis, das Mahnmals auf die bereits Anfang April beantragten drei Jahre, aber mindestens bis zum 24. April 2024 aufzustellen. So hatte es bereits die zuständige Bezirksvertretung Innenstadt am 27. April beschlossen.

Das Ordnungsamt war in seiner derzeit noch gültigen Sondernutzungserlaubnis mit keinem Wort auf den Antrag der Initiative eingegangen, das Mahnmal drei Jahre rechtssicher stehen zu lassen. Das sei „ermessensfehlerhaft“, wie es in der Klage heißt. Das Ordnungsamt hätte begründen müssen, warum es meint, das öffentliche Gedenken an den Genozid an den Armeniern müsse auf einen Monat begrenzt werden. Nach unserer Auffassung ist eine derartige Begrenzung absurd und weder erinnerungspolitisch begründbar noch rechtlich notwendig.

Für die Nachfahren der Opfer des Genozids ist das Beharren des Ordnungsamtes auf dem Abbau des Mahnmals ein Schlag ins Gesicht.

Rechtlich darf das Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis bis zu drei Jahren erteilen. Die nunmehr lediglich einmonatige Aufstellung der Stehle wird begründet mit einem geplanten Fahrradweg über die Hohenzollernbrücke. Dies erlaube keinen längeren Zeitraum.

Dieselbe Verwaltung hat allerdings noch vor wenigen Wochen auf der rechten Seite der Hohenzollernbrücke eine Sitz-Installation in der Flucht des geplanten Radweges fest im Boden verankert. Und das Mahnmal auf der linken Seite ist im Wege? Zumal es sogar kleiner ist als die Sitz-Installation der Stadt!?

Es fehlt anscheinend noch immer am politischen Willen der Stadtspitze, das von der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt gewollte Mahnmal nun endlich stehen zu lassen und diesen Ort der Trauer, des Gedenkens und der Erinnerung zu respektieren.

Wir rufen für den 24. Mai, um 18 Uhr, zu einer Protestkundgebung am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke auf.

23. Mai 2023|

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Die Stadt Köln will das Mahnmal weg haben. Seit dem 24. April 2023 steht das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Genozid am armenischen Volk mit offizieller Erlaubnis an der Hohenzollernbrücke. Die Stadtverwaltung Köln hat eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai 2023 erteilt. Die Sondernutzung will sie jedoch nicht verlängern! Damit missachtet die Verwaltung den politischen Willen der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt, das Mahnmal bis zum 24. April nächsten Jahres stehen zu lassen. Dieser Forderung hat sich auch die Kreismitgliederversammlung der Kölner Grünen am 15. Mai einstimmig angeschlossen.

Frau Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt, teilte am 19. Mai mündlich mit, die Verwaltung bestehe auf der Entfernung des Mahnmals am 24. Mai und lehne den Antrag auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis ab.

Die einzige, mündlich vorgetragene Begründung: Die Hohenzollernbrücke solle um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Mit Frau Oberbürgermeisterin Reker sei die Entscheidung abgestimmt worden.

Obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radwegs noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt, soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen! Noch am 27. April hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“.

Die Verwaltung konterkariert mit dieser Entscheidung nicht nur ihre eigenen Aussagen, sondern setzt sich über die demokratischen Beschlüsse der zuständigen BV Innenstadt hinweg.

Das ist bislang der Gipfel an absurden Begründungen einer unverständlichen und groteskem Blockadehaltung der Verwaltung.

Ein Fahrradweg über den Rhein in Planung muss nun also herhalten, um das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen. Es scheint, als hätte diese Verwaltung nichts von dem verstanden, was seit Jahren über die Verantwortung für Menschheitsverbrechen diskutiert wird, die in deutschem Namen begangen wurden. Die Haltung missachtet das Leid der armenischen Opfer des Genozids und ihrer Nachfahren.

Wir werden uns einer derartigen Anmaßung nicht beugen, sondern das Mahnmal, das seit dem 24. April 2023 friedlich an seinem Platz steht und bei vielen Menschen auf großes Interesse stößt und angenommen wird, als Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens erhalten.

Wir rufen auf zur Protestveranstaltung am 24. Mai um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke! Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll.

DAS MAHNMAL BLEIBT!
#DasMahnmalBleibt

Einladung zur Protestkundgebung: Kölner Verwaltung will Abbau am 24. Mai!

Die Stadt Köln will das Mahnmal weg haben. Seit dem 24. April 2023 steht das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Genozid am armenischen Volk mit offizieller Erlaubnis an der Hohenzollernbrücke. Die Stadtverwaltung Köln hat eine Sondernutzungserlaubnis bis zum 24. Mai 2023 erteilt. Die Sondernutzung will sie jedoch nicht verlängern! Damit missachtet die Verwaltung den politischen Willen der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt, das Mahnmal bis zum 24. April nächsten Jahres stehen zu lassen. Dieser Forderung hat sich auch die Kreismitgliederversammlung der Kölner Grünen am 15. Mai einstimmig angeschlossen.

Frau Baum, Leiterin des Amtes für Integration und Vielfalt, teilte am 19. Mai mündlich mit, die Verwaltung bestehe auf der Entfernung des Mahnmals am 24. Mai und lehne den Antrag auf Verlängerung der Sondernutzungserlaubnis ab.

Die einzige, mündlich vorgetragene Begründung: Die Hohenzollernbrücke solle um einen elf Meter breiten Fuß- und Radweg erweitert werden. Da störe das Mahnmal. Mit Frau Oberbürgermeisterin Reker sei die Entscheidung abgestimmt worden.

Obwohl die Erweiterung des Fuß- und Radwegs noch in der anfänglichen Prüfungsphase steht und noch nicht mal ein Bauantrag vorliegt, soll das Mahnmal deswegen nicht weiter stehen bleiben dürfen! Noch am 27. April hat dieselbe Verwaltung der zuständigen BV Innenstadt versichert, „Möglichkeiten einer rechtssicheren Form für eine weitere Ausstellung des Mahnmals zu erarbeiten“.

Die Verwaltung konterkariert mit dieser Entscheidung nicht nur ihre eigenen Aussagen, sondern setzt sich über die demokratischen Beschlüsse der zuständigen BV Innenstadt hinweg.

Das ist bislang der Gipfel an absurden Begründungen einer unverständlichen und groteskem Blockadehaltung der Verwaltung.

Ein Fahrradweg über den Rhein in Planung muss nun also herhalten, um das Mahnmal aus dem Stadtbild zu entfernen. Es scheint, als hätte diese Verwaltung nichts von dem verstanden, was seit Jahren über die Verantwortung für Menschheitsverbrechen diskutiert wird, die in deutschem Namen begangen wurden. Die Haltung missachtet das Leid der armenischen Opfer des Genozids und ihrer Nachfahren.

Wir werden uns einer derartigen Anmaßung nicht beugen, sondern das Mahnmal, das seit dem 24. April 2023 friedlich an seinem Platz steht und bei vielen Menschen auf großes Interesse stößt und angenommen wird, als Ort des Gedenkens, der Mahnung und des Lernens erhalten.

Wir rufen auf zur Protestveranstaltung am 24. Mai um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke! Duldet nicht, dass das Gedenken an die Opfer dieses Genozids abgeräumt werden soll.

DAS MAHNMAL BLEIBT!
#DasMahnmalBleibt

20. Mai 2023|

Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN: Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Die Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN unterstützt ein dauerhaftes Mahnmal an einem prominenten Ort in der Stadt zur Erinnerung an den Genozid an den Armenier*innen in Köln, mit dem einem der ersten systematischen Genozide des 20 Jahrhunderts gedacht und zur Ächtung von Nationalismus und Rassismus aufgerufen wird. Wir bekennen uns damit zu unserer historischen Verantwortung, die Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit über die Generationen hinweg wachzuhalten und Hass und Gewalt ein entschiedenes Nein entgegenzusetzen, gerade auch angesichts der dem Völkermord Vorschub leistenden Rolle des Deutschen Kaiserreiches. Wir betonen darüber hinaus unseren Einsatz für eine kritische Auseinandersetzung mit der Hohenzollernbrücke und dem Reiterstandbild für Wilhelm II..

Wir unterstützen das Anliegen der großen armenischen Gemeinde in Köln und darüber hinaus sowie der zahlreichen Akteur*innen und Organisationen aus der Kölner Zivilgesellschaft, temporär das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild Wilhelms II. aufzustellen, um bereits während des laufenden Diskussions- und Entscheidungsprozesses ein deutliches Zeichen zu setzen.

Vor diesem Hintergrund

  • begrüßt die KMV die Beschlüsse der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz (BV 1) vom 29.03. und 27.04.2023 mit dem die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Anliegens der Initiative „Völkermord Erinnern“ anerkannt und beschlossen wurde, dass für die Aufstellung des Mahnmals eine rechtssichere Form, z.B. über eine Sondernutzung, zu erarbeiten sei;
  • appelliert die KMV an die Verwaltung, den angestoßenen und durch die o.g. Beschlüsse flankierten Dialogprozess mit der Initiative „Völkermord Erinnern“ zügig fortzusetzen und zeitnah zu einer einvernehmlichen und dauerhaften Lösung zu bringen;
  • ruft die KMV alle Beteiligten dazu auf, der erforderlichen Sensibilität, die das Thema benötigt, in hohem Maße Rechnung zu tragen.
Antrag lesen (KMV Kölner GRÜNEN)

Solidarität und Unterstützung für das Mahnmal im Gedenken an den Genozid an den Armeniern

Die Kreismitgliederversammlung (KMV) der Kölner GRÜNEN unterstützt ein dauerhaftes Mahnmal an einem prominenten Ort in der Stadt zur Erinnerung an den Genozid an den Armenier*innen in Köln, mit dem einem der ersten systematischen Genozide des 20 Jahrhunderts gedacht und zur Ächtung von Nationalismus und Rassismus aufgerufen wird. Wir bekennen uns damit zu unserer historischen Verantwortung, die Erinnerung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit über die Generationen hinweg wachzuhalten und Hass und Gewalt ein entschiedenes Nein entgegenzusetzen, gerade auch angesichts der dem Völkermord Vorschub leistenden Rolle des Deutschen Kaiserreiches. Wir betonen darüber hinaus unseren Einsatz für eine kritische Auseinandersetzung mit der Hohenzollernbrücke und dem Reiterstandbild für Wilhelm II..

Wir unterstützen das Anliegen der großen armenischen Gemeinde in Köln und darüber hinaus sowie der zahlreichen Akteur*innen und Organisationen aus der Kölner Zivilgesellschaft, temporär das Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle!“ in unmittelbarer Nähe zum Reiterstandbild Wilhelms II. aufzustellen, um bereits während des laufenden Diskussions- und Entscheidungsprozesses ein deutliches Zeichen zu setzen.

Vor diesem Hintergrund

  • begrüßt die KMV die Beschlüsse der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz (BV 1) vom 29.03. und 27.04.2023 mit dem die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Anliegens der Initiative „Völkermord Erinnern“ anerkannt und beschlossen wurde, dass für die Aufstellung des Mahnmals eine rechtssichere Form, z.B. über eine Sondernutzung, zu erarbeiten sei;
  • appelliert die KMV an die Verwaltung, den angestoßenen und durch die o.g. Beschlüsse flankierten Dialogprozess mit der Initiative „Völkermord Erinnern“ zügig fortzusetzen und zeitnah zu einer einvernehmlichen und dauerhaften Lösung zu bringen;
  • ruft die KMV alle Beteiligten dazu auf, der erforderlichen Sensibilität, die das Thema benötigt, in hohem Maße Rechnung zu tragen.
Antrag lesen (KMV Kölner GRÜNEN)
16. Mai 2023|

taz: Jürgen Gottschlich über das Mahnmal für den Völkermord an Armeniern

Späte Einsicht

Das Mahnmal in Köln geht auf die langjährige Initiative mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen zurück, die nun erstmals die Unterstützung der zuständigen Kölner Bezirksvertretung Innenstadt genießen. Während in den vergangenen Jahren das Mahnmal, das die Initiativen regelmäßig am 24. April, dem Jahrestag des Völkermordes, aufgestellt hatten, von der Verwaltung ebenso regelmäßig wieder abgerissen worden war, wird es in diesem Jahr stehen bleiben. Nach dem Willen der Bezirksvertretung, die einstimmig dafür votiert hatte, soll nun eine rechts­sichere dauerhafte Lösung gesucht werden. Warum dieses Mahnmal, und warum ist es so wichtig? Kaiser Wilhelm II. hatte zur Unterstützung der osmanischen Armee zahlreiche deutsche Offiziere in den Orient entsandt, von denen die allermeisten den Völkermord nicht nur billigten – weil die Armenier angeblich mit dem russischen Kriegsgegner kollaborierten –, sondern sich teilweise auch aktiv selbst daran beteiligten.

Artikel lesen (taz)

Späte Einsicht

Das Mahnmal in Köln geht auf die langjährige Initiative mehrerer zivilgesellschaftlicher Gruppen zurück, die nun erstmals die Unterstützung der zuständigen Kölner Bezirksvertretung Innenstadt genießen. Während in den vergangenen Jahren das Mahnmal, das die Initiativen regelmäßig am 24. April, dem Jahrestag des Völkermordes, aufgestellt hatten, von der Verwaltung ebenso regelmäßig wieder abgerissen worden war, wird es in diesem Jahr stehen bleiben. Nach dem Willen der Bezirksvertretung, die einstimmig dafür votiert hatte, soll nun eine rechts­sichere dauerhafte Lösung gesucht werden. Warum dieses Mahnmal, und warum ist es so wichtig? Kaiser Wilhelm II. hatte zur Unterstützung der osmanischen Armee zahlreiche deutsche Offiziere in den Orient entsandt, von denen die allermeisten den Völkermord nicht nur billigten – weil die Armenier angeblich mit dem russischen Kriegsgegner kollaborierten –, sondern sich teilweise auch aktiv selbst daran beteiligten.

Artikel lesen (taz)
25. April 2023|

Dr. Rainer Will: Rede am Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am 24. April 2023

Rede am Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ am 24. April 2023 auf dem Brückenkopf der Hohenzollernbrücke in Sichtweite des Reiterstandbilds von Kaiser Wilhelm II.

gehalten von Dr. Rainer Will, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, am 24. April 2023

Es sind 40 Jahre her, dass ich zum ersten Mal von Armenien hörte. Ich hatte damals das große Glück, ein Jahr lang in Jerusalem studieren zu können im Rahmen eines ökumenischen Studienjahres, das der Benediktiner-Abtei auf dem Zion angeschlossen war.

Der Abt der Abtei war ein großer Freund der orthodoxen und altorientalischen Kirchen und ihrer Liturgien. Er lud uns Studenten und Studentinnen dazu ein, ihn zur armenischen Vesper in die armenische Jakobus-Kathedrale im armenischen Viertel, dem Sitz des armenischen Patriarchen von Jerusalem, zu begleiten.

Hier hörte und erlebte ich zum ersten Mal die großartigen Gesänge und Riten der armenischen Liturgie und erfuhr dann bei weiteren Besuchen im armenischen Viertel von der uralten Geschichte des armenischen Volkes, seiner Sprache, seiner Kultur, seiner Musik und Literatur und seiner Kirche.

In Armenien wurde bereits im Jahr 301 n. Chr. das Christentum als Staatsreligion ausgerufen, also 80 Jahre bevor dies im Römischen Reich offiziell geschah.

Im Armenischen Viertel sah ich dann auch zum ersten Mal Bilder von den Deportationen hunderttausender Armenier, die über die Höhen des Taurus und Amanos in die mesopotanische Wüste getrieben wurden, um dort zu sterben, wenn sie nicht schon vorher vom Hungertod dahingerafft worden sind.

Jerusalem wurde für jene Armenier/innen, die noch fliehen konnten, zum Zufluchtsort. Im armenischen Viertel, das aus allen Nähten platzte, wurden tausende von Geflüchteten untergebracht und ernährt. Ihnen wurde geholfen bei der Suche nach einem Ort, wo sie zunächst einmal nur überleben konnten.

Hier in Jerusalem, jene Stadt, die dann nur drei Jahrzehnte später Zufluchtsort insbesondere für Juden und Jüdinnen aus Deutschland wurde, jene Stadt, in der sich die bedeutendste Gedenkstätte befindet, die an die deutsche, nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert, wurde ich zum ersten Mal gewahr, dass Deutschland bzw. das Deutsche Reich auch am Genozid an den Armeniern beteiligt gewesen ist.

Die Massaker an den Armeniern bzw. die systematische Vernichtungspolitik der jung-türkischen Nationalisten fand unter Wissen und Schutz des Bündnisses mit dem Deutschen Reich im Ersten Weltkrieg statt. Die letzte Verantwortung für diese Mittäterschaft trug jene Person, auf deren Reiterstandbild wir hier unmittelbar schauen: Kaiser Wilhelm II.

Der deutsche Diplomat und Botschafter Hans Freiherr von Wangenheim unterrichtete Berlin über die sich 1915 ereignenden Gräueltaten telegrafisch wie folgt: „Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedlung durchgeführt wird, zeigen, dass die (jung-türkische; R.W.) Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten.“ Appelle an den Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg fanden aus „realpolitischen“ Gründen kein Gehör; im Gegenteil. Der Reichskanzler wies die Diplomaten mit folgender Richtlinie in die Schranken: „Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht.“ Das Osmanische Reich kämpfte ja an der Seite des deutschen Kaisers Wilhelm II. gegen England, Frankreich und Russland.

Wenn wir in Richtung Museum Ludwig rüber schauen, erblicken wir die Säule aus Granit und Eisen des Maalot Denkmals des israelischen Künstlers Dani Karavan. Vom Dom her kommend führt eine lange in den Boden eingelassene Eisenschiene, die an eine Bahnschiene erinnert, genau auf die Säule zu, in deren Mitte ein Schlitz den Blick weiterführt auf die Hohenzollernbrücke und noch weiter in Richtung des Deutzer Bahnhofes. Auch wenn das Maalot-Denkmal kein Holocaust-Mahnmal ist, weckt es Assoziationen, die daran erinnern, dass vom Bahnhof Deutz aus die Kölner Deportationen in die Konzentrationslager ihren Ausgang nahmen.

Im Gedenken an all die vergessenen „Opfer der Geschichte“ und wegen der unmittelbaren Nähe zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. gibt es in Köln keinen evidenteren Ort als diesen hier, um auch an den Völkermord an den Armeniern zu erinnern. Köln ist die deutsche Stadt, in der die meisten Armenier leben; hier befindet sich auch der Bischofssitz der Armenisch-Apostolischen Kirche.

Aus diesem Grund kann ich Ihnen auch als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, in der neben den beiden Großkirchen über ein Duzend weitere Kirchen zusammenarbeiten, mitteilen, dass bei der im Juni 2022 stattgefunden Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft einstimmig beschlossen wurde, den Aufruf der Initiative „Völkermord erinnern“ zu unterstützen.

Wir fordern somit die Fraktionen des Kölner Rates und die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln dazu auf, dem Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ hier an dieser Stelle, an der Hohenzollernbrücke, einen permanenten Platz zu verschaffen, solange keine befriedigende Gesamtlösung des Umgangs mit dem kolonialen Erbe, an den dieses Reiterstandbild erinnert gefunden wurde.

Wie wir heute Morgen im Kölner Stadtanzeiger lesen konnten, gibt es von Seiten türkischer Institutionen Widerstände gegen dieses Vorhaben. Deshalb möchte ich Ihnen von folgender

Begebenheit berichten. Ich war dabei als am 19.10.2014 ein armenischer Kreuzstein zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern in Neuwied am Rhein auf einem öffentlichen Platz der Stadt im Beisein des Neuwieder Oberbürgermeisters und anderer Vertreter/innen der Stadt vom damaligen armenischen Bischof Karekin Bekdjian eingeweiht wurde.

Der Druck der dann von Seiten eines türkischen Verbandes aufgebaut wurde mit dem Ziel, den Kreuzstein von dieser Stelle zu verbannen, führte dazu, dass der Neuwieder Oberbürgermeister (Nikolaus Roth) die armenische Gemeinde in Neuwied dazu drängte, diese möge doch von sich aus einen anderen Platz für den Kreuzstein suchen, d.h. woanders aufzustellen.

Wie es scheint, hat erst das solidarische Eintreten der anderen Kirchen in Neuwied, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammenarbeiten, dazu geführt, dass der Oberbürgermeister dem Drängen der türkischen Institutionen dann doch nicht nachgegeben hat.

Aber zurück hierher nach Köln und der Forderung, dass hier an dieser Stelle das Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ aufgestellt werden sollte. Dabei geht es sowohl um die Erinnerung an den Genozid an den Armenien und zugleich um einen blinden Fleck unserer deutschen Geschichte. Es geht um die Notwendigkeit, sich der eigenen Verantwortung zu stellen mit dem Ziel, sensibilisiert durch das Geschehene, nun mit wachen Augen all jenen Entwicklungen entgegenzutreten, wo politische Akteure bereit sind, die Geschichte zu verschleiern und die Wahrheit mit Gewalt zu unterdrücken.

Ich möchte abschließend daran erinnern, was Cem Özdemir an dieser Stelle vor fast einem Jahr hier bei einem Gedenken gesagt hat. Er kritisierte die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts, die dazu führte, dass das hier vorläufig hingestellte Genozid -Mahnmal von der Stadt abtransportiert wurde. Cem Özdemir wortwörtlich: „Das Zurückweichen der liberalen Demokratien, aus Angst vor den großen & kleinen Diktatoren & und ihren hiesigen VertreterInnen, muss endlich ein Ende haben.“

Wenn wir wirklich bereit sind, aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, dann dürfen wir den Herausforderungen eines Genozid-Mahnmals, dessen Schmerz uns alle betrifft, an diesem Ort nicht ausweichen.

Rede zur Wiedererrichtung des Denkmals „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ zum Gedenken an den Genozid am armenischen Volk

gehalten von Dr. Rainer Will, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, am 24. April 2023

Es sind 40 Jahre her, dass ich zum ersten Mal von Armenien hörte. Ich hatte damals das große Glück, ein Jahr lang in Jerusalem studieren zu können im Rahmen eines ökumenischen Studienjahres, das der Benediktiner-Abtei auf dem Zion angeschlossen war.

Der Abt der Abtei war ein großer Freund der orthodoxen und altorientalischen Kirchen und ihrer Liturgien. Er lud uns Studenten und Studentinnen dazu ein, ihn zur armenischen Vesper in die armenische Jakobus-Kathedrale im armenischen Viertel, dem Sitz des armenischen Patriarchen von Jerusalem, zu begleiten.

Hier hörte und erlebte ich zum ersten Mal die großartigen Gesänge und Riten der armenischen Liturgie und erfuhr dann bei weiteren Besuchen im armenischen Viertel von der uralten Geschichte des armenischen Volkes, seiner Sprache, seiner Kultur, seiner Musik und Literatur und seiner Kirche.

In Armenien wurde bereits im Jahr 301 n. Chr. das Christentum als Staatsreligion ausgerufen, also 80 Jahre bevor dies im Römischen Reich offiziell geschah.

Im Armenischen Viertel sah ich dann auch zum ersten Mal Bilder von den Deportationen hunderttausender Armenier, die über die Höhen des Taurus und Amanos in die mesopotanische Wüste getrieben wurden, um dort zu sterben, wenn sie nicht schon vorher vom Hungertod dahingerafft worden sind.

Jerusalem wurde für jene Armenier/innen, die noch fliehen konnten, zum Zufluchtsort. Im armenischen Viertel, das aus allen Nähten platzte, wurden tausende von Geflüchteten untergebracht und ernährt. Ihnen wurde geholfen bei der Suche nach einem Ort, wo sie zunächst einmal nur überleben konnten.

Hier in Jerusalem, jene Stadt, die dann nur drei Jahrzehnte später Zufluchtsort insbesondere für Juden und Jüdinnen aus Deutschland wurde, jene Stadt, in der sich die bedeutendste Gedenkstätte befindet, die an die deutsche, nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert, wurde ich zum ersten Mal gewahr, dass Deutschland bzw. das Deutsche Reich auch am Genozid an den Armeniern beteiligt gewesen ist.

Die Massaker an den Armeniern bzw. die systematische Vernichtungspolitik der jung-türkischen Nationalisten fand unter Wissen und Schutz des Bündnisses mit dem Deutschen Reich im Ersten Weltkrieg statt. Die letzte Verantwortung für diese Mittäterschaft trug jene Person, auf deren Reiterstandbild wir hier unmittelbar schauen: Kaiser Wilhelm II.

Der deutsche Diplomat und Botschafter Hans Freiherr von Wangenheim unterrichtete Berlin über die sich 1915 ereignenden Gräueltaten telegrafisch wie folgt: „Dieser Umstand und die Art, wie die Umsiedlung durchgeführt wird, zeigen, dass die (jung-türkische; R.W.) Regierung tatsächlich den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reich zu vernichten.“ Appelle an den Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg fanden aus „realpolitischen“ Gründen kein Gehör; im Gegenteil. Der Reichskanzler wies die Diplomaten mit folgender Richtlinie in die Schranken: „Unser einziges Ziel ist es, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht.“ Das Osmanische Reich kämpfte ja an der Seite des deutschen Kaisers Wilhelm II. gegen England, Frankreich und Russland.

Wenn wir in Richtung Museum Ludwig rüber schauen, erblicken wir die Säule aus Granit und Eisen des Maalot Denkmals des israelischen Künstlers Dani Karavan. Vom Dom her kommend führt eine lange in den Boden eingelassene Eisenschiene, die an eine Bahnschiene erinnert, genau auf die Säule zu, in deren Mitte ein Schlitz den Blick weiterführt auf die Hohenzollernbrücke und noch weiter in Richtung des Deutzer Bahnhofes. Auch wenn das Maalot-Denkmal kein Holocaust-Mahnmal ist, weckt es Assoziationen, die daran erinnern, dass vom Bahnhof Deutz aus die Kölner Deportationen in die Konzentrationslager ihren Ausgang nahmen.

Im Gedenken an all die vergessenen „Opfer der Geschichte“ und wegen der unmittelbaren Nähe zum Reiterstandbild Kaiser Wilhelms II. gibt es in Köln keinen evidenteren Ort als diesen hier, um auch an den Völkermord an den Armeniern zu erinnern. Köln ist die deutsche Stadt, in der die meisten Armenier leben; hier befindet sich auch der Bischofssitz der Armenisch-Apostolischen Kirche.

Aus diesem Grund kann ich Ihnen auch als Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln, in der neben den beiden Großkirchen über ein Duzend weitere Kirchen zusammenarbeiten, mitteilen, dass bei der im Juni 2022 stattgefunden Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft einstimmig beschlossen wurde, den Aufruf der Initiative „Völkermord erinnern“ zu unterstützen.

Wir fordern somit die Fraktionen des Kölner Rates und die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln dazu auf, dem Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ hier an dieser Stelle, an der Hohenzollernbrücke, einen permanenten Platz zu verschaffen, solange keine befriedigende Gesamtlösung des Umgangs mit dem kolonialen Erbe, an den dieses Reiterstandbild erinnert gefunden wurde.

Wie wir heute Morgen im Kölner Stadtanzeiger lesen konnten, gibt es von Seiten türkischer Institutionen Widerstände gegen dieses Vorhaben. Deshalb möchte ich Ihnen von folgender

Begebenheit berichten. Ich war dabei als am 19.10.2014 ein armenischer Kreuzstein zum Gedenken an den Völkermord an den Armeniern in Neuwied am Rhein auf einem öffentlichen Platz der Stadt im Beisein des Neuwieder Oberbürgermeisters und anderer Vertreter/innen der Stadt vom damaligen armenischen Bischof Karekin Bekdjian eingeweiht wurde.

Der Druck der dann von Seiten eines türkischen Verbandes aufgebaut wurde mit dem Ziel, den Kreuzstein von dieser Stelle zu verbannen, führte dazu, dass der Neuwieder Oberbürgermeister (Nikolaus Roth) die armenische Gemeinde in Neuwied dazu drängte, diese möge doch von sich aus einen anderen Platz für den Kreuzstein suchen, d.h. woanders aufzustellen.

Wie es scheint, hat erst das solidarische Eintreten der anderen Kirchen in Neuwied, die in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammenarbeiten, dazu geführt, dass der Oberbürgermeister dem Drängen der türkischen Institutionen dann doch nicht nachgegeben hat.

Aber zurück hierher nach Köln und der Forderung, dass hier an dieser Stelle das Genozid-Mahnmal „Dieser Schmerz betrifft uns alle“ aufgestellt werden sollte. Dabei geht es sowohl um die Erinnerung an den Genozid an den Armenien und zugleich um einen blinden Fleck unserer deutschen Geschichte. Es geht um die Notwendigkeit, sich der eigenen Verantwortung zu stellen mit dem Ziel, sensibilisiert durch das Geschehene, nun mit wachen Augen all jenen Entwicklungen entgegenzutreten, wo politische Akteure bereit sind, die Geschichte zu verschleiern und die Wahrheit mit Gewalt zu unterdrücken.

Ich möchte abschließend daran erinnern, was Cem Özdemir an dieser Stelle vor fast einem Jahr hier bei einem Gedenken gesagt hat. Er kritisierte die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts, die dazu führte, dass das hier vorläufig hingestellte Genozid -Mahnmal von der Stadt abtransportiert wurde. Cem Özdemir wortwörtlich: „Das Zurückweichen der liberalen Demokratien, aus Angst vor den großen & kleinen Diktatoren & und ihren hiesigen VertreterInnen, muss endlich ein Ende haben.“

Wenn wir wirklich bereit sind, aus der Geschichte zu lernen und Verantwortung zu übernehmen, dann dürfen wir den Herausforderungen eines Genozid-Mahnmals, dessen Schmerz uns alle betrifft, an diesem Ort nicht ausweichen.

24. April 2023|

Einladung zur Gedenkfeier

Das Mahnmal steht!

Herzliche Einladung zur Gedenkfeier zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern am 24. April um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke. Eine Blumenniederlegung ist gewünscht.

Das Mahnmal steht!

Herzliche Einladung zur Gedenkfeier zum internationalen Gedenktag für die Opfer des Völkermordes an den Armeniern am 24. April um 18 Uhr am Mahnmal an der Hohenzollernbrücke. Eine Blumenniederlegung ist gewünscht.

12. April 2023|

Kölnische Rundschau: Klares Votum für Mahnmal in Köln

Klares Votum für Mahnmal in Köln

Über ein Mahnmal, das an den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich mit Unterstützung der Truppen von Kaiser Wilhelm II. erinnern soll, wird in Köln seit 2018 diskutiert.

Artikel lesen (Kölnische Rundschau)

Klares Votum für Mahnmal in Köln

Über ein Mahnmal, das an den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich mit Unterstützung der Truppen von Kaiser Wilhelm II. erinnern soll, wird in Köln seit 2018 diskutiert.

Artikel lesen (Kölnische Rundschau)
2. April 2023|

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

„Ja zum Mahnmal! Es ist höchste Zeit, dass öffentlich des Völkermords an den Armeniern gedacht wird, der deutscher Türkeipolitik für fast ein Jahrhundert das moralische Genick brach. Ein Deutschland, das demokratisch sein will, darf nicht mehr anders als ungeschminkt zu historischer Wahrheit und Verantwortung stehen.“

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser, Historiker und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit insbesondere der osmanischen und nachosmanischen Welt an der Universität Zürich

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser: Ja zum Mahnmal!

„Ja zum Mahnmal! Es ist höchste Zeit, dass öffentlich des Völkermords an den Armeniern gedacht wird, der deutscher Türkeipolitik für fast ein Jahrhundert das moralische Genick brach. Ein Deutschland, das demokratisch sein will, darf nicht mehr anders als ungeschminkt zu historischer Wahrheit und Verantwortung stehen.“

Prof. Dr. Hans-Lukas Kieser, Historiker und Titularprofessor für Geschichte der Neuzeit insbesondere der osmanischen und nachosmanischen Welt an der Universität Zürich

1. April 2023|
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